Die Promenade der Nörgler

Einmal ganz subjektiv betrachtet: Das kleinkarierte Genöle von Bedenkenträgern über die herausgeputzte "Berliner Promenade" in Saarbrücken nervt: Hier sei zu viel Beton verbaut worden, dort die Mauer zu hoch; hier dürften keine Tische aufgestellt werden, dort fehlten die Rolltore als Sichtschutz. Natürlich, an der einen oder anderen Stelle klemmt's bei dem 26-Millionen-Projekt

Einmal ganz subjektiv betrachtet: Das kleinkarierte Genöle von Bedenkenträgern über die herausgeputzte "Berliner Promenade" in Saarbrücken nervt: Hier sei zu viel Beton verbaut worden, dort die Mauer zu hoch; hier dürften keine Tische aufgestellt werden, dort fehlten die Rolltore als Sichtschutz. Natürlich, an der einen oder anderen Stelle klemmt's bei dem 26-Millionen-Projekt. Zumal beim Blick in die leere Stadt-Schatulle der Spagat zwischen planerisch Wünschbarem und finanziell Machbarem immer schwieriger wird. Hätten die Stadt-Regierungen der Vergangenheit, welcher Couleur auch immer, allen Nörglern Gehör geschenkt, Saarbrücken würde den Charme der 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts ausstrahlen: keine "gute Stube" St. Johanner Markt, keine Fußgängerzone Bahnhofstraße, um nur zwei Projekte der frühen Jahre zu nennen, die über die Grenzen der Stadt hinaus ausstrahlen. Saarbrücken muss sich sputen, um im Wettbewerb mit anderen Städten der Region nicht abgehängt zu werden. Dabei kann nur von Vorteil sein, dass angesichts der großen Koalition im Land das parteipolitische Gezänk zwischen der schwarzen Staatskanzlei und dem rotem Rathaus weitgehend abgestellt scheint. Gemeinsame Frauenpower kann der Stadt nur gut tun.Abgestellt, aber nicht erledigt ist ein Thema, das über weite Strecken den Landtagswahlkampf bestimmt hat und im Herbst wieder auf die politische Agenda kommen wird: der gesetzliche Mindestlohn. Dann dürfte sich erstmals zeigen, wie belastbar der schwarz-rote Koalitionsvertrag ist. Darin heißt es: "Auf der Ebene des Bundesrates eingebrachte Initiativen zur Festlegung von Lohnuntergrenzen, die eine Verbesserung des Status quo zur Folge haben, wird die Landesregierung mittragen." Wenn die schwarz-rote Allianz in Thüringen im Bundesrat ihre Mindestlohn-Initiative einbringt, müssen die Unionisten an der Saar Farbe bekennen. Sie hatten bekanntlich nur unter starkem Bauchgrimmen dem Passus zugestimmt. So können die Genossen vielleicht doch ein Thema als erledigt abhaken, mit dem die Linken sie im Wahlkampf kräftig gepiesackt hatten.

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