Drohbrief wegen freilaufender Hunde

Neipel/Tholey. Tyrannisieren freilaufende Hunde ungescholtene Bürger im beschaulichen Neipel? Diesen dramatischen Eindruck vermittelt jedenfalls der Verfasser eines anonymen Schreibens an die Saarbrücker Zeitung. Darin schildert er gleich mehrere erschreckende Vorgänge in dem Tholeyer Ortsteil

 Angst vor freilaufenden Hunden: Ein Anonymer kündigt Gegenwehr an. Foto: dpa

Angst vor freilaufenden Hunden: Ein Anonymer kündigt Gegenwehr an. Foto: dpa

Neipel/Tholey. Tyrannisieren freilaufende Hunde ungescholtene Bürger im beschaulichen Neipel? Diesen dramatischen Eindruck vermittelt jedenfalls der Verfasser eines anonymen Schreibens an die Saarbrücker Zeitung. Darin schildert er gleich mehrere erschreckende Vorgänge in dem Tholeyer Ortsteil. Besonders Kinder und Senioren fürchteten sich vor den Tieren, die nicht an der Leine geführt würden und wild durch Wohnviertel stöberten. Dabei schreckten Passanten vor anspringenden Vierbeinern zurück. Konkret heißt es in dem Brief, der zeitgleich an die Tholeyer Gemeindeverwaltung ging: "Zwei größere freilaufende Hunde stürmen auf eine Passantin los; einer davon springt bis auf Schulterhöhe an ihr hoch, wirft sie fast um und verschmutzt dabei erheblich deren Oberbekleidung, während der zweite Hund sie abwartend umkreist." Doch damit nicht genug: "Ein mittelgroßer freilaufender Hund nähert sich zum Schrecken der Eltern in bedenklicher Weise Kinderwagen mit Babys darin." Darüber hinaus kritisiert der geheime Verfasser, dass die Tiere unter anderem in den Vorgärten Kot zurücklassen. Und das alles, obwohl es eine Leinenpflicht in der Gemeinde Tholey gebe.Das bestätigt Bürgermeister Hermann Josef Schmidt (CDU, Foto: dia-saar.de/SZ). "Es gibt eine Polizeiverordnung, die besagt: Hunde an die Leine." Dass Tierhalter dennoch immer wieder dagegen verstoßen, sei nichts Neues und kein ausschließliches Problem im Ortsteil Neipel. Das bestätigt auch Ortsvorsteher Aloisius Berwanger (Foto: sem): "Alle vier Wochen kommt es zu Beschwerden, dass Hunde nicht angeleint über die Straßen und Felder ziehen." "Wir werden erneut darauf hinweisen, dass sich daran zu halten ist", kündigt Schmidt an. Zu ernsten Zwischenfällen sei es jedoch bislang nicht gekommen.Das könnte sich jetzt aber ändern. Denn in dem Brief droht der Anonyme Gegenmaßnahmen an, sollten sich die Hundebesitzer nicht an die Regeln halten. Es habe sich sogar eine Interessengemeinschaft gebildet, die nicht mehr lange der ganzen Sache tatenlos zuschauen will. Die selbst ernannten Interessenvertreter setzen ein zweiwöchiges Ultimatum. Wörtlich heißt es in dem Schreiben: "Es würde uns sehr leid tun, wenn ein Hund für die Unmündigkeit, die Uneinsichtigkeit und die Verantwortungslosigkeit seines Besitzers büßen müsste. ( ) Falls während dieser Zeit weiterhin die bisherige Linie des Desinteresses und der Untätigkeit bestehen bleibt, setzen wir unsere Vorhaben in die Praxis um. Und da bieten unbeaufsichtigte Hunde vielfältige Möglichkeiten."Trotz dieser Drohung denkt Bürgermeister Schmidt nicht an eine Anzeige gegen Unbekannt. Der gebe er wenig Aussichten auf Erfolg. Ähnlich reagiert Kriminalhauptkommissar Otmar Löber von der Polizeibezirksinspetion in St. Wendel. Auch wenn das Schreiben durchaus als Drohung aufgefasst werden könne, stelle es "keinen Tatbestand der Androhung eines Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz" dar. Es fehle eine konkrete Ankündigung, was die Gegner freilaufender Hunde in Neipel den Vierbeinern antun wollen. Meinung

Zwei Mal kein Verständnis

 Neipel - Idylle oder Hundeterror? Foto: SZ

Neipel - Idylle oder Hundeterror? Foto: SZ

Von SZ-Redakteur Matthias Zimmermann Es gibt durchaus Menschen, die sich vor Hunden fürchten. Da spielt es keine Rolle, ob diese Angst berechtigt ist oder nicht. Es ist so, basta! Und es gibt klare Anweisungen, wonach Hunde an die Leine gehören. Denn auch wenn der Vierbeiner nicht gefährlich ist, muss man es nicht mögen, wenn man von einem Tier angesprungen wird. Auch wenn es nur um eingeforderte Streicheleinheiten geht. Daran sollten sich alle Hundebesitzer halten. Aus Rücksicht gegenüber den anderen Bürgern, die Abstand haben wollen. Verständnis für diejenigen, die diese Regeln missachten, gibt es nicht. Gleiche Verständnislosigkeit gilt indes für anonyme Briefeschreiber. Wer etwas zu beklagen hat, soll sich persönlich und offen dazu bekennen. Diejenigen, die sich hinter heimlichen Schreiben verstecken, sind feige und genau so zu verurteilen wie diejenigen, die Gesetze missachten. Schlimmer noch, wenn sie wie im Neipeler Fall sogar drohen. Wer sich auf solch eine Ebene begibt, hat es nicht verdient, Rechte einzufordern, die er selbst mit Füßen tritt. Denn Geheimnistuerei grenzt ebenso die Freiheit der anderen ein wie diejenigen, die sich nicht an Recht und Gesetz halten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort