Die Leiden der Neunkircher zu Tage gefördert

Neunkirchen · Die Krankenkasse DAK hat gestern im Städtischen Klinikum Neunkirchen ihren neuen Gesundheitsreport vorgestellt. Er hält unter anderem die Entwicklung bei den Krankschreibungen und deren Ursachen fest.

Wie oft waren die Neunkircher, Homburger und St. Wendeler im vergangenen Jahr krankgeschrieben und welches Leiden hat sie geplagt? Das untersuchte die DAK-Gesundheit in ihrem Gesundheitsreport 2013, den sie gestern im Klinikum Neunkirchen in einer Pressekonferenz vorstellte. Unter den Versicherten der DAK-Gesundheit wurden demnach im Jahr 2012 weniger Neunkircher krankgeschrieben als noch im Jahr zuvor - so auch die Tendenz im gesamten Saarland. Von allen saarländischen Regionen hatten die Landkreise Neunkirchen, St. Wendel und die Stadt Homburg jedoch den höchsten Krankenstand. Muskel-Skelett-Erkrankungen, wie zum Beispiel Rückenprobleme, waren mit 23,2 Prozent der häufigste Grund für die Arbeitsunfähigkeit der DAK-Versicherten, gefolgt von psychischem Leiden mit 15,8 Prozent. Aber auch Probleme mit der Atmung und Verletzungen waren oft vorkommende Gründe der Arbeit fern zu bleiben.

Einen besonders hohen Rückgang stellte die DAK bei den Herz-Kreislauf-Erkrankungen fest. Um 23 Prozent gingen die Ausfalltage zurück. "Die bessere Erstversorgung vor Ort" sei ein wesentlicher Grund dafür, erklärte Martin Weber, Chef der DAK-Gesundheit Neunkirchen. Mehr Krankschreibungen gab es hingegen aufgrund von psychischen Erkrankungen. Darunter fallen etwa Depressionen oder Angstzustände. Sie nahmen zum Vorjahr um 2,5 Prozent zu. Und gerade sie boten bei der Vorstellung des Gesundheitsreports großes Diskussionspotenzial. Um 85 Prozent seien die Fehltage durch psychische Erkrankungen seit dem Jahr 2000 gestiegen. "Sind wir heute anders krank?" war deshalb die Frage, mit der sich die DAK beschäftigte. Weber vermutet, dass die öffentliche Wahrnehmung und der Umgang mit Belastungen sich geändert haben. "Voraussetzung ist natürlich immer eine korrekte Diagnose", sagte Dr. Volkmar Fischer, Chefarzt der Neurologie im Klinikum Neunkirchen. Beispielsweise Burnout sei "eine psychiatrisch inkorrekte Diagnose". Ein großer Teil des prozentualen Anstiegs sei demnach auf eine inflationären Gebrauch der Diagnose "psychische Erkrankung" zurückzuführen, sagte Dr. Fischer.

Bei einer Befragung der DAK stellte sich auch heraus, dass die meisten Versicherten, die wegen psychischem Leiden krankgeschrieben wurden, sich bereits bei der Behandlung über derartige Probleme beklagt hatten - die Diagnose lag also nicht fern. Betroffene und Ärzte gehen heute anders mit seelischem Leiden um. Während früher Ärzte chronische Rückenschmerzen oder Magenbeschwerden diagnostizierten, schreiben sie die Versicherten heute häufiger mit einem psychischen Leiden krank. Burnout ist darunter jedoch kein Massenphänomen. Pro 100 Versicherte in Deutschland liegen der DAK zehn Ausfalltage vor. Im Jahr 2012 haben die Ärzte im Saarland nur bei jedem 750. Mann und jeder 300. Frau Burnout auf der Krankschreibung vermerkt. Bei Depressionen ist die Zahl weitaus höher: Auf 100 Personen kommen 85 Krankheitstage im Jahr - die Diagnose Depression fiel somit acht Mal häufiger als Burnout.

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