Ein Jahr mit viel Sonnenschein

Merzig-Wadern. November-Tristesse statt spritzig-kaltem Silvester: Es schien, als ob der Wettergott weinend von jenen rekordverdächtigen Damen Abschied nahm, die die vergangenen zwölf Monate dominiert haben. Denn Doreen, Ila, Wally und all die anderen brachten uns - trotz teilweise miesem Sommer - einen Platz an der Sonne

Merzig-Wadern. November-Tristesse statt spritzig-kaltem Silvester: Es schien, als ob der Wettergott weinend von jenen rekordverdächtigen Damen Abschied nahm, die die vergangenen zwölf Monate dominiert haben. Denn Doreen, Ila, Wally und all die anderen brachten uns - trotz teilweise miesem Sommer - einen Platz an der Sonne."Das vergangene Jahr brachte uns viel Wärme und Trockenheit und geht als besonders sonnenscheinreich in die Klimastatistik ein", zieht der ehemalige SZ-Wetterfrosch Patrick Ginsbach Bilanz. Als Ursache nennt er häufige Hochdruckwetterlagen, die in 2011 wieder einmal Frauennamen trugen. "Es war 1,5 Grad wärmer als in den vergangenen Jahren", hat der Hobby-Meteorologe ausgerechnet - mit 10,5 Grad im Durchschnitt. In den vergangenen zehn Jahren breche nur das Jahr 2007 diesen Rekord. "Damals wurden 10,6 Grad im Durchschnitt ermittelt, was 1,6 Grad plus bedeutet." Schon früh im Jahr hätten Barbara, Friederike und Co ihren Einfluss geltend gemacht. "Nach den schneereichen Tagen Ende Dezember 2010 hat es im Januar und Februar kaum geschneit. Dabei ist in unseren Breiten doch gerade um diese Zeit mit Minus-Temperaturen, Eis und Schnee zu rechnen." Auch in den kommenden Monaten ließen die Hochdruckgebiete Milde walten - bis auf die Sommermonate Juni und Juli, wie er einschränkt.

"Das Frühjahr war sehr warm und trocken", konstatiert Patrick Ginsbach. Als Beweis zieht er Zahlen heran: "Der April war mit etwa 13 Grad fast fünf Grad zu warm. Der gesamte Frühling war rund drei Grad zu warm, und es fiel mit insgesamt 67 Litern pro Quadratmeter nur rund ein Drittel der üblichen Niederschlagsmenge. Dafür schien in den Monaten März, April, Mai rund 780 Stunden lang die Sonne. Das entspricht etwa 160 Prozent der üblichen Sonnenscheindauer", hat er ausgerechnet. Bei der Sonnenscheindauer, die seit 1951 gemessen wird, landet das vergangene Jahr sogar auf dem dritten Platz mit rund 1880 Stunden. "Im Schnitt sind es 1650 Stunden pro Jahr." Nur 2003 mit 2014 Stunden und 1959 mit 1982 Stunden stellen es in den Schatten. Sonne statt des für diesen Monat traditionellen Nebels hat auch den November beherrscht. "73 Sonnenstunden wurden gemessen, 57 sind der Durchschnitt", verrät der Fachmann. "Auch im Dezember war es - von einer kurzen Winterepisode abgesehen - sehr mild. Wir hatten in diesem Jahr kaum Schnee", lautet sein Resümee nach einem Blick über seine Aufzeichnungen.

Unterdurchschnittlich bezeichnet er die Niederschlagsmenge in dem abgelaufenen Jahr. Nach Auswertung geht er von rund 680 Litern pro Quadratmeter aus. "2011 wurden also gut ein Viertel weniger registriert. Denn normal sind im Mittel 860 Liter."

Einen Wintereinbruch mit Eis und Schnee in den kommenden zwei Wochen schließt er nach der aktuellen Kartenlage zurzeit aus. Und eine Prognose für den Hochwinter, also Ende Januar, Anfang Februar, will er nicht abgeben. "Das wäre wie die Zukunftsvorhersage beim Bleigießen. Das ist zwar ein schöner Silvesterbrauch, mehr aber nicht." Foto: PG

"Das vergangene Jahr geht als besonders sonnenscheinreich in die Klimastatistik ein."

Patrick Ginsbach

Auf einen Blick

Sturmtief "Joachim" sauste Mitte Dezember mit Spitzengeschwindigkeiten von über 100 Stundenkilometern übers Saarland. In Berus wurden 104 Stundenkilometer gemessen. Er hat im Grünen Kreis einige Schäden nach sich gezogen. In Wahlen musste ein Haus vor einem Erdrutsch gesichert werden.

Drei schwere Orkane brausten nach Auskunft des Deutschen Wetterdienstes seit 1999 über Deutschland. Am 26. Dezember 1999 "Lothar", am 27. Dezember 2002 "Jeanett" und am 18. Januar 2007 "Kyrill". Als Orkan bezeichnen Meteorologen ein Tiefdruckgebiet, in dessen Einflussgebiet Böen mit einer Geschwindigkeit von mehr als 120 Stundenkilometern auftreten können.

 In Wahlen mussten im Dezember Einsatzkräfte nach heftigen Regenfällen ein Wohnhaus vor einem Erdrutsch sichern. Foto: Rup

In Wahlen mussten im Dezember Einsatzkräfte nach heftigen Regenfällen ein Wohnhaus vor einem Erdrutsch sichern. Foto: Rup

Ein Orkan entsteht, wenn kalte Luft vom Nordpol auf warme Luft aus dem Süden trifft. An der Grenze, der sogenannten Polarfront, ziehen die Luftmassen aneinander vorbei. Dabei können Drehbewegungen entstehen, in deren Zentrum der Luftdruck stark abfällt und Tiefdruckwirbel mit starken Winden ausgelöst werden. Quelle: Spiegel-Online red

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