Die Verwandlung der Ameisenlöwen

Saarbrücken. Der Körper eines Ameisenlöwen ist dicht mit Sinnesborsten besetzt. Er spürt damit jede Erschütterung. Wenn die Beute an der Trichterwand nach oben entkommen möchte, bewirft der Ameisenlöwe sie vom Grund aus mit Sand, damit sie weiter abrutscht

 Eine Geflecktflügelige Ameisenjungfer. Fotos: Petrischak

Eine Geflecktflügelige Ameisenjungfer. Fotos: Petrischak

Saarbrücken. Der Körper eines Ameisenlöwen ist dicht mit Sinnesborsten besetzt. Er spürt damit jede Erschütterung. Wenn die Beute an der Trichterwand nach oben entkommen möchte, bewirft der Ameisenlöwe sie vom Grund aus mit Sand, damit sie weiter abrutscht. Die Mundwerkzeuge der Ameisenlöwen sind höchst speziell gestaltet: Die spitzen Oberkiefer sind zangenartig zueinander gebogen und bilden gemeinsam mit den Unterkiefern ein Saugrohr. In die Beute wird zunächst ein lähmendes Gift injiziert. Dem Gift folgen Verdauungsenzyme, so dass der Ameisenlöwe nun ein bereits vorverdautes Nahrungsgemisch einsaugen kann. Ameisenlöwen sind nicht wählerisch: Trotz ihres Namens fressen sie nicht nur Ameisen, sondern beispielsweise auch Käfer, Asseln oder Tausendfüßer. Die Chitinhüllen der ausgesaugten Opfer werden aus dem Trichter geworfen.Die Fortbewegung der Ameisenlöwen erfolgt immer im Rückwärtsgang. So bauen sie auch ihre Trichter. Zuerst wird ein kreisförmiger Graben ausgehoben, der spiralförmig nach innen erweitert und durch Sandauswurf vertieft wird. Es werden stets warme, trockene Standorte gewählt: Sandflächen unter überhängenden Felsen (zum Beispiel in den Buntsandsteingebieten des Saarlandes), unter umgestürzten Baumstämmen, an Böschungen oder auch unter Brücken und sogar in Gärten unter Vordächern. An geeigneten Plätzen können Trichter in großer Zahl angelegt werden. Allerdings gefährdet die zunehmende Versiegelung solcher Standorte die gesetzlich geschützten Ameisenlöwen immer mehr. Über drei Larvenstadien entwickeln sich Ameisenlöwen in Mitteleuropa je nach Nahrungsangebot und Witterungsverlauf im Zeitraum von ein bis drei Jahren, bis sie ausgewachsen sind. Dann spinnen sie einen kugelrunden, mit Sandkörnern überzogenen Kokon, in dem sie sich verpuppen.

 Normalerweise im Sand verborgen: Ein Ameisenlöwe, hier die Larve der Geflecktflügeligen Ameisenjungfer.

Normalerweise im Sand verborgen: Ein Ameisenlöwe, hier die Larve der Geflecktflügeligen Ameisenjungfer.

Einige Wochen später, stets an einem Sommerabend, schlüpft ein Insekt, das in Gestalt und Lebensweise nicht im Geringsten an den vorherigen Lebensabschnitt erinnert: die Ameisenjungfer. Mit rund drei Zentimeter langen, zarten Flügeln sieht sie beinahe einer Libelle ähnlich. Sie gehört aber zu einer völlig anderen Insektenordnung: den Netzflüglern, benannt nach dem dichten Adernetz auf ihren Flügeln. Ameisenjungfern sind nachtaktiv, ernähren sich ebenfalls räuberisch von Insekten, fliegen gern ans Licht und halten sich tagsüber in der Vegetation verborgen. Nach der Paarung legen die Weibchen Eier im Sand ab, aus denen dann wieder Ameisenlöwen schlüpfen. Bei uns kommen nur zwei Arten etwas häufiger vor: Die Gemeine und die Geflecktflügelige Ameisenjungfer. Von den weltweit rund 2000 Arten leben die meisten in den trocken-warmen Regionen Afrikas und Asiens.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort