Ein Stück Tradition verschwindet

Völklingen · Sie ist eine der bedeutendsten Weichweizenmühlen im Saarland, dennoch ist in wenigen Wochen Schluss: Die Mühle Quirin in Völklingen wird zum Jahresende stillgelegt. Die Modernisierung lohne sich nicht.

 Noch bis zum Ende des Jahres brennen die Lichter in der Mühle Quirin in der Karl-Janssen-Straße. Danach werden ihre Kunden aus Frankfurt, Mannheim und Köln beliefert. Foto: Jenal

Noch bis zum Ende des Jahres brennen die Lichter in der Mühle Quirin in der Karl-Janssen-Straße. Danach werden ihre Kunden aus Frankfurt, Mannheim und Köln beliefert. Foto: Jenal

Foto: Jenal

Ein Stück Tradition geht Völklingen bald verloren: Nach über 260 Jahren wird die Mühle Quirin in der Karl-Janssen-Straße zum Jahreswechsel ihren Betrieb einstellen (wir haben kurz berichtet). Das hat die Dachgesellschaft VK Mühlen AG mit Sitz in Hamburg entschieden, die seit dem Verkauf des Völklinger Betriebes im Jahr 2009 die Geschicke der Mühle über die Kampffmeyer Milling Group lenkt.

"Enormer Modernisierungsstau" sei der Grund für die Entscheidung gewesen, wie ein Pressesprecher des Konzerns auf SZ-Nachfrage mitteilt. Um die Völklinger Mühle auf den Stand der übrigen Betriebe unter dem Dach der AG zu bringen, wären Investitionen im zweistelligen Millionenbereich notwendig gewesen. Das aber hätte sich angesichts des großen Wettbewerbdrucks unter den Mühlen im Saarland "auf lange Sicht nicht gerechnet". Vor allem regionale Klein- und Großbetriebe sind Kunden bei Quirin.

Der Entscheidung vorangegangen war eine Prüfung, der der Konzern alle Mühlen in seinem Bestand unterzogen hatte. Zukunftsfähigkeit und der technische Stand der Anlage waren wichtige Kriterien, die auch ein Betrieb in Hameln nicht erfüllen konnte; er wurde deshalb bereits stillgelegt. Dagegen bleiben andere erhalten, wie zum Beispiel eine Mühle in Frankfurt, die schließlich für rund zehn Millionen Euro saniert wurde. Oder eine in Köln - hier investierte der Konzern laut Sprecher 16,5 Millionen Euro.

Der nächst gelegene Betrieb unter dem Dach der Kampffmeyer-Gruppe befindet sich in Mannheim, die Hildebrandmühlen. Quirin-Kunden sollen jetzt von ihnen und jenen in Köln und Frankfurt beliefert werden, sagte der Sprecher weiter.

Wie es mit den Mitarbeitern in der Mittelstadt weitergeht, steht noch nicht fest. Genau 14 sind es an der Zahl, die Produktion ist wegen eines hohen Grades an Automatisierung nicht sehr personalintensiv. "Das Unternehmen wird für die von der Schließung betroffenen Mitarbeiter nach sozialverträglichen Lösungen suchen", heißt es dazu in der Pressemitteilung. Eine Transfergesellschaft soll eingerichtet werden, lässt der Sprecher bereits durchscheinen. Und er schließt auch nicht aus, dass die Mitarbeiter das Angebot erhalten, zu einem der anderen Betriebe unter der Dachgesellschaft zu wechseln. Die Gespräche seien derzeit im Gange.

Und das Gebäude? Da die Mühle "lediglich stillgelegt" und nicht geschlossen wird, bestehe theoretisch immer noch die Option, sie wieder in Betrieb zu nehmen. Somit bleiben das Gebäude inklusive der Anlage bis auf weiteres erhalten.

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HintergrundDie Mühle Quirin ist im Jahre 1752 gegründet worden. Das geht aus einer 250-Jahres-Festschrift von 2002 hervor, die Stadtarchivar Christian Reuther im historischen Bahnhofsgebäude in Völklingen aufbewahrt. Mit einer Vermahlungskapazität von 42 000 Tonnen pro Jahr ist die Quirin-Mühle eine der bedeutendsten Weichweizenmühlen des Saarlandes. Zum Vergleich: Der Betrieb in Frankfurt hat eine Kapazität von 130 000 Tonnen, der in Köln von 265 000 Tonnen im Jahr. Die Kampffmeyer Milling Group ist in Deutschland marktführend in Sachen Mehl und vertreibt bekannte Marken wie zum Beispiel Aurora, Diamant und Rosenmehl. avm

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