Ein großes Herz für Kinder

Höchen · 35 Jahre lang war Schwester Veronika aus dem Orden der Dominikanerinnen im Kindergarten St. Dominikus in Bexbach tätig. Jetzt ist die beliebte Kita-Leiterin in den Ruhestand gegangen. Wir befragten sie über schöne und traurige Momente in ihrer Berufslaufbahn und wollten wissen, was sich in 35 Jahren aus ihrer Sicht verändert hat.

 Für Schwester Veronika war der Beruf immer auch Berufung. Am wohlsten fühlte sie sich im Kreise ihrer kleinen Schützlinge, die sie mit viel Engagement aufs spätere Leben und vor allem auf die Schule vorbereitete. Fotos: maa/Bernhard Reichhart

Für Schwester Veronika war der Beruf immer auch Berufung. Am wohlsten fühlte sie sich im Kreise ihrer kleinen Schützlinge, die sie mit viel Engagement aufs spätere Leben und vor allem auf die Schule vorbereitete. Fotos: maa/Bernhard Reichhart

 Zum Abschied haben Eltern und Kinder der beliebten Kindergartenleiterin ein buntes Buch voller Erinnerungen zusammengestellt.

Zum Abschied haben Eltern und Kinder der beliebten Kindergartenleiterin ein buntes Buch voller Erinnerungen zusammengestellt.

Vor 35 Jahren kam Schwester Veronika nach Bexbach. Seitdem hat sie Generationen von Kindern durch die Vorschuljahre begleitet, ihnen vor dem ersten großen Schritt ins Schulleben Mut gemacht und sich auch später noch für ihren Werdegang interessiert. Kein Wunder, dass Schwester Veronika in unserer Zeitung immer gerne ab Mitte Juni die Fotos und Namen von den Abschlussklassen studiert hat: "Ich freue mich immer, wenn ich auf den Gruppenbildern ein bekanntes Gesicht entdecke".

Für Schwester Veronika war der Beruf zugleich auch Berufung: "Ich könnte mir bis heute nichts Schöneres vorstellen", sagte sie im Gespräch mit unserer Zeitung.

Zum Abschied haben ihr die Kinder und Eltern ein buntes Buch zusammengestellt, mit gemalten Bildern, alten Fotos und vielen guten Wünschen. "Ich weiß gar nicht, wo die 35 Jahre geblieben sind", sagt die Schwester, die seit 37 Jahren dem Orden der Dominikanerinnen angehört. Wie ihre weiteren Pläne aussehen, weiß sie noch nicht. Von Mitte Oktober bis Mitte Dezember nimmt sie sich eine Auszeit im Kloster Münsterschwarzach bei Würzburg, "dann werde ich in Absprache mit dem Orden zu einem Ergebnis kommen."

Anfragen gab es genug, auch in Bexbach hätte man sie gerne weiterhin behalten, ebenso in der Pfalz, wo ein Pfarrer sie um Mithilfe im Kindergarten bat. "Aber ich werde erst zum Jahresende wissen, was ich mache". Dass Schwester Veronika ihr Leben den Kindern widmete, lag auch in ihrer eigenen Kindheit begründet: "Ich half immer gerne bei den Familien in der Nachbarschaft. Da habe ich die Kinder ausgefahren und mit ihnen gespielt."

Sie selbst sei aber kein Musterkind gewesen. "Ich war neugierig und wurde oft Opfer meiner vorlauten Fragen", erzählt sie lachend. Ihre Eltern waren Donau-Deutsche, die nach dem Krieg aus Ungarn nach Deutschland gekommen waren und sich in Heidelberg niedergelassen hatten. Veronika, die Jüngste, ist bereits in Heidelberg geboren. Ungarisch hat sie nie gelernt, "aber meine Eltern sprachen untereinander Ungarisch, wenn wir Kinder etwas nicht verstehen sollten." Später, im beruflichen Umgang mit Kindern, half ihr oft die Erinnerung an die eigene Kindheit weiter: "Ich wusste, dass Kinder vieles nicht böse meinen, sondern einfach noch nicht einordnen können, was sie sagen und wie es auf andere wirkt. Das Problem hatte ich ja auch."

Nach der Schule lernte Veronika zunächst den Beruf der Bürokauffrau und bekam eine Stelle beim Caritasverband der Stadt Heidelberg. Doch bald merkte sie, dass sie lieber Umgang mit Kindern als mit Aktenordnern hatte, und trat nach der entsprechenden Ausbildung Anfang der 70er Jahre ihren ersten Posten als Erzieherin in Landstuhl an.

Es folgten Kindergärten in Pirmasens und Kindsbach. 1976 trat Veronika in den Orden der Dominikanerinnen Speyer ein. "Es gibt dort die Möglichkeit der tätigen Ordensarbeit. Dieses Konzept gefiel mir. Ich wollte im Sinne Gottes etwas bewirken." Aus der Ordensgemeinschaft und aus der Beziehung zu Gott schöpfte sie die Kraft für ihre tägliche Arbeit, die auch traurige Momente bereithielt: Chronisch kranke Kinder, Kinder mit Tumoren oder Herzkrankheiten haben sie sehr berührt.

Wenn sie heute auf 35 Jahre Erziehungsarbeit zurückblickt: Wo sieht sie die Unterschiede zwischen den Kindern von heute und denen vor 35 Jahren? "Die Kinder heute sind wissbegieriger, sie zweifeln die Dinge an und lassen sich nichts vormachen. Sie lauschen nicht andächtig, sondern stellen kritische Fragen."

Das ist die positive Seite, aber auch die Nachteile sieht Schwester Veronika: "Es wird immer schwieriger, die Kinder mit einfachen Dingen zu beschäftigen. Eine Gießkanne voll Wasser und ein Haufen Sand reichen nicht mehr, es muss schon ein richtiges Beschäftigungsprogramm da sein, sonst langweilen sich die Kinder. Kurzum, man muss ihnen mehr bieten." Auch spürt sie den Wandel innerhalb der Familienstruktur: "Früher hatten die Mütter mehr Zeit. Das geht zurück. Der Faktor Zeit ist in vielen Familien ein knappes Gut geworden." Was sich mit den Jahren nicht verändert hat, ist das Bedürfnis der Kinder nach Liebe und Zuwendung, nach Lob und auch mal der Wunsch, dass ihnen Grenzen gezeigt werden. "Auch das gehört zu einer guten Erziehung", sagt die Schwester, "es zeigt, dass man die Kinder ernst nimmt. Alles durchgehen zu lassen ist vielleicht bequem, aber hilft dem Kind in keiner Weise fürs spätere Leben."

Die Pfarrei St. Martin wird Schwester Veronika mit einem Dankgottesdienst am Sonntag, 22. September, um 10.30 Uhr in der Pfarrkirche verabschieden.

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