Ratgeber Ein Schlüsseldienst für die Liebe

Saarbrücken · Die Saarbrücker Ärztin Beate Strittmatter hat einen bemerkenswerten Ratgeber geschrieben, der sich auch mit den Zusammenhängen von körperlichen Leiden und Beziehungsproblemen befasst.

 Eine Ärztin aus Saarbrücken will mit ihrem neuen Ratgeber die Liebe retten.

Eine Ärztin aus Saarbrücken will mit ihrem neuen Ratgeber die Liebe retten.

Foto: picture alliance / dpa/Frank May

Gut, der Buchtitel klingt schon ein bisschen so, als hätten sich Lilo Wanders und Helene Fischer fürs „Brigitte“-Dossier verbündet: „Rettet die Liebe!“. In rosa Lettern. Samt Ausrufezeichen. Der Untertitel wird sogar noch kühner: „Wie Du das Glück zurückholst“. Wer wollte bei solchen Versprechungen nicht zugreifen? Zumal die Rückkehr des Glücks für 19,90 Euro zu haben ist. Doch die gut 200 Seiten, auf denen die Saarbrücker Ärztin Dr. Beate Strittmatter nun quasi ihr Konzentrat hunderter Patientengespräche und etlicher Praxisjahre gebannt hat, sind weniger flott geschriebene Paartherapie denn eine recht grundsätzliche Anleitung zum konfliktärmeren Dasein – für Liebende wie schon nahezu Entzweite. Aber auch beim Zoff mit dem Boss, Kollegen oder mit wem man sonst über Kreuz liegen könnte, leistet der Band quasi erste Hilfe zur Selbsthilfe.

Überraschend zunächst: Beate Strittmatter, Jahrgang 1956, praktiziert nicht als Psychotherapeutin. Ihre ärztliche Laufbahn begann mit der Allgemeinmedizin. Diverse weitere Qualifikationen von Orthopädie über Schmerztherapie, Notfallmedizin bis hin zu Naturheilverfahren folgten. Seit 30 Jahren ist sie überdies Ausbildungsleiterin der Deutschen Akademie für Akupunktur in München. Was schon ahnen lässt: Nicht allein das wehe Kreuz, das lahme Knie sieht sie, kommt ein Patient zu ihr, sondern den gesamten Menschen mit allem, was ihn so drückt. Auch psychisch. Nicht selten sei das auch ein Quell der physischen Leiden. „Eine der wichtigsten Krankheitsursachen findet sich in unglücklichen Beziehungen“, sagt Strittmatter. Zur Therapie gesellt sich daher fast immer das Gespräch, in dem die Ärztin Vertrauen gewinnt und dann nicht nur den medizinischen Problemen im engeren Sinne nachgeht. Auch dort ansetzt, wo Spritze oder Tabletten versagen würden.

 Kuriert Rücken und Herzen: Dr. Beate Strittmatter.

Kuriert Rücken und Herzen: Dr. Beate Strittmatter.

Foto: Beate Strittmatter/Strittmatter

Einem gusseisernen Schulmediziner sträubten sich da wohl schon die Nackenhaare. Wagte er es überdies, den Fuß ins Sprechzimmer der Kollegin zu setzen, fände er sein Wähnen wohl bestätigt. Statt klinischem Weiß empfangen einen warme Töne; Feng Shui war bei der Praxisplanung spürbar dominanter als der rechte Winkel. Der Nachteil allerdings: Die Wohlfühl-Ordination öffnet nur für Privatpatienten.

Autorin Strittmatter begegnet den Konflikten, die viele für unlösbar halten, nun mit eingängigen Bildern. Das „Energie-Fass“ ist so ein Erklärungsmodell. Will meinen: Manche Zipperlein könnten Menschen locker wegstecken, hätten sie genug Energie. Wie in einem Fass, in dem Steine am Boden von Wasser bedeckt werden. Fließt aber durch Löcher zu viel Wasser ab, Energie gewissermaßen, werden die Problembrocken sichtbar. Und das können etwa Erkrankungen sein, mit denen ein Mensch, der psychisch unbelastet ist, noch gut zu Rande käme. Just Beziehungsprobleme aber – in der Liebe wie im Beruf – saugten mächtig Energie ab, so die Ärztin. Auch den Gründen solcher Probleme spürt sie nach. Manchmal liege es daran, „dass jemand seinen Platz nicht einnimmt“, erklärt sie. Heißt: Letztlich bekrittelt man gern am anderen das, was man bei sich selbst vermisst – ohne sich darüber aber klar zu sein. Mit vielen „Fällen aus der Praxis“ belegt Strittmatter das in ihrem Buch exemplarisch und nachvollziehbar.

So kam etwa ein Patient zu ihr, völlig erschöpft, offenbar mit einem Burn-out. „Was würden Sie gerne ändern?“, stellte ihm Strittmatter die Kardinalfrage. Prompte Antwort: „Meine Frau, die ist immer so laut und so unordentlich und extrovertiert.“ Doch die Ärztin wollte auch wissen, warum er irgendwann eben diese Frau wollte. Damals habe sie „Farbe“ in sein Leben gebracht, so der Patient. Das also, was ihm selbst abging. Weil er aber über all die Ehejahre an seiner Persönlichkeit nichts änderte, leise und introvertiert blieb, stieß ihm das „Laute“ seiner Frau schließlich auf. Immer wieder komme man zu diesen Mustern, sagt Strittmatter. Und mit dieser Erkenntnis sei der erste Schritt zur Besserung bereits getan.

Doch was dann? Gute Hilfsangebote, meint die Ärztin, gebe es reichlich – von Hypnose bis hin zu diversen Therapien. Sie sieht sich mit ihrem Buch eher als diejenige, die den Stein ins Rollen bringt. „Ich bin diejenige, die den Schlüssel gibt, die Tür aufschließt“, sagt sie. Warum aber empfiehlt sie, vor allem an sich selbst zu arbeiten? „Man kann nur einen ändern, das ist man selbst“, entgegnet sie. „Alles, was uns in anderen begegnet, ist auch ein Thema in uns“, ist sie überzeugt. Was stark ans Bibelwort (Matthäus 7.3) vom Splitter im Auge des anderen erinnert, den Balken im eigenen aber ungesehen lässt. Klar sei auch, dass man über Probleme und Konflikte, „Themen“, wie Sttrittmatter das nennt, offen reden müsse. „Ich kann nicht erwarten, dass der Partner meine Gedanken liest“, sagt sie. Klingt zunächst simpel und nach Alltagsweisheit. Könnte einen aber ein gutes Stück weiterbringen, wenn man im Disput mit der Gattin mal wieder denkt: „Warum will die mich partout nicht verstehen?“

Beate Strittmatter: „Rettet die Liebe! Wie Du das Glück zurückholst“, Forum ViaSanitas Verlag, Salzburg, 214 Seiten, 19,90 Euro.

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