Eine Reise durch St. Ingberts Industriegeschichte

St. Ingbert. Es ist nicht ganz ungefährlich, mit Susanne Nimmesgern über die Geschichte der Alten Schmelz zu reden. Die Historikerin weiß einfach zu viel. Wer ein gewisses Interesse mitbringt und zur Industriegeschichte der Stadt St. Ingbert eventuell Nachfragen hat, der muss die Konsequenzen tragen: Er braucht Zeit und schwebt in der Gefahr, noch mehr wissen zu wollen

 Susanne Nimmesgern führt über die Alte Schmelz. Foto: Bergmann

Susanne Nimmesgern führt über die Alte Schmelz. Foto: Bergmann

St. Ingbert. Es ist nicht ganz ungefährlich, mit Susanne Nimmesgern über die Geschichte der Alten Schmelz zu reden. Die Historikerin weiß einfach zu viel. Wer ein gewisses Interesse mitbringt und zur Industriegeschichte der Stadt St. Ingbert eventuell Nachfragen hat, der muss die Konsequenzen tragen: Er braucht Zeit und schwebt in der Gefahr, noch mehr wissen zu wollen.Im Oktober 2008 hatte Nimmesgern eine auf ein Jahr befristete Stelle bei der Initiative Alte Schmelz angetreten. Aber auch danach blieb sie dem Verein verbunden. Mittlerweile hat sie das Zertifikat zur "Kultur- und Landschaftsführerin für das Biosphärenreservat Bliesgau" erworben. Sie hat schon zuvor Vortäge gehalten, Tagesfahrten begleitet und Führungen gemacht. Jetzt tut sie das aber auch unter dem speziellen Label. Was von Vorteil ist. Der Biosphärenstatus interessiere mehr Menschen für die Gegend, sagt Nimmesgern, stelle ein Qualitätssiegel dar. Die THS Media etwa, auf der Schmelz für die Industriekathedrale und das Eventhaus zuständig, frage sie manchmal an, wenn Tagungsgäste sich über die Biosphärenstadt informieren wollten. Die Resonanz sei sehr positiv.

Mit den Führungen wolle sie die "Fahne der Alten Schmelz in diesem gesamten Komplex Biosphärenreservat hochhalten", begründet Nimmesgern ihr Engagement. Gerade die Verzahnung der schönen Landschaft mit großem Artenreichtum und dem stark besiedelten, industriell geprägten Raum mache die Biosphäre aus. Und wenn es um Industrie und St. Ingbert gehe, habe die Schmelz die Nase eben immer vorne. Nimmesgern: "Die Alte Schmelz brachte hier die Initialzündung für die Industriealisierung." Bergbau in nennenswertem Umfang sei erst ab Ende des 18 Jahrhunderts betrieben worden. Die Ursprünge der Schmelz gehen auf das Jahr 1750 zurück. Die Historikerin weiß viel zu erzählen aus diesen Tagen St. Ingberts. Aber auch von dem Zusammenspiel mit der Blieskasteler Gräfin Von der Leyen. Ob ehemalige Philippsburg in Niederwürzbach oder herrschaftliche Häuser, die die St. Ingberter Unternehmerfamilie Krämer im Bliesgau hatte - Susanne Nimmesgern kann in der historischen Dimension manchen Bezug herstellen zwischen Stadt und Land, so wie das die Biosphäre heute auch will. Ihr Lieblingsthema sind allerdings die Unternehmerinnen Catharina Loth und Sopie Krämer. "Das Wirken dieser Frauen finde ich sehr herausragend. Sie haben hier gelebt und ihr Unternehmen expandiert." Das Buch, das sie dazu geschrieben hat ("Die Schmelzerinnen), erscheint demnächst in zweiter Auflage.

Die Siedlung Alte Schmelz sei ihr ans Herz gewachsen, sagt Nimmesgern. Es fasziniere sie herauszufinden, wie sich das Leben auf dem Industrieareal vollzogen habe. Als Kultur- und Landschaftsführerin gibt sie ihre Begeisterung weiter. Wer zuhört, trägt ein gewisses Ansteckungsrisiko. mbe

"Das Wirken der Unternehmer-

Frauen finde ich herausragend."

Susanne Nimmesgern

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