Dieter Ferner feiert als Spitzenreiter

Saarbrücken. "Das Saarland ist ein schlafender Riese, der nur energisch geweckt werden muss." Der Satz bezieht sich auf die Fußball-Branche und ist von Dieter Ferner (Foto: bub) ausgesprochen worden. Damals, als der Spitzenfußball hierzulande wie ein U-Boot abgetaucht war. 1975 hat Ferner als Torhüter beim 1. FC Saarbrücken angeheuert

Saarbrücken. "Das Saarland ist ein schlafender Riese, der nur energisch geweckt werden muss." Der Satz bezieht sich auf die Fußball-Branche und ist von Dieter Ferner (Foto: bub) ausgesprochen worden. Damals, als der Spitzenfußball hierzulande wie ein U-Boot abgetaucht war.

1975 hat Ferner als Torhüter beim 1. FC Saarbrücken angeheuert. In Wuppertal geboren, bei TuS Radevormwald, Bayer Leverkusen und RW Oberhausen gespielt, wechselte er für die Ablösesumme von 127 500 Mark vom Westen in den Südwesten der Republik und half, den "schlafenden Riesen" zu wecken. Mit den Erfolgen in der 2. Liga stieg auch die Quote der Ludwigspark-Besucher rapide. "Die Hütte war immer voll", erinnert sich Ferner, der "mit der saarländischen Mentalität", wie er sagt, "von Anfang an keine Probleme hatte" - und auch heute keine hat.

Aufstieg im Frühsommer 1976: Die erste Saison im Oberhaus verlief, gekrönt vom 6:1-Erfolg gegen Bayern München, in jeder Hinsicht super. Der erste und einzige Bundesliga-Klassenerhalt des FCS wurde im Frühjahr 1977 geschafft. Dann kam die Rutschpartie, die für den Torhüter Ferner in doppelter Hinsicht zur Leidenszeit wurde: Mitten in der Saison beim Zusammenprall mit dem Teamkollegen Ernst Traser zog er sich schwere Verletzungen an Kiefer und Augenknochen zu. Es folgte der Bundesliga-Abstieg 1978. Den Ferner-Vertreter Norbert Sauer traf keine Schuld am Rauswurf aus der Nobelliga. Dieter Ferners traurige Rückschau: "Im zweiten Bundesliga-Jahr waren wir keine Mannschaft mehr. Es gab zu viele Egoismen. Und nach dem Abstieg häuften sich die Turbulenzen im Verein."

Schmerzlichen Kontakt zum Saarfußball hatte Ferner schon vor seinem Engagement im Saarland gehabt: Mit Oberhausen erreichte er 1974 die Aufstiegsrunde, aber die 1:2-Heimniederlage gegen Borussia Neunkirchen wirkte wie ein Keulenschlag. "Der Willi Ertz hat wie ein Wahnsinniger gehalten", erinnert sich Ferner, "und Horst Schauß das Siegestor gegen uns geschossen." Das Rückspiel im Neunkircher Ellenfeldstadion gewann Oberhausen mit 1:0. Aber das reichte nicht mehr, der Aufsteiger hieß Tennis Borussia Berlin.

Nach dem traurigen Abschied vom Ludwigspark heuerte Torhüter Ferner beim FC Bocholt an. Dann führte seine Fußball-Route in den "Wilden Westen". Mit den Chicago Stings (1983 bis 1985) gewann er in Toronto das Nordamerika-Finale gegen Cosmos New York. Ferner hatte vier von fünf Shootout-Schüssen abgewehrt und den Stings, bei denen auch der frühere Völklinger Karlheinz Granitza spielte, den Titel gesichert. Die Medien in den USA feierten Ferner als "Mann des Tages".

Den gedruckten Lorbeer bekam er auch nach der Amerika-Hallenrunde. Vor 22 000 Zuschauern im Chicago Stadium gegen Cosmos stand es vier Minuten vor dem Finalgong 4:8, am Ende sensationell 9:8. "So ein Tollhaus habe ich noch nie erlebt", blickt Ferner zurück. Gruppensieger, aber im Halbfinale ausgeschieden: Dieser Hinweis aber kann die Freude in Ferners Miene auch 25 Jahre später nicht trüben.

Der Sportsmann, der in jungen Jahren auch Leichtathlet, Turner und Handballer war, ist 1990 ins Saarland zurückgekommen. Und war als Trainer tätig - beim 1. FC Saarbrücken vor allem in der Jugend und bei den Amateuren, beim FC Kutzhof, dem SC Friedrichsthal. Dass er jetzt höchster Nothelfer beim Traditionsclub in der Landeshauptstadt ist, hat den Entscheidungsträgern viel Lob eingebracht. Und die Tabellenführung in der Oberliga zur Winterpause dürfte ein schönes Geschenk zum 60. Geburtstag sein.

 Unser Archivfoto zeigt Dieter Ferner als Torwart des 1. FC Saarbrücken in einem Spiel gegen den 1. FC Köln (3:1). Foto: Hartung

Unser Archivfoto zeigt Dieter Ferner als Torwart des 1. FC Saarbrücken in einem Spiel gegen den 1. FC Köln (3:1). Foto: Hartung

 Unser Archivfoto zeigt Dieter Ferner als Torwart des 1. FC Saarbrücken in einem Spiel gegen den 1. FC Köln (3:1). Foto: Hartung

Unser Archivfoto zeigt Dieter Ferner als Torwart des 1. FC Saarbrücken in einem Spiel gegen den 1. FC Köln (3:1). Foto: Hartung

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