Ein Besuch in der leuchtenden Unterwelt

Homburg. "Zwölf Stockwerke, vier Kilometer Ganglänge, 50 bekannte Eingänge." Höhlenführer Markus Schindler bringt seine Besuchergruppe ins Staunen. Das ist aber angesichts dessen, was die Gäste erleben dürfen, nicht ganz schwierig. Denn: Unzweifelhaft sind die Homburger Schlossberghöhlen eine der größten Attraktionen in der Region

 Mit ihrer Mischung aus modernen Stahlträgerkonstruktionen und beeindruckenden Höhlenformationen bieten Europs größte Buntsandsteinhöhlen in Homburg einen Blick in die Vergangenheit. Die Höhlen sind kein Naturwunder, sondern im 17. Jahrhundert von Menschenhand gemacht. Foto: Thorsten Wolf

Mit ihrer Mischung aus modernen Stahlträgerkonstruktionen und beeindruckenden Höhlenformationen bieten Europs größte Buntsandsteinhöhlen in Homburg einen Blick in die Vergangenheit. Die Höhlen sind kein Naturwunder, sondern im 17. Jahrhundert von Menschenhand gemacht. Foto: Thorsten Wolf

Homburg. "Zwölf Stockwerke, vier Kilometer Ganglänge, 50 bekannte Eingänge." Höhlenführer Markus Schindler bringt seine Besuchergruppe ins Staunen. Das ist aber angesichts dessen, was die Gäste erleben dürfen, nicht ganz schwierig. Denn: Unzweifelhaft sind die Homburger Schlossberghöhlen eine der größten Attraktionen in der Region. Als größte Buntsandsteinhöhlen Europas bieten sie einen einzigartigen Blick zurück in die Geschichte der heutigen Kreisstadt. Denn das umfangreiche und verzweigte Höhlensystem ist kein Naturwunder, sondern ein Produkt von Menschenhand. Im 17. Jahrhundert wurde der sehr quarzhaltige Sand vor allem für die Glasproduktion, später für die Herstellung von Scheuersand, abgebaut und der Schlossberg dabei in viele Richtungen durchgraben. Das System aus Gängen und Kammern diente in Teilen aber auch der darüber gelegenen Festung Hohenburg als Lagerraum für Vorräte und Munition. Nach ihrer Blütezeit gerieten die Buntsandsteinhöhlen in Vergessenheit, erst in den 1930er Jahren wurden sie wiederentdeckt. Im Zweiten Weltkrieg dienten sie dann auch als Schutzraum für die Bevölkerung. Auch darüber wissen Markus Schindler und seine Kollegen viel zu berichten.Seit ihrer Wiederentdeckung haben die Schlossberghöhlen eine wechselvolle Geschichte hinter sich gebracht. Lange Zeit ein Ausflugsziel von überregionaler Bedeutung, beendete im Jahr 2003 der teilweise Einsturz des berühmten "Thronsaals" zwischenzeitlich die Karriere der Höhlen als touristisches Glanzlicht. Es folgte eine umfangreiche Sanierung, die es im Jahr 2007 ermöglichte, einen Teil der Anlage wieder zugänglich zu machen. In den Jahren danach wurden weitere Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen umgesetzt, heute präsentieren sich die Homburger Schlossberghöhlen mit ihrem voll erschlossenen zehnten Stockwerk wieder als Rundkurs - natürlich auch mit Blick auf den legendären Thronsaal. Mit den Jahren der Sanierung hat sich auch das Bild der Schlossberghöhlen gewandelt. Moderne Stahlträger-Konstruktionen als Gangschutz prägen die Anlage mit, neue Beleuchtungssysteme werfen ein durchaus dramatisches Licht auf die Geschichte. Eine Tour - man kann die Höhlen nur mit einer Führung besuchen -, bietet aber nicht nur einen tiefen Einblick in das Labyrinth, sondern auch in einen Teil saarländischer Nachkriegsgeschichte, zum Beispiel als "Johos Regierungsbunker". Für ein selbstständiges Saarland hatte der erste saarländische Ministerpräsident Johannes Hoffmann unter strengster Geheimhaltung im Homburger Schlossberg einen Schutzbunker für die Regierung errichten wollen. Der Beitritt des Saarlandes zur Bundesrepublik im Jahr 1957 machte den Bau überflüssig. Heute ist vor allem ein beeindruckender Gewölbekeller der unvollständigen Bunkeranlage einer der Höhepunkte eines Rundgangs durch die Schlossberghöhlen.

saarbruecker-zeitung.de/

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Auf einen Blick

Die Öffnungszeiten der Schlossberghöhlen: Von April bis Oktober täglich von neun bis 17 Uhr, von November bis März täglich von zehn bis 16 Uhr, die letzte Führung findet eine Stunde vor Schließung statt. Die Eintrittspreise: Erwachsene fünf Euro, Kinder bis 16 Jahre drei Euro. Das Familienticket (zwei Erwachsene und ein Kind) kostet elf Euro, jedes weitere Kind 2,50 Euro. Informationen und Voranmeldung (empfohlen) sind möglich unter Telefon (0 68 41) 20 64, per Fax unter (0 68 41) 9 93 05 89 oder per E-Mail an schlossberghoehlen@homburg.de. thw

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