Ein großer Freund der kleinen Falter

Schwalbach · Viele Schmetterlingsarten sind mittlerweile vom Aussterben bedroht. Edgar Theobald geht dagegen vor: Er züchtet unter anderem selten gewordene Falter – um „der Natur im positiven Sinne etwas nachzuhelfen“.

 Edgar Theobald hält in seinem Garten in Hülzweiler ein Tagpfauenauge in der Hand. Foto: Rolf Ruppenthal

Edgar Theobald hält in seinem Garten in Hülzweiler ein Tagpfauenauge in der Hand. Foto: Rolf Ruppenthal

Foto: Rolf Ruppenthal

Behutsam öffnet Edgar Theobald den Deckel eines Einmachglases und lässt den gelb-schwarz gemusterten Schmetterling auf einen Holzspan krabbeln. Seit nunmehr 25 Jahren züchtet der umtriebige, top-fitte 73-Jährige im Keller seines Hauses im Schwalbacher Ortsteil Hülzweiler Schmetterlinge. Theobald nimmt den privaten Zuchtbetrieb so ernst, dass er sich seither keinen längeren Urlaub mit seiner Ehefrau gegönnt hat. "Wir müssen auch in den Wintermonaten auf sie aufpassen", erklärt Theobald. Damit nicht genug, geht Theobald seit 15 Jahren an Grundschulen und Kindergärten im ganzen Land und erklärt den Kindern, wie er Schmetterlinge züchtet. Sein Enkel, der seinerzeit in Hülzweiler zur Grundschule ging, sei einer Lehrerin durch sein Fachwissen über Falter positiv aufgefallen. Als diese ihn dann fragte, woher er das wisse, habe der Junge geantwortet, sein Opa züchte Schmetterlinge. "Dann muss der mal herkommen, sagte darauf die Lehrerin", erzählt Theobald. Bislang sei er in rund 350 Schulklassen gewesen.

Täglich füttert und säubert Theobald die Verwandlungskünstler in ihrem jeweiligen Stadium - vom stecknadelkopfgroßen Ei über die Raupe bis hin zum frisch geschlüpften Falter. Längst kennt er alle Unterschiede zwischen den Falterarten, er weiß, ob sie tags oder nachts fressen, auf welchen Gartenpflanzen sie ihre Eier ablegen, ob sie sich am Boden liegend oder an einem Ast klebend verpuppen und wie lange sie überwintern. Sobald die schönen Falter geschlüpft und flugfähig sind, entlässt sie Edgar Theobald in die freie Natur. "Jedes Jahr lassen ich und meine Frau zwischen 1400 und 1600 Falter fliegen", berichtet er stolz. Fast 80 Arten, zumeist Nachtfalter, habe er bislang selbst gezüchtet.

Was er in seinem verwilderten Garten an Einzeleiern, Gelegen und Raupen findet oder von Schmetterlings-Freunden bekommt, zieht er in Einmachgläsern groß. "Aus 100 abgelegten Eiern entwickeln sich nur zwischen ein bis drei Schmetterlinge in der freien Natur", sagt Theobald. Denn in den meisten Eiern und Raupen niste sich die Schlupfwespe ein, so dass nur wenige Falter überleben. 60 Gläser stehen derzeit in seinem Keller. Je nach Größe der Raupen muss er sie bis zu drei Mal täglich füttern. Auf dem Speiseplan stehen fast alle Gartenpflanzen und viele Unkräuter, etwa Dill, Möhrenkraut, Fenchel und Brennnesseln. Damit die Sturzpuppen des Tagpfauenauges, des Kleinen Fuchses und des Landkärtchen Halt finden können, hat Theobald eigens ein "Puppenkarussell" aus Weinrebendraht erfunden. Das Besondere daran: An dem geflochtenen Drahtrad können die Puppen kopfüber hängen.

Vor etwa 25 Jahren wurde Edgar Theobald bewusst, dass viele Schmetterlinge aus seiner Kindheit verschwunden waren. So fiel ihm beispielsweise auf, dass die Bläulinge, eine vom Aussterben bedrohte Schmetterlingsgruppe, fast gar nicht mehr in unserer Region zu Hause ist. Seither versucht Theobald die Artenvielfalt der hiesigen Schmetterlinge zu erhalten. "Ich helfe der Natur im positiven Sinne etwas nach", sagt er. Kaum jemand wüsste, dass die Falter - neben den Bienen - einen Beitrag zur Blütenbestäubung leisteten. Als er eines Tages bemerkte, dass in seinem Garten eine Raupe am Möhrenkraut fraß, nahm Theobald das Insekt auf die Hand, setzte sie in ein Einmachglas und zog sie in seinem Keller groß.

Schmetterlings-Freunde erreichen Edgar Theobald unter Tel. (0 68 31) 5 86 25.

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