Saarbrücken. Er war eine der spannendsten Figuren der deutschen Rocklandschaft: Als Sänger und Haupttexter der Politrockband "Ton Steine Scherben" schrieb Rio Reiser (1950 bis 1996) in den 70er Jahren mit Songzeilen wie "Macht kaputt, was Euch kaputtmacht" und "Keine Macht für niemand" zentrale Parolen der linken Nach-68er-Bewegung. Die Band verweigerte sich dem Business und brachte Schallplatten in Eigenregie heraus. In seiner Solozeit in den 80ern wurde Reiser dann mit Hits wie "König von Deutschland" zum konventionelleren Rock- und Popstar. "Rio Reiser Projekt" (RRP) nennt sich nun ein saarländisches Quartett, das "aus der Motivation heraus entstand, der zeitlosen Musik Rio Reisers Gehör zu verschaffen".Erfreulich viele junge Gesichter waren am vergangenen Freitag beim Konzert in der gut besuchten Breite 63 zu sehen. Hier waren die Reiser-Songs in kompetenten Händen. Die junge Formation aus Armindo Ribeiro (Klavier), Jan Morbe (Bass) und Jan Scholtz (Schlagzeug) inszenierte die nicht zuletzt in Sachen Rhythmik kniffligen Arrangements tadellos: Frontmann Andreas Bucklisch sang gut verständlich und traf durchweg einen passenden Tonfall. RRP streben ausdrücklich "einen eigenständigen Sound an", wollen den Liedern "einen besonderen Charakter verleihen". Klar rückt die Band den poetischen Rio Reiser in den Vordergrund - seine Pop-Balladen kamen am überzeugendsten rüber. Auch wenn die bei Reiser fast immer durchschimmernden, aggressiveren und aufmüpfigeren Töne zu ihrem Recht kamen, klang es hier nicht entfernt so radikal und wild wie einst bei "Ton Steine Scherben". Dass dies das RRP-Konzept ist, unterstreicht alleine schon der Verzicht auf die einst obligatorischen E-Gitarren. Riesenapplaus, Zugaben. uhr