Eine Kreation mit Potenzial

Saarbrücken. Warum hat man den Erfinder der Bananenkiste eigentlich nicht schon längst mit einem Preis ausgezeichnet? Ob er sich hätte träumen lassen, für was seine stabilen Obst-Kartons alles zweckdienlich sind? Das Saarbrücker Museum Gosz hat die Kiste jetzt sogar als künstlerisches Konzept für seine Weihnachtsausstellung genutzt

Saarbrücken. Warum hat man den Erfinder der Bananenkiste eigentlich nicht schon längst mit einem Preis ausgezeichnet? Ob er sich hätte träumen lassen, für was seine stabilen Obst-Kartons alles zweckdienlich sind? Das Saarbrücker Museum Gosz hat die Kiste jetzt sogar als künstlerisches Konzept für seine Weihnachtsausstellung genutzt. "Mich hat die Frage interessiert, ob sich gute Kunst in jedem Umfeld behaupten kann, also nicht nur im Goldrahmen, sondern auch im billigen Pappkarton", sagt Alexander Golczewski, der zusammen mit seiner Frau Malgorzata Sztremer den kleinen Kunstraum im Garelly-Haus (Ecke Eisenbahn-/Stengelstraße, Tür an Tür mit der Sparte4) betreibt. Für ihre Schau "Gosz Rausch drei" stellten sie über 40 jungen Künstlerinnen und Künstler, nahezu alle HbK-Absolventen, die Glaubensfrage "do you believe in Gosz?" und baten, je eine Bananenkiste mit eigener Kunst zu beschicken. Und als kleine Hommage an die Kaufhauskette Woolworth, die mit der Erfindung des Grabbel-Tischs und festen Preisen Ende des 19. Jahrhunderts den Einzelhandel revolutionierte, hat man die Kisten ganz schlicht aneinander gereiht auf einen Tisch postiert. Zwischen fünf und 500 Euro kosten bei Gosz die Werke, die so manchem Besucher aus der Weihnachtsgeschenke-Klemme helfen können. Etwa der knallblaue gehäkelte Fuchsschwanz von Henrike Kreck, mit dem sich auch den Tierschützern unter den Mantafahrern eine Freude bereiten lässt. Tierisch und humorvoll geht es hier in vielen Kisten zu. Kühe im Dunkeln, die gehäkelte Euter- oder Horn-Wärmer in Leuchtfarben tragen, zeigen etwa Michaela Tröschels Fotos und die von Oliver Kehn Schlangen und Pseudo-Schlangen, wie man sie aus der heimischen Dusche kennt. Hedda Wilms aparte Linolschnitte lassen an Weichtiere und Pflanzenteile, durchs Mikroskop betrachtet, denken. Wie wär's mit einem "Bananenporno" der Saarbrücker Meese Sisters auf Audio-CD? Oder mit einer Gummistiefel-Tasche zum Umhängen für die urbane Dame, made by Kassandra? Gouachen, Siebdrucke, Zeichnungen, Postkarten, Objekte aus Draht oder Alabaster - die Auswahl ist beeindruckend. Eine Kreation mit großem Zukunftspotenzial: Patricia Ravens Memory Spiel mit Fotomotiven von Saarbrücker Großbaustellen. "Do you believe in Gosz?", Museum Gosz, Eisenbahnstraße 22 in Alt-Saarbrücken, bis 21. Dezember, geöffnet Mi und Do 11 - 15 Uhr, Fr 18 - 21 Uhr, Sa und So 11 - 18 Uhr.

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