Die Saarbrücker Stadtgalerie wird neu erfunden

Der Saarbrücker Stadtrat wird voraussichtlich noch in diesem Jahr den Stadtgalerie-Vertrag zwischen Landeshauptstadt und Stiftung Saarländischer Kulturbesitz kündigen. Das bedeute allerdings nicht, dass man generell die Zusammenarbeit mit der Stiftung beenden wolle, betonen Stadtverordnete aller Parteien. Die 1985 als städtische Einrichtung gegründete Galerie am St

Der Saarbrücker Stadtrat wird voraussichtlich noch in diesem Jahr den Stadtgalerie-Vertrag zwischen Landeshauptstadt und Stiftung Saarländischer Kulturbesitz kündigen. Das bedeute allerdings nicht, dass man generell die Zusammenarbeit mit der Stiftung beenden wolle, betonen Stadtverordnete aller Parteien.

Die 1985 als städtische Einrichtung gegründete Galerie am St. Johanner Markt kam 1994 unter das Dach der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz. Die Stadt stellt seitdem das Gebäude zur Verfügung, die Stiftung übernimmt die 60 000 bis 100 000 Euro fürs Personal und die Ausstellungen. Ob es dabei bleibt, ist offen.

Die Kündigungsfrist betrage ein Jahr, erklärt Kulturdezernent Erik Schrader (FDP). Wenn der Vertrag bis Ende dieses Jahres gekündigt wird, bleibe also bis Ende 2011 Zeit, eine Entscheidung über die Zukunft der Stadtgalerie zu treffen. Ob am Ende wieder ein Vertrag mit der Stiftung steht, müsse die Politik entscheiden. "Wir haben verschiedene Optionen beleuchtet, auch solche, die verrückt sind", sagt Schrader.

Drei Varianten seien als diskutabel übriggeblieben. Variante eins: Stadt und Stiftung überarbeiten zwar das Konzept, weil sich nach der geplanten Eröffnung der neuen Galerie der Gegenwart am Saarlandmuseum einiges ändert, bleiben aber Partner. Variante zwei: Die Stadt betreibt die Stadtgalerie alleine. Variante drei: Die Stadt sucht sich verschiedenen Partner für Projekte in der Stadtgalerie.

Einigkeit herrscht im Stadtrat offensichtlich darüber, dass der Vertrag jetzt gekündigt wird und nicht erst neu verhandelt wird, wenn der vierte Pavillon am Saarlandmuseum fertig ist. "Das wäre nicht der erste Vertrag, den wir ohne Zorn und Eifer kündigen", sagt der Vorsitzende der SPD-Stadtratsfraktion, Peter Bauer.

Eine Kündigung zum Jahresende sei keine Kampfansage an die Stiftung. Dort würde man eine Kündigung auch nicht als solche empfinden, sagt Stiftungsgeschäftsführer Jürgen Lang. Je früher Klarheit herrsche und man miteinander rede, desto wahrscheinlicher sei, "dass etwas Vernünftiges herauskommt". Wobei sich Lang nicht vorstellen kann, dass die Stadt den Alleingang plant. Die Galerie alleine zu betreiben, sei für die Stadt wohl nicht machbar.

Da habe sich die SPD noch nicht festgelegt, sagt Bauer. Wichtig sei, dass die Stadtgalerie "eine ambitionierte Kulturstätte" bleibe, die sich auch als Ergänzung zur neuen Galerie der Gegenwart positionieren soll. Wichtig sei auch, dass der Hof der Stadtgalerie mehr genutzt wird.

Das ist auch die Stoßrichtung der Linkspartei. Deren Stadtrats-Fraktionsvorsitzender Rolf Linsler will, dass der Hof "Anziehungspunkt für die Bürger und die Stadtgalerie als Ort der Kunst dadurch noch interessanter wird". Die Linke sei dafür, möglichst schnell in die Debatte einzusteigen und den Vertrag dieses Jahr noch zu kündigen.

Das kann sich auch der dritte Bündnispartner in der rot-rot-grünen Stadtratskoalition vorstellen. Man solle den Vertrag jetzt kündigen, "um 2011 in Ruhe reden zu können", sagt der Vorsitzende der Grünen-Stadtratsfraktion, Thomas Brück. Er würde die Stadtgalerie dann gerne in die alleinige städtische Trägerschaft zurückführen.

Das will die FDP vermutlich nicht. "So billig wie jetzt, wird es für die Stadt sonst nicht mehr", mahnt deren Fraktionsvorsitzender Friedhelm Fiedler. Die Stadt könne die Galerie aus finanziellen Gründen nicht alleine betreiben. Die Debatte sei aber erst am Anfang, das Ergebnis offen. Was den Vertrag mit der Stiftung angeht, stimmt Fiedler der Ratsmehrheit zu. Um "Druck in den Kessel zu bekommen" soll der jetzt gekündigt werden. "Dann können wir mit der Stiftung reden, ob man etwas zusammen macht oder getrennte Wege geht", sagt Fiedler.

Keine Chance auf eine Mehrheit hat der Vorschlag der CDU: Die will die Universität mit ins Boot nehmen und neben Kunst Wissenschaft präsentieren. "Das wäre nicht

der erste Vertrag,

den wir ohne Zorn

und Eifer kündigen."

Peter Bauer, SPD

Auf einen Blick

Die Stadtgalerie wurde 1985 als städtische Einrichtung gegründet und 1994 in die Stiftung Saarländischer Kulturbesitz integriert. Sie zeigt zeitgenössische Kunst. Die Galerie setzte früh auf projektorientierte Arbeit. Langfristig sollen Installationen vor Ort und zu programmatischen Schwerpunkten entwickelt werden. Zu diesen Schwerpunkten gehören das Spannungsfeld zwischen Kunst, Technik und Natur und intermediale Formen zwischen Bildender Kunst und Musik (Soundart). Bei Konzerten mit Neuer Musik kooperiert die Galerie mit dem Saarländischen Rundfunk.

Bis 21. November läuft die Ausstellung "Vierer-Variationen", eine Beschäftigung der Künstlerinnen GUP-py und gab heller mit der Zahl vier. Ab 11. Dezember bis 23. Januar zeigt die Stadtgalerie die "Wiederkehr der Landschaft".

Öffnungszeiten: dienstags sowie donnerstags bis sonntags 11 bis 19 Uhr, mittwochs 12 bis 20 Uhr.

Info: Stadtgalerie, St. Johanner Markt 24, 66111 Saarbrücken, Tel. (06 81) 99 64-0, E-Mail info@stadtgalerie.de, Internet: www.stadtgalerie.de red

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