Notfallprophylaxe Drogenabhängige bekommen Gegenmittel

Saarbrücken · Um Drogentode zu verhindern, stattet das Saarbrücker Drogenhilfezentrum Abhängige mit Naloxon aus.

 Bei einer Überdosis hilft Naloxon, Zeit zu gewinnen.

Bei einer Überdosis hilft Naloxon, Zeit zu gewinnen.

Foto: picture alliance / dpa/Frank Leonhardt

Am Mittwoch hat die Polizei den 26. Drogentoten im Jahr 2017 im Saarland gemeldet. Im Saarland und auch bundesweit ist die Zahl der Drogentoten gestiegen. Mit dem Ziel, künftige Tode dieser Art zu verhindern, haben Vertreter des saarländischen Gesundheitsministeriums, der Ärztekammer, der Kassenärztlichen Vereinigung und der Apothekerkammer am Mittwoch eine Vereinbarung zur Drogen-Notfall-Prophylaxe unterzeichnet. Ab sofort darf das Saarbrücker Drogenhilfezentrum (DHZ) Abhängige mit Naloxon ausstatten. Die Konsumenten können den Wirkstoff bei Überdosierungen anwenden. Naloxon ist ein sogenannter Opioid-Antagonist, also ein Gegenmittel für Drogen wie Heroin, und verhindert Atemlähmungen. „Die Einnahme hat eine aufschiebende Wirkung“, sagte Dr. Gunter Hauptmann, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung. So können Betroffene die Zeit überbrücken, bis der Notarzt eintrifft. Dass der gerufen wird, bleibt trotz Einnahme des Gegenmittels unvermeidlich. „Das Problem ist, dass Naloxon schneller abgebaut wird als das eingenommen Opioid“, erklärte der Präsident der Saarländischen Ärztekammer, Dr. Josef Mischo. Die Folge: Irgendwann ist das Naloxon abgebaut, während sich die Droge noch immer im Körper befindet. Zu diesem Zeitpunkt sollten die Betroffenen also in ärztlicher Behandlung sein. Mischo: „Zweimal Naloxon hilft nicht.“

Wenn die Person, die überdosiert hat, für sich ist, hilft der Wirkstoff nicht weiter. Oft seien die Betroffenen beim Konsum aber nicht alleine, sagte Thomas Lamberty vom saarländischen Gesundheitsministerium. „Das Ziel ist, dass irgendwann jeder Abhängige ein Notfallset mit Naloxon bei sich hat“, sagte DHZ-Leiterin Eva Wache. Bevor die Abhängigen das Naloxon erhalten, müssen sie eine Schulung absolvieren, in der sie für Überdosierungen sensibilisiert werden, so Wache. „Danach werden die Teilnehmer an Ärzte weitergeleitet, die ihnen den Wirkstoff verordnen.“ Das Medikament wird über eine Spritze mit einem Aufsatz für die Nase verabreicht.

Das Institut für Therapieforschung in München (IFT) evaluiert das Projekt, das zunächst auf zwei Jahre angelegt ist. Das Drogenhilfezentrum plant, maximal 50 Personen pro Jahr für die Anwendung von Naloxon auszubilden.

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