TubeFestival in Saarbrücken Die Stars aus dem Netz mal live erleben

Saarbrücken · Zwei 22-jährige Saarlouiser stemmen jetzt das größte YouTube-Festival im Südwesten. Am 29. Juli im Saarbrücker E-Werk.

 Die saarländischen Comedy-Filmer von „Ungekocht genießbar“ („Schniggers“) sind auch beim TubeFestival dabei.

Die saarländischen Comedy-Filmer von „Ungekocht genießbar“ („Schniggers“) sind auch beim TubeFestival dabei.

Foto: Thomas Seeber

Zusammen seien sie ja „immerhin 44“. Sagen die beiden. Als ob Alter schon Seriosität bedeutete. Nötig haben Christoph Bäcker und Kevin Schwehm, beide Saarlouiser, beide 22 Jahre jung und seit Grundschultagen befreundet, das sicher nicht. Im Gegenteil: Bei dem, was sie tun, ist Jugend quasi Pflicht. Ihr Zielpublikum ist nämlich im besten Teenageralter, so zwischen zehn und 17 Jahren. Und für die stellen die beiden jetzt das wohl größte YouTube-Event im Südwesten auf die Beine. TubeFestival heißt es. Am 29. Juli startet es im Saarbrücker E-Werk zu schülerfreundlichen Zeiten morgens schon ab zehn Uhr. Erstmal für VIP-Gäste. Ab elf Uhr dürfen dann auch die Eintrittskarten-Jedermanns rein. Ein Festival mit Stars, die sich größtenteils via soziale Medien  selbst zu solchen gemacht haben. Musiker wie Moritz Garth und Mike Singer, gerade erst beim Halberg Open Air auf der Bühne, der Rapper Kayef und der Comedian Fresh Torge sind dabei. Aber auch Brenda und Soraya, eben noch Konkurrentinnen bei Heidi Klums Schönheitszirkus „Germany’s Next Top Model“. Doch glaubt man Instagram, mittlerweile Busenfreundinnen.

Auch Teilnehmer anderer Casting-Shows wie Daniele Negroni kommen nach Saarbrücken; er war bei „DSDS“ im Rennen. Die saarländischen Comedy-Filmer von „Ungekocht genießbar“ sind ebenfalls am Start. Alles in allem fast 60 Online-Größen, von denen manche 100 000 Follower, manche aber auch zwei Millionen haben. Es sollten „Influencer“ sein, skizziert Bäcker, das Smartphone als Trendseismosgraph stets zur Hand, die Auswahl. Kurz gesagt: Leute, auf die die Kids hören – und wenn’s bloß darum geht, wie man die Basecap „korrekt“ aufsetzt.

Singer und Co. werden auch im E-Werk auftreten. Sieben Konzerte in Folge. „Da waren wir fast zu klassisch, dass wir die Musik so wichtig nehmen“, meint Schwehm. „Wichtiger als die Konzerte ist die Nähe“, erklärt Bäcker. Will meinen: Hauptattraktion für die erwarteten über 1500 Besucher sind die Bereiche, wo man sich ein Autogramm seines Netz-Stars holen kann und – klar – ein Selfie mit ihm macht. Es gehe darum, dass man die Online-Stars mal persönlich sieht. Das Virtuelle wird real: offenbar eine Bomben-Geschäftsidee. In Köln und Berlin gab es bereits ähnliche Veranstaltungen. Riesenerfolge. Was Bäcker & Schwehm auf die Idee brachte, dass da ein Markt lockt, den sie mit einem „Kampfpreis“ von 24,90 Euro pro Ticket stürmen wollen.

Für Kevin Schwehm und Christoph Bäcker, nun auch in einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts verbandelt und mit Visitenkarten „Geschäftsführender Gesellschafter“ ausgestattet, ist ihr TubeFestival das erste Großereignis, das sie stemmen. Veranstaltungs-Neulinge sind sie dennoch nicht. Bäcker, gelernter Werbekaufmann, hat noch als Angestellter einer Werbeagentur bereits die Saarbrücker Ausbildungsmesse „Abi, was dann?“ mitgeplant. Und er organisierte bereits etliche Abi-Bälle. Auch die Niederungen des Veranstalterwesens, von Brandschutz bis zur Gema, kennt er also zur Genüge. Kompagnon Schwehm, bald Master der Wirtschaftsinformatik, hat bereits als Student mit seinem Bruder ein Unternehmen gestartet, das Online-Präsenzen diverser Firmen betreut. Weshalb man sich nicht wundern muss, dass die beiden trotz nur 44 Jahren insgesamt so routiniert zu Werke gehen.

 Kevin Schwehm

Kevin Schwehm

Foto: Oliver Schwambach
 Christoph  Bäcker

Christoph Bäcker

Foto: Oliver Schwambach

Trotzdem ist das TubeFestival das bislang größte Rad, das sie drehen. Auch in puncto Kosten. „Hoch fünfstellig“, sagen sie. Doch clever haben sie sich ohne Sponsoren seit Jahresbeginn Schritt für Schritt hoch gearbeitet. Erst ein paar YouTube-Stars gebucht. Die wiederum machten in ihren Netzauftritten Werbung fürs Festival. So wuchs per Schneeballsystem das Programm. Mittlerweile sind die beiden Macher selbst ein bisschen überrascht, dass sie fast 60 Gäste haben und  gut 1000 Tickets verkauft haben – „bis nach Dänemark“. Fest steht jetzt schon, dass das TubeFestival Nachfolger haben soll. In Saarbrücken und anderswo. Kevin Schwehm hat gerade ein Jahr in Paris studiert: ja auch ein Markt, n’ est-ce pas?

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