Dieser Turm soll in die Zukunft leuchten

Göttelborn. Der Aufstieg des Bergwerks Göttelborn fiel in die Hochzeit der Industrialisierung. 1887 begann die Königlich-Preußische Bergbehörde, hier Kohle zu fördern. Rekorde mancherlei Art brach die Grube Göttelborn in den Folgejahren. Stets auf dem neuesten technischen Stand gehörte sie 1972 zu den Spitzengruben des deutschen Bergbaus

Göttelborn. Der Aufstieg des Bergwerks Göttelborn fiel in die Hochzeit der Industrialisierung. 1887 begann die Königlich-Preußische Bergbehörde, hier Kohle zu fördern. Rekorde mancherlei Art brach die Grube Göttelborn in den Folgejahren. Stets auf dem neuesten technischen Stand gehörte sie 1972 zu den Spitzengruben des deutschen Bergbaus. 400 Millionen Mark investierte man 1990 in den rund 1200 Meter tiefen Schacht IV. Darüber wuchs ein 90 Meter hoher weißer Förderturm, der höchste seiner Art weltweit: Ein vergebliches Signal der Hoffnung mitten im Niedergang. Am 1. September 2000 war Schicht im Schacht. Der weiße Riese hat seine Macht über die Kohle verloren, aber nicht seine Kraft als Landmarke und Aussichtsturm. Früher fuhren nur Arbeiter mit dem Aufzug auf die Plattform in 74,5 Meter Höhe, um die riesigen Seilscheiben zu überprüfen, erinnert sich Delf Slotta, Mitarbeiter der Industriekultur Saar (IKS) und ausgewiesener Kenner hiesiger Industriegeschichte. Die damit verbundene Nebensache, die schöne Aussicht, lockt heute die Besucher der Cité der Industriekultur in Göttelborn. Die Brüstung habe man zusätzlich gesichert, ansonsten blieb alles, wie es war, erklärt Delf Slotta. Denn hier liegt weniger der Gestalt- als der Strukturwandel an, betont er: "Die historische Nutzung ist weggefallen. Jetzt geht es darum, eine neue zu finden." Der vom Förder- zum Aussichtsturm gewandelte Schacht IV stellt die Geschichte des Ortes auf den Kopf. Hier will niemand mehr in die Tiefe zur Kohle, sondern hoch hinaus zu neuen Ansichten aufs Vertraute zwischen Schaumberg und Saarkohlenwald. Weitblick verpflichtet den "Zukunftsstandort" Göttelborn auf andere Rohstoffe, neue Wirtschaftsstrukturen. Der Förderturm ist das Symbol für den Wandel, den die Kommission Industrieland Saarland einst den Zukunftsstandorten auferlegte: "Die Möglichkeit, Dinge anders zu sehen und selbstbewusst in eine wirtschaftliche und kulturelle Zukunft zu gehen, beginnt an diesen Orten." Wer will, der kann es erleben, verspricht Delf Slotta. Information Schacht IV: Delf Slotta (IKS): (0 68 25) 9 42 77 41

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