Ausstellung Ein bezauberndes Farben- und Formenspiel

Wallerfangen · Das Historischen Museum Wallerfangen zeigt in der Sonderausstellung „Magie der Kristalle“ über 90 keramische Objekte aus aller Welt.

 Blick in eine Vitrine der Sonderausstellung „Magie der Kristalle“ in Wallerfangen.

Blick in eine Vitrine der Sonderausstellung „Magie der Kristalle“ in Wallerfangen.

Foto: Hanne Winter/Historisches Museum Wallerfangen

Kristallglasuren verleihen keramischen Objekten eine ganz besondere Note. Die Metalloxide, die diese Glasuren enthalten, bilden beim Abkühlen im Brennofen unterschiedliche kristalline Strukturen aus. Auf Vasen sorgen sie für ein bezauberndes Farben- und Formenspiel. Mal lassen sie schillernde Eisblumen auf der Oberfläche wachsen, mal intensiv blaue Blüten wuchern, manchmal auch einen Sternenhimmel metallisch schimmern. Das Historische Museum Wallerfangen widmet sich derzeit in einer Sonderausstellung der „Magie der Kristalle“.

Gezeigt werden über 90 keramische Objekte mit Kristallglasuren aus über 100 Jahren. Sie stammen aus Manufakturen wie Sèvres, Sarreguemines und Wallerfangen und von Keramikerkünstlern aus dem Saarland, dem übrigen Bundesgebiet, Europa und den USA, allesamt sind sie Präziosen.

Diese Glasiertechnik sei nämlich so schwierig, dass nur wenige Keramiker sie beherrschten, erklärt die Saarbrücker Keramik-Expertin Ulrike Radunz. Schon die kleinste Abweichung von der Rezeptur oder Unachtsamkeit beim Brennen könne die Bildung der Kristalle beeinträchtigen, so Radunz, die die Exponate aus ihrer eigenen Sammlung von privaten Leihgebern für den Historischen Verein Wallerfangen zusammengestellt hat.

Anfangs, so um 1850, als Keramiker in Frankreich und England mit neuen Glasuren experimentierten, betrachtete man die Entstehung von kristallinen „Flecken“ zunächst als unerwünschte Glasurfehler, bevor man ihren Reiz entdeckte und anfing, diese Glasiertechnik weiterzuentwickeln, so Radunz. Der Durchbruch für die Kristallglasur kam mit der Pariser Weltausstellung. Fortan wetteiferten Porzellanmanufakturen international um die besten Ergebnisse.

Das älteste Exponat der Schau, eine beige Sèvre-Vase von 1914, lässt nur dezente Kristall-Effekte erkennen. Ein Krug aus Sarreguemines und sein Pendant, bei dem die Kristalle wie nach unten „verrutscht“ wirken, belegt für Radunz, dass man in Anbetracht der hohen Herstellungskosten selbst unperfekte Stücke verkaufte. Die Fayencerie Sarreguemines, hier mit einer Vitrine vertreten, schaffte es als große Ausnahme sogar, Kristallglasur-Objekte serienmäßig herzustellen.

Seit dem Zweiten Weltkrieg haben sich Keramiker jeder Generation für die Kristallglasur begeistert, jedoch fertigen sie nur noch Einzelstücke, „Studiokeramik“, auch im Saarland. Als „Picassos“ unter den Keramikkünstlern gilt das in Belgien lebende deutsche Ehepaar Angelika und Gerd Panten. Auch von ihnen kann man in Wallerfangen Stücke sehen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort