Eine Dorfschwester der modernen Art

Hoof · Die Jungen ziehen weg, die Alten bleiben im Dorf zurück. In Hoof kümmert sich nun Betreuungshelferin Annetraud Kling um alleinstehende und hilfebedürftige Senioren. Ein Modellprojekt, das bald im ganzen Saarland Schule machen soll.

 Betreuungshelferin Annetraud Kling (Mitte) mit Helga Schmieder (82, links) und Rosel Büchner (76). Foto: B&K

Betreuungshelferin Annetraud Kling (Mitte) mit Helga Schmieder (82, links) und Rosel Büchner (76). Foto: B&K

Foto: B&K

Einmal Blutdruckmessen, ein Pieks in den Finger und auch der Blutzuckerwert von Rose Büchler aus Hoof ist überprüft. Für Annetraud Kling, Krankenschwester im Ruhestand, kein Problem. Seit Beginn des Jahres kümmert sich die 62-Jährige um ältere und hilfsbedürftige Menschen in dem Ostertal-Ort. "Haushaltsnahe Betreuung" nennt Ortsvorsteher Gernot Müller (SPD) das Projekt, das er mit dem Ortsrat aus der Taufe gehoben hat und das bald im ganzen Saarland Schule machen soll. "Angesichts des demografischen Wandels braucht man maßgeschneiderte Lösungen in einem Dorf wie Hoof", sagt Müller. Die "Heemer Betreuungshelferin" sei weniger eine Dorfschwester, wie es sie früher gab. "Wir sehen das Projekt als Türöffner. Wir wissen ja, welche älteren Menschen im Dorf alleinstehend sind und vielleicht Hilfe brauchen."

Ein oder zwei Mal pro Woche

Annetraud Kling schaut je nach Betreuungsbedarf ein oder zwei Mal die Woche bei ihren Senioren nach dem Rechten, misst auch mal den Blutdruck, hilft bei Papierkram mit Behörden, Krankenkassen oder anderen Institutionen, stellt Kontakte zu privaten Betreuungsdienstleistern her oder kümmert sich um staatliche Hilfen. Und das etwa fünf bis sechs Stunden in der Woche. "Bei meiner Arbeit geht es oft einfach nur ums Reden und Zuhören. Aber es geht auch darum, viele Sachen anzusprechen, zum Beispiel das Thema Sturzprophylaxe", erzählt Kling. Man wolle aber keine Konkurrenz oder Ersatz für Pflegedienste sein.

"Ich bin sehr froh, dass Annetraud Kling kommt. Sie hat mir viel geholfen, zum Beispiel beim Papierkram", berichtet Rose Büchler, Jahrgang 1936. "Bei ihr haben wir schon viel bewirkt, wo sie allein nicht zurechtgekommen ist", meint Kling. Auch Birgit Uhlmann besucht die frühere Krankenschwester, die 40 Jahre am Ottweiler Krankenhaus gearbeitet hat, regelmäßig. Die 56-Jährige sitzt im Rollstuhl. "Ich bin zwar noch jünger, aber es gibt genug behördliche Dinge, bei denen man nicht richtig durchschaut. Da hilft Annetraud Kling mir auch", berichtet Uhlmann. Derzeit betreut Kling 17 Hoofer.

Die haushaltsnahe Betreuung ist ein Modellprojekt, das auch von den saarländischen Ministerien für Soziales und für Umwelt aufmerksam beobachtet wird. Finanziert wird es derzeit über den Verein zur Förderung der Dorfentwicklung, die DRK-Ortsgruppe stellt eine Erste-Hilfe-Tasche zur Verfügung. Doch Gernot Müller hat sich bereits Hilfe bei der Agentur für ländlichen Raum, die zum Umweltministerium gehört, geholt und auch das Sozialministerium und der Landkreis St. Wendel haben finanzielle Unterstützung zugesagt. "Das Projekt soll auch landesweit den Bürgermeistern bekannt gemacht machen", berichtet Gernot Müller.

Weitere Informationen und Kontakt: Gernot Müller, Tel. (06856) 8150 (ab 18 Uhr), oder im Dorfladen.

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