"Die Perler sind Feinschmecker"

Perl. Es darf gerne auch mal etwas ausgefallener sein: Moschtert-Zopp mat Hunneg, Wenzerterrin auf Traubenchutney oder Bettsächerzalot - Hauptsache, die Lebensmittel kommen aus der Region

 Kreativität ist gefragt, auch beim Essen: So stehen auch Eigenkreationen von Frederik Theis auf der Speisekarte. Foto: Rolf Ruppenthal

Kreativität ist gefragt, auch beim Essen: So stehen auch Eigenkreationen von Frederik Theis auf der Speisekarte. Foto: Rolf Ruppenthal

Perl. Es darf gerne auch mal etwas ausgefallener sein: Moschtert-Zopp mat Hunneg, Wenzerterrin auf Traubenchutney oder Bettsächerzalot - Hauptsache, die Lebensmittel kommen aus der Region. "Für unser Lavendel-Pannacotta mussten wir eine ganze Weile lang experimentieren, damit wir nicht zu viele Blüten hinzugeben und der Geschmack zu intensiv wird", erklärt der Betreiber der Alten Maimühle in Perl, Frederik Theis. Vor zwei Jahren hat der 32-Jährige das im Familienbesitz befindliche Gasthaus übernommen und seitdem viel Zeit und Kreativität investiert. Neben dem Restaurant beherbergt die Alte Maimühle auch eine moderne Vinothek mit derzeit etwa 150 Weinen, in der sich auch die Perler Winzer präsentieren. "Unsere Weinproben sind stark erlebnisorientiert. Neu im Angebot haben wir Weinwanderungen", erklärt Theis das Konzept. Bei den Spaziergängen in den Weinbergen sei das Interesse der Gäste größer, es kämen auch viel mehr Fragen zum Thema Anbau, hat der gelernte Sommelier beobachtet.Dass er einmal den Familiengasthof, den sein Vater bis 1996 geführt hat und anschließend verpachtet hat, einmal übernehmen würde, hätte sich Frederik Theis als Jugendlicher nie träumen lassen. "Damals wollte ich damit nichts zu tun haben." Nach dem Schulabschluss verpflichtet sich Theis daher zunächst bei der Bundeswehr. Bayern, die Pfalz, Flensburg-Mürwik, Fehmarn und Pinneberg waren nur einige der Ausbildungsstationen des einstigen Oberfeldwebels. 2006, gut ein Jahr vor Ablauf seiner Dienstzeit, begann Theis seine Vorbereitung auf die Eingliederung in einen Zivilberuf. Mit Hilfe des Berufsförderungsdienstes der Bundeswehr machte er eine Ausbildung zum Restaurantfachmann, zum Weinfachmann (Sommelier) und legte vor der saarländischen Industrie- und Handelskammer die Ausbilder-Eignungsprüfung ab. Damit hatte er alle notwendigen Qualifikationen, um in die gastronomische Selbständigkeit einzusteigen. "In diesem Haus steckt so viel Familiengeschichte, mein Urgroßvater hat 1883 die Maimühle eröffnet, da hätte mir das schon sehr Leid getan, wenn der Gasthof verkauft worden wäre", meint Theis.

Einige seiner Kompetenzen aus Soldatenzeiten kommen dem 32-Jährigen auch bei Führung der Gastronomie zugute. "Gerade was Personalführung und Ausbildung angeht, profitiere ich davon sehr", sagt Theis, der bei der Bundeswehr auch für die Grundausbildung zuständig war.

Den Sprung in die Selbständigkeit hat der ehemalige Zeitsoldat nicht bereut. "Sicher, man ist vorher nervös und weiß nicht, wie es laufen wird. Aber wenn man einen guten Plan hat und gut vorbereitet ist, dann geht das auch", meint Theis. Dennoch ist nicht immer alles glatt gelaufen. "Wir hatten ein Jahr lang eine Baustelle vor dem Haus, die Leute haben nicht mehr zu uns gefunden", erinnert er sich. Von zehn Mitarbeitern musste er sechs entlassen. Inzwischen geht es aber wieder bergauf, im Betrieb arbeiten sie wieder zu zehnt. "Das Konzept des Slow Food, des bewussten und regionalen Essens im Gegensatz zum gleichförmigen Fast Food geht auf", ist Frederik Theis überzeugt: "Die Perler sind auch echte Feinschmecker."

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