Man sollte sie mal ernsthaft zusammenzählen, die vielen Kochshows, die auf (fast) allen Kanälen laufen. Sie köcheln sich um Kopf und Kragen, um Topf und Magen. Johann Lafer, Tim Mälzer, Sarah Wiener, Horst Lichter, Ralf Zacherl und Kollegen lassen es an Exotik nicht vermissen. Da ein winziger Hauch von Zitronengras, hier eine Prise Meersalz, aber bitte nur vom afrikanischen, ein halbes Teelöffelchen Orangenlikör und so weiter und so fort. Schon Alfred Biolek geriet seinerzeit in größte Verzückung, als ein Küchenchef im Brutzelstudio seine eisige Nachspeise mit einem Minzeblättchen zu höchster Vollendung trieb. So entstehen heutzutage die fantasievollsten Gerichte: Lammrücken im Brotmantel, Pimentoquiche mit Chorizo, Wurzel-Rösti mit in Apfelwein geschmortem Gemüse, Tatar von Eismeerforelle und Avocado, Labskaus von der Ente mit Saiblingkaviar, Stubenküken unterm Ziegelstein mit Artischocken und anderer Küchenzauber. Ich habe einen Kollegen, der isst für sein Leben gern. Er kann sich aber mit all den "karierten Maiglöckchen", die die Kochshows hervorbringen, gar nicht anfreunden. Sein höchster Genuss, das ist das "Mäählkneppche". Mehlknödel kann man auch dazu sagen. Mehl, Eier, Salz und Milch - mehr braucht man dazu nicht. Mit Speckrahmsauce oder eingeweckten Mirabellen. Fertig. Mein Kollege gäbe viel darum, wenn er mal wieder Mehlknödel serviert bekäme. Genau so, wie sie die Oma gemacht hat. Ganz ohne Schneckedänzja, ohne diesen Zutaten-Firlefanz. Für die kulinarischen Auswüchse der Neuzeit hätte auch des Kollegen Großmutter kein Verständnis gehabt. Vermutlich hätte sie sich mal stramm an den Kopf gegriffen und gefragt: Geht's auch ein bisschen normaler? Doch davon sind Kochshows weit entfernt.