Ein Gotteshaus für die letzte Ruhe

Saarlouis. Jean Marie Schug, Gesellschafter eines Bestattungsunternehmens in Saarlouis, hat die frühere Kapelle der Jesuiten-Niederlassung "Canisianum" gekauft und möchte daraus einen Bestattungsraum für Urnen machen, ein sogenanntes Kolumbarium, das erste im Saarland. Rund 250 Nischen aus Stuck möchte er rund nun um den Altar und in den Seitenwänden einrichten

 Jean Marie Schug (links) will in der Jesuitenkirche Saarlouis ein Bestattungsraum für Urnen einrichten. Träger soll die altkatholische Kirche von Pfarrer Oliver van Meeren werden. Foto: Jenal

Jean Marie Schug (links) will in der Jesuitenkirche Saarlouis ein Bestattungsraum für Urnen einrichten. Träger soll die altkatholische Kirche von Pfarrer Oliver van Meeren werden. Foto: Jenal

Saarlouis. Jean Marie Schug, Gesellschafter eines Bestattungsunternehmens in Saarlouis, hat die frühere Kapelle der Jesuiten-Niederlassung "Canisianum" gekauft und möchte daraus einen Bestattungsraum für Urnen machen, ein sogenanntes Kolumbarium, das erste im Saarland. Rund 250 Nischen aus Stuck möchte er rund nun um den Altar und in den Seitenwänden einrichten. "Würdig, diskret, und ohne den Raum zu beeinträchtigen", sagt er.

Die kleine Kirche wurde im Jahr 1900 gebaut. Sie gehört samt dem Kloster fest zum Stadtbild. Seit drei Jahren aber steht sie leer, weil die Jesuiten ihre Niederlassung in Saarlouis aufgegeben haben. Die Immobilie fiel vertragsgemäß an die Stadt. Die fand keine religiöse Gemeinschaft, die den Raum als Ort für Gottesdienste übernehmen wollte. So wurde das ganze Kloster an einen Architekten verkauft. Der konnte zwar das Kloster, nicht aber die Kirche wie geplant als Büro nutzen. Also verkaufte er sie weiter an das Bestattungsunternehmen. Mit Rückgaberecht, falls das Kolumbarium nicht genehmigt werden sollte.

Gesellschafter Schug gehört der altkatholischen Kirche an. Die hat sich 1871 von der katholischen Kirche getrennt, weil sie die Definition der päpstlichen Unfehlbarkeit ablehnte. Im Saarland sind die Altkatholiken als eine einzige Pfarrei mit Sitz in Saarbrücken organisiert. Pfarrer ist Oliver van Meeren. Dieser erkannte die Chance: Die Altkatholiken würden das Kolumbarium als Träger übernehmen, weil diese das Friedhofsrecht haben, also Orte der letzte Ruhe unterhalten dürfen. Damit könnte Schug seine Idee umsetzen. Und die Altkatholiken hätten in der Kirche, die sie "St. Theresa" nennen wollen, einen Stützpunkt in Saarlouis. Van Meeren: "Wir würden dort Gottesdienste feiern, Religionsunterricht halten, seelsorgliche und kulturelle Angebote machen."

Räume für Urnenbestattungen, die Kolumbarien heißen, gab es schon in der Antike bei den Römern. In jüngster Zeit sind in Deutschland Kirchen in einigen Städten zu Kolumbarien umgewandelt worden. Anders als herkömmliche Friedhöfe und ähnlich wie ein Friedwald werden sie privatwirtschaftlich betrieben. Schug und van Meeren sehen das ganze Saarland als Einzugsbereich. Van Meeren: "Das Kolumbarium wird ökumenisch. Dort können Menschen jeder und ohne Konfession bestattet werden. Dort kann ein evangelischer ebenso wie ein katholischer Pfarrer eine Urne bestatten." Mindestens für 15 Jahre müsse ein Urnengrab belegt bleiben.

Nun muss das Gesundheitsministerium das Kolumbarium genehmigen. Dazu braucht es das Einvernehmen der Stadt Saarlouis. Das ist die Feststellung, wonach einem Plan kein wichtiges Interesse entgegensteht. Doch Ratsmitglieder und Verwaltung zögern. Würden Saarlouiser im privatwirtschaftlichen Kolumbarium statt auf einem städtischen Friedhof ihre letzte Ruhe finden, dann entginge der Stadt ein Teil der Friedhofsgebühren. "Das", sagt Baudezernent Manfred Heyer, "hätte Auswirkungen auf den sowieso schon sensiblen Gebührenhaushalt der Friedhöfe. Wir müssen ja die ganze Infrastruktur aufrechterhalten."

Das versteht Schug. Er sei, sagt er, sogar bereit, die Stadt an den Einkünften aus dem Kolumbarium zu beteiligen.

Meinung

Gut für

die Seele

Von SZ-Redakteur

Johannes Werres

Das Saarlouiser Huckepack-Modell von Unternehmen und altkatholischer Kirche verlangt zunächst, würdige Bestattungsplätze wahlweise auch als kommerziell betrieben zu akzeptieren. Daran hat man sich bei den Friedwäldern schon gewöhnt. Das Gegenargument, die Zerfaserung städtischer Leistungen und der Einkünfte daraus zu stoppen, ist absolut berechtigt - aber kein Dogma. Denn mehr wiegt, dass über dieses Modell der Erhalt einer alten Kirche bezahlt werden kann: nicht bloß als denkmalgeschützte Mauer, sondern als gottesdienstlicher Raum. Darin äußert sich städtebaulicher Respekt vor dem eigenen Erbe. Es sei erlaubt, es so zu nennen: Seele. Dies auch deswegen, weil ein Kolumbarium auf der Linie der Sterbehospize liegt: den Tod mitten ins Leben zurück zu holen.

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