Eine unterhaltsame und informative Reportage

Nunkirchen. "Entschuldigen Sie, aber jedes Mal, wenn ich Sie sehe, muss ich lachen, denn ich verbinde damit die tollen Theateraufführungen der vergangenen Jahre in Nunkirchen", bemerkte vor geraumer Zeit eine Dame im Supermarkt zu Fritz Clemens (Foto: rw), Regisseur und Leiter der Theatergruppe NuNa

Nunkirchen. "Entschuldigen Sie, aber jedes Mal, wenn ich Sie sehe, muss ich lachen, denn ich verbinde damit die tollen Theateraufführungen der vergangenen Jahre in Nunkirchen", bemerkte vor geraumer Zeit eine Dame im Supermarkt zu Fritz Clemens (Foto: rw), Regisseur und Leiter der Theatergruppe NuNa. In der Tat, sein Bekanntheitsgrad hat zugenommen, und diese persönliche Erfahrung spiegelt einen nicht unwesentlichen Teil des Pensionärsdaseins des früheren Studienrates wider. Vor sechs Jahren wurde er gefragt, ob er beim Aufbau der Theatergruppe mithelfe. Nun sind es unter seiner Leitung bereits fünf sehr erfolgreiche Aufführungen geworden, und die Premiere der sechsten Aufführung steht am 13. November an. Bis zu 15 Textbücher sind jeweils vorher zu lesen und zu prüfen, welches Stück für eine neue Aufführung in Frage kommt. Fritz Clemens Urlaubslektüre hebt sich gezielt von diesem "Hobby" ab. "Unter den Geschenken zum letztjährigen Geburtstag befand sich das Buch von Fritz Pleitgen "Durch den wilden Kaukasus". Als alten Karl-May-Fan machte mich der Titel des Buches gleich neugierig, er hatte etwas Abenteuer-Verheißendes, und auch der Autor, ein routinierter Korrespondent, sagte mir auf Anhieb zu", bemerkt er. In dem Buch berichtet Fritz Pleitgen, was ihn seit seiner Jugend für die Kaukasusregion motiviert: der antike Mythos des Prometheus, der den Göttern das Feuer stahl und zur Strafe an den Kaukasusberg Kasbek geschmiedet wurde. Fünf Wochen hat sich der ehemalige Intendant des WDR frei genommen, um durch den Kaukasus zu reisen. In flüssigem, klarem Reporterstil schildert er schwierige politische Verhältnisse, erläutert ausführlich die geschichtliche Entwicklung und die Probleme, die sich aus der Verzahnung der unterschiedlichen Volksgruppen und Kulturen ergeben, deren Struktur vor allem der Stalinismus zerschlagen wollte. Die Stammestraditionen haben sich trotzdem erhalten: Rivalisierende Machthaber, ständige Grenzkontrollen, bürokratische Schikanen und militärisches Gehabe. Dazwischen werden aber auch einfühlsame, warmherzige Begegnungen geschildert mit Menschen, die hier einfach leben neben Hass und Fehden. Fritz Pleitgen, "Durch den wilden Kaukasus", Verlag Kiepenheuer&Witsch, 303 Seiten, ISBN: 3-462-02932-0, Preis 39,90 Euro.

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