Eine Gasse für den Professor

Landsweiler-Reden. Dem großen Naturforscher Alexander von Humboldt ist am Zukunftsort Reden gleich eine ganze Straße gewidmet, die Hauptachse des Geländes

Landsweiler-Reden. Dem großen Naturforscher Alexander von Humboldt ist am Zukunftsort Reden gleich eine ganze Straße gewidmet, die Hauptachse des Geländes. Nach Gustaf de Lattin (Foto: SZ) dagegen ist, offiziell seit vergangenem Dienstagabend, "nur" eine Gasse benannt - "nein, nein", wehrt Karl Kleineberg im SZ-Gespräch schmunzelnd ab, keinesfalls habe man damit eine Art Rangordnung unter den Wissenschaftlern andeuten wollen. Kleineberg, Geschäftsführer der Stiftung Industriekultur Saar, ist nämlich verantwortlich für die Namensgebung der Straßen am Zukunftsort. "Der Bergbau hat die Vergangenheit an diesem Ort bestimmt, die Naturwissenschaft steht für die Zukunft", so Kleineberg. Das wolle man inhaltlich umsetzen mit der Ansiedlung entsprechender Institutionen - und in dieses Konzept passt auch die Namensgebung der Straßen. Zur Einweihung der Gustaf-de-Lattin-Gasse war unter den rund 50 Gästen auch Oda Storjohann-de Lattin, die Tochter von Gustaf de Lattin, aus Hamburg angereist: "Ich sehe meinen Vater noch heute vor mir, wie er da saß, die Lupe vor den Augen, um ein Kleinstlebewesen genau zu studieren, einen Korken mit Cyanid im Mund", erzählt sie (Cyanid wird in der Forschung benutzt, um die Untersuchungsobjekte zu konservieren, Anm. d. Red.). "Ich finde es großartig, dass die Arbeit meines Vaters so weiterlebt und weitergetragen wird", erklärte sie. Bekannt wurde der aus Antwerpen stammende de Lattin (1913 bis 1968) vor allem durch seine Forschungen auf dem Gebiet der Zoologie, erzählt Rainer Ulrich, Geschäftsführer der Delattinia. Die Gesellschaft, die ihren Sitz am Zukunftsort Reden hat, wurde von Gustaf de Lattin gegründet, als dieser als Professor für Zoologie an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken lehrte; Schwerpunkte waren Schmetterlingskunde, allgemeine Evolutionsforschung, Genetik und Biogeografie. Seine Schmetterlingssammlung, die im Zentrum für Biodokumentation in Reden untergebracht ist, gilt als einzigartig in Deutschland. Der nach ihm benannten Delattinia-Arbeitsgemeinschaft für tier- und pflanzengeografische Heimatforschung im Saarland gehören heute 350 Mitglieder an, so Ulrich. Prominentes Mitglied ist auch Umweltminister Stefan Mörsdorf. Der sollte laut Programm das Straßenschild feierlich enthüllen - "etwas, was ich noch nie gemacht habe", bekannte er unter dem Gelächter der Umstehenden. Als es aber nach den Grußworten von Professor Rüdiger Mues, Vorsitzender der Delattinia, und Harald Schreiber, Schatzmeister und "guter Geist" der Delattinia, ernst wurde, überließ Mörsdorf es dann doch lieber Oda Storjohann-de Lattin und Rüdiger Mues, das Schild zu enthüllen. Zwar sind Naturforscher ja auch mit den Unbilden der Natur vertraut, aber der einsetzende Regen mit Graupelschauern und heftigem Wind trieb die ganze Gesellschaft ziemlich rasch ins Gondwana-Gebäude. Dort leistete der Umweltminister dann seinen Beitrag in Form eines Festvortrages zum Darwin-Jahr (Charles Darwin wäre am 12. Februar 200 Jahre alt geworden). Vor der imposanten Kulisse des 40 Meter langen Argentinosaurus referierte Mörsdorf souverän, kenntnis- und anekdotenreich eine gute Stunde über den Schöpfer der Evolutionstheorie.

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