Dorf nach Waffenfund evakuiert

Meisenheim/Becherbach. Die Polizei hat bei einem Waffennarr im rheinland-pfälzischen Becherbach, nördlich von Kaiserslautern, ein riesiges Sprengstoff- und Munitionslager entdeckt. Damit Experten die rund 40 Kilo explosives Material sprengen konnten, mussten am Wochenende alle 600 Bewohner ihre Häuser und das Dorf verlassen

 Mit speziellen Robotern entfernt die Polizei am Samstag über 50 Kilogramm Sprengstoff aus einer Scheune in Becherbach. Das Material wurde auf einem Feldweg gesprengt. Fotos: dpa

Mit speziellen Robotern entfernt die Polizei am Samstag über 50 Kilogramm Sprengstoff aus einer Scheune in Becherbach. Das Material wurde auf einem Feldweg gesprengt. Fotos: dpa

Meisenheim/Becherbach. Die Polizei hat bei einem Waffennarr im rheinland-pfälzischen Becherbach, nördlich von Kaiserslautern, ein riesiges Sprengstoff- und Munitionslager entdeckt. Damit Experten die rund 40 Kilo explosives Material sprengen konnten, mussten am Wochenende alle 600 Bewohner ihre Häuser und das Dorf verlassen. Die Polizei geht vom größten Waffen- und Sprengstoff-Fund bei einem Privatmann in Deutschland aus. "Die Bürger von Becherbach haben jahrelang auf einem hochexplosiven Pulverfass gelebt", betonte ein Polizeisprecher.

Die Einwohner des kleinen Ortes konnten erst am Sonntagmorgen - nach einer 16 Stunden langen Sperre ihres Heimatdorfes - zurück in ihre Häuser. Entwarnung gab es erst nach der Sprengung, die noch in weit mehr als zehn Kilometern Entfernung zu hören war.

In einer angemieteten Scheune in Becherbach sowie an seinem nahen Wohnort hatte ein 62-jähriger Rentner - in den Dörfern als "Pulver-Kurt" bekannt - neben dem Sprengstoff auch Kriegswaffen, Handgranaten, Minen und Munition gelagert. "Es ist vermutlich der bundesweit größte Waffen- und Sprengstoff-Fund bei einem Privatmann", sagte Polizeieinsatzleiter Arno Heeling. Zu den Vorwürfen äußerte sich der Rentner, der einen "Schwarzpulverschein" besitze und mit bestimmten Mengen hantieren dürfe, bisher nicht. Die Polizei spricht von einer "Sammelleidenschaft", Anwohner bezeichnen den Mann als "Militaria-Freak". Die Waffen und der Sprengstoff dürften mehrere Jahrzehnte alt sein - teilweise müsse man in die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg zurückgehen, meinte Heeling. Seit wann und warum der 62-Jährige ein ganzes Kriegswaffenarsenal hortete, ist noch unbekannt. Unklar ist auch, warum die Polizei erst jetzt den Hinweis auf das Lager erhielt.

Bei dem hochexplosiven Sprengstoff aus der Scheune handelt es sich nach Angaben Heelings um einen Stoff, der Nitroglyzerin nahekommt. Nitroglyzerin kann bei heftigen Erschütterungen explodieren. Nur noch völlig zerfetzte Strohballen, die einen Schutzwall am Sprengplatz bildeten, zeugten am Sonntagmorgen von der Detonation: Zunächst musste ein Sprengstoffexperte die beiden Kisten mit dem hochexplosiven Stoff aus der Scheune tragen und dann auf einem Anhänger deponieren, den ein ferngesteuerter Roboter zum Sprengplatz fuhr. "Das war der gefährlichste Moment", so Heeling. "In der Scheune war es sehr eng. Es gab die Befürchtung, dass man ein Regal touchiert und eine Explosion auslöst."

Mit fünf Kilometern pro Stunde legte der Roboter die mehreren hundert Meter zum Sprengort auf einem Hügel an einem Feldweg zurück. Dort zündeten die Experten. Am Sonntag kehrte wieder das Leben nach Becherbach zurück. Insgesamt rund 120 Polizisten, Feuerwehrleute und Sanitäter hatten die Evakuierung begleitet. Etwa zehn Anwohner kamen in Klinken oder Altenpflegeeinrichtungen. Fast alle Bürger konnten bei Bekannten oder Verwandten übernachten, einige blieben im Hotel. Laut Heeling waren die Beamten durch Hinweise aus der Bevölkerung auf den 62-Jährigen gestoßen. Auch gegen seinen Sohn und einen weiteren Mann wird ermittelt. dpa "Die Bewohner haben jahrelang auf einem Pulverfass gelebt."

 In dieser Scheune hat ein Rentner Kriegswaffen, Handgranaten und Sprengstoff gelagert.

In dieser Scheune hat ein Rentner Kriegswaffen, Handgranaten und Sprengstoff gelagert.

Ein Polizei-Sprecher

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