Ein Präsident als Bindeglied

Riegelsberg. Es war der zweite Anlauf. Und während der erste Versuch mehr dazu dienen sollte, ein Zeichen zu setzen, so war es Herbert Bastian im Juni 2011 bedeutend ernster mit seiner Kandidatur zum Präsidenten des Deutschen Schachbundes. War er 2007 noch in seiner Rolle als Sprecher der Landesverbände zur Kandidatur gedrängt worden, trieb ihn der Stillstand zur erneuten Kandidatur

 Herbert Bastian hat viel Arbeit als Spieler der SVG Saarbrücken sowie als Präsident des Saarländischen und des Deutschen Schachbundes. Foto: Rolf Ruppenthal

Herbert Bastian hat viel Arbeit als Spieler der SVG Saarbrücken sowie als Präsident des Saarländischen und des Deutschen Schachbundes. Foto: Rolf Ruppenthal

Riegelsberg. Es war der zweite Anlauf. Und während der erste Versuch mehr dazu dienen sollte, ein Zeichen zu setzen, so war es Herbert Bastian im Juni 2011 bedeutend ernster mit seiner Kandidatur zum Präsidenten des Deutschen Schachbundes. War er 2007 noch in seiner Rolle als Sprecher der Landesverbände zur Kandidatur gedrängt worden, trieb ihn der Stillstand zur erneuten Kandidatur. "Vor vier Jahren hatten wir uns einen Schub erhofft, als Robert von Weizäcker Präsident wurde. Allerdings hat er letztendlich nur repräsentiert. Und so kam 2011 die Aufforderung an mich, noch einmal zu kandidieren", erläutert Bastian.Denn es gab und gibt dringende Probleme. Probleme, die der Riegelsberger, seit 1992 Vorsitzender des Saarländischen Schachverbandes und hauptberuflich Studienrat für Physik und Mathematik, angehen wollte: "Die Nationalmannschaft war gerade bei der Schach-Olympiade nur auf Platz 64 gekommen, aber auch sonst gab es genug Programmpunkte." Die drei entscheidenden Aspekte waren für ihn das Verhältnis der Funktionäre zur Nationalmannschaft, eine stärkere Einbeziehung der Vereine und der notwendige Strukturwandel. "Wir müssen ein Programm für die nächsten Jahre entwickeln, wo der Verband hin will und wie das geschehen soll", erklärt Bastian.

Die Probleme sind nicht neu. So schwelt seit langem ein Streit zwischen der Nationalmannschaft und dem Schachbund. Für Bastian ist das vor allem ein Kommunikationsproblem: "Spitzenspieler und Funktionäre gehen sich aus dem Weg. Ich versuche, dort anzusetzen, schließlich bin ich selbst aktiver Spieler." So will er in Zukunft den Dialog verstärken. Der sensationelle Europameister-Titel soll genutzt werden, auch, um die Spieler langfristig auf die Funktionärs-Ebene zu überführen, erklärt Bastian: "Wir haben ja Profis, und die müssen sich stärker im Schachbund engagieren."

Neben weiteren Professionalisierungs-Maßnahmen, wie dem Ausbau der Marketing-Arbeit, will Bastian die Männerdomäne Schach aufbrechen. Nur sieben Prozent der Spieler sind Frauen. "Da müssen wir ansetzen. Neben den Mädchen wollen wir aber auch die Frauen über 30 Jahren als Zielgruppe angehen. Als Fernziel haben wir einen Frauenschach-Kongress vor." Das Problem ist eben nicht nur ein deutsches.

Sein Programm ist voll, die Jahre des Stillstands haben Spuren im Schachbund hinterlassen. Man merkt, dass Herbert Bastian viel bewegen will, versuchen will, Bindeglied zwischen Spielern und Funktionären sowie zwischen Schachbund und Landesverbänden zu sein. Dass das nicht von heute auf morgen geht, weiß der 59-Jährige: "Verordnen kann man bei Schachspielern nichts. Die diskutieren gerne. Entscheidend ist, den Blick auf die Chancen und nicht auf die Risiken zu lenken."

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