Ein amerikanischer Quilt in Merzig

Merzig. Ein typischer Brite. Zurückhaltend, höflich, introvertiert. So wirkt der Textilkünstler Kaffe Fassett, als er im Merziger Museum Schloss Fellenberg seine Arbeiten vorstellt. Umso mehr verwundert es zu erfahren, wie mutig der 71-Jährige den Grundstein seiner weltweiten Karriere legte. Aufgewachsen an der kalifornischen Pazifikküste wurde er von klein auf zu Kreativität ermutigt

 Ausschnitt aus einem Quilt des US-Textilkünstlers Kaffe Fassett. Fotos: rup

Ausschnitt aus einem Quilt des US-Textilkünstlers Kaffe Fassett. Fotos: rup

Merzig. Ein typischer Brite. Zurückhaltend, höflich, introvertiert. So wirkt der Textilkünstler Kaffe Fassett, als er im Merziger Museum Schloss Fellenberg seine Arbeiten vorstellt. Umso mehr verwundert es zu erfahren, wie mutig der 71-Jährige den Grundstein seiner weltweiten Karriere legte. Aufgewachsen an der kalifornischen Pazifikküste wurde er von klein auf zu Kreativität ermutigt. Er malte, tanzte, schauspielerte, Henry Miller war ein häufiger Gast der Familie. Mit 19 Jahren gewann er ein Stipendium für Malerei in Boston, ging aber kurz darauf nach London. Mit befreundeten Modedesignern machte er einen Ausflug nach Schottland, wo er in einer Spinnerei wunderschöne Strickgarne entdeckte. "Auf der Rückfahrt im Zug brachten meine Freunde mir das Stricken bei", erzählt er. Alle 20 Garne, die er gekauft hatte, verarbeitete Fassett in einem Pullover und ging damit geradewegs zum Vogue-Magazin. "Zurückhaltend englisch war ich nicht", meint er. Er hatte Erfolg damit.

"Von da an war die ganze Welt für mich ein einziges Strickmuster-Vorbild", sagt er lachend. Und der Kalifornier entdeckte die Farben: "Als ich nach England kam, musste ich erstmal mit dem ganzen Grau klar kommen", erinnert er sich, "aber dann fiel mir auf, dass durch das diffuse Licht die Farben umso stärker strahlen." So viel Farbe wie möglich - das war und ist die Devise von Fassett, der 1988 als erster Textilkünstler zu Lebzeiten eine Einzelausstellung im Londoner Victoria & Albert Museum zugesprochen bekam. Seit 1964 lebt er in England, schrieb rund 30 Bücher, gestaltete Fernsehshows in Großbritannien und entwirft unerschöpflich Muster und Designs für zahlreiche Firmen. Neben dem Stricken entdeckte Fassett bald die Stickerei für sich, die es ihm ermöglichte, figurativer zu arbeiten und zu entwerfen. Seine Gobelin-Muster von Blumen und Gemüse in kräftigen Farben haben die Stickszene regelrecht revolutioniert. Ähnliches gelang ihm mit Patchwork. "Patchwork habe ich immer gemocht, am Anfang meiner Karriere haben die traditionellen Muster mich zum Stricken motiviert, dann habe ich begonnen, eigene Stoffe zu entwerfen und diese in Patchwork umzusetzen", erklärt er.

Strahlende Farben, bunte Muster - die etwa 20 Patchwork-Quilts, die bis zum 21. Juni im Museum Schloss Fellenberg zu sehen sind, im Übrigen die erste Kaffe-Fassett-Ausstellung in Deutschland, strotzen nur so vor Lebendigkeit. Auf Einladung von Sibylle Wasow von der Patchwork & Textilwerkstatt in Merzig gab der Künstler einen Workshop und präsentierte einen Diavortrag über seine Arbeit. "Etwa ein Drittel des Jahres bin ich auf Reisen", sagt er und zeigt Fotos von Whiskyfässern in Schottland, einer Tür in Marokko, einer grob gezimmerten Holzwand oder eines Rosenoberteils aus Mexiko, allesamt Inspirationen für seine Arbeit. Die rot-weiß gestreifte Tür aus Marokko findet sich übrigens in der Ausstellung: natürlich mit feinen Stichen umgesetzt in einen leuchtenden Quilt.

Kaffe Fassetts "Meine Welt der Farben" ist zu sehen bis 21. Juni im Merziger Museum Schloss Fellenberg. Geöffnet Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen von 14-18 Uhr.

 Kaffe Fassett

Kaffe Fassett

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