Merzig. Zum 275. Geburtstag des großen Dichters der Aufklärung Christoph Martin Wieland (5.9.1733 - 20.1.1813) im September 2008 ist jetzt bei Gollenstein mit "Die große Wut des Christoph Martin Wieland" ein facettenreiches Lebensbild des großen Aufklärers und eine lebendige Zeitreise in das Weimar des Jahres 1779 erschienen. Wieland, von Herzogin Anna Amalia 1772 zum Erzieher ihres Sohnes Karl August nachWeimar berufen, lebt nun als geachteter Schriftsteller und Herausgeber mit seiner kinderreichen Familie von einer herzoglichen Pension. Er schreibt am Oberon. Karl August hat die Regentschaft übernommen.Die dichte Atmosphäre, die Perrey zu erzeugen vermag, verdankt sich gründlichem Quellenstudium. In seiner Novelle erwacht das alte Weimar in seiner wilden Zeit noch einmal zum Leben: sein halb dörflicher Charakter mit Gänsen und Schweinen auf ungepflasterten Gassen, der Hof mit seinen Festen und die Fülle bedeutender bürgerlicher Persönlichkeiten, die Wieland schätzt und die Gast in seinem Haus und Garten sind. Der Reiz der Novelle liegt unter anderem darin, dass einmal nicht Goethe im Mittelpunkt steht, sondern der verdiente Fürstenerzieher, Herausgeber und Dichter Wieland, dem die Anwesenheit Goethes freilich nicht wenig zusetzt: Eifersucht, die Bitterkeit, nicht mehr die Nummer Eins in Weimar zu sein, und die intellektuelle und künstlerische Anerkenntnis des jungen tollen Genies reiben sich schmerzhaft in ihm. Dennoch ist die Novelle kein Seelendrama.Der Ton bleibt leicht. Wieland ist für Perrey keine angestaubte Rokoko-Figur, sondern ein Aufklärer von europäischem Format und ein reizbarer, sensibler und höchst produktiver Künstler und Herausgeber.Autor Hans-Jürgen Perrey, Jahrgang 1951, ist promovierter Historiker, Lehrer und Schriftsteller und wohnt in Trittau bei Hamburg. Er hat zahlreiche Bücher und Artikel zur Regional-, Literatur- und Zeitgeschichte verfasst. redHans-Jürgen Perrey: Die große Wut des Christoph Martin Wieland, 184 Seiten, ca. 16,90 Euro · ISBN 978-3-938823-34-7, jetzt im Buchhandel.