Die Kleiderkammer braucht Hilfe

Saarbrücken. Und dann, sagt Angelika Böckel, stehen da immer wieder Menschen, die sagen: "Wir können nicht mehr!" Menschen, die einen weiten Weg hinter sich haben - einen Lebensweg, von dem sie nicht angenommen haben, dass er sie hierher führt: in die Kleiderkammer des Diakonischen Werks im Nauwieser Viertel

Saarbrücken. Und dann, sagt Angelika Böckel, stehen da immer wieder Menschen, die sagen: "Wir können nicht mehr!" Menschen, die einen weiten Weg hinter sich haben - einen Lebensweg, von dem sie nicht angenommen haben, dass er sie hierher führt: in die Kleiderkammer des Diakonischen Werks im Nauwieser Viertel. Über 3000 Menschen hat Angelika Böckel, die ehrenamtlich in der Kleiderkammer arbeitet, in der Kartei. Für viele dieser Menschen ist es wohl eine Überwindung gewesen, diese Hilfe in Anspruch zu nehmen. Aber wer einmal hier war, weiß, dass man sich nicht schämen muss, arm zu sein.Es kommen immer mehr Menschen, die sich den Klamotteneinkauf in ´Geschäften nicht leisten können, sagt Sigrun Krack vom Diakonischen Werk. Obdachlose, alte Menschen, die nur Grundsicherung bekommen, kinderreiche Familien - gut sieben Tonnen Kleidung hat die St. Johanner Börse in den ersten zehn Monaten dieses Jahres ausgegeben. Obdachlose bekommen die Kleidung umsonst, alle anderen zahlen drei Euro pro Kilo.

Viele Saarbrückerinnen und Saarbrücker spenden noch brauchbare Kleidung an die Börse. "Das, was wir bekommen, reicht aber nicht aus", sagt Krack. Schuhe, speziell Herrenschuhe ab Größe 45, Unterwäsche und Schlafanzüge sind Mangelware. Gerade diese Dinge werden aber gelegentlich spontan gebraucht. Dann nämlich, wenn plötzlich jemand ins Krankenhaus kommt und darauf kleidungsmäßig nicht vorbereitet ist. Angelika Böckel hat für solche Fälle im Keller der Börse einen Krankenhausschrank eingerichtet. Da sind ein paar gute Schlafanzüge und Bademäntel drin.

Ohne das Engagement von Frauen wie Angelika Böckel könnte die Kleiderkammer wohl den Laden dichtmachen. Für hauptamtliches Personal ist kaum Geld da, der Sprit für das Auto, mit dem das Team Kleider zu Leuten nach Hause abholen geht, muss auch bezahlt werden. Außerdem muss die Börse Schuhe, Unterwäsche und warme Schlafsäcke für Obdachlose kaufen.

Um Geld für das Nötigste zusammenzubekommen, startet die Kleiderkammer deshalb am Montag eine Spendenaktion. "Zusammen wird ein Schuh draus" heißt die Kampagne, die unter anderem vom Verein für Handel und Gewerbe unterstützt wird. Der Künstler Alexander Karle gestaltet vier Saarbrücker Schaufenster für die Aktion. Krack und Böckel hoffen, dass die Saarbrücker mitmachen. "Am Engagement der Mitarbeiter mangelt es nicht, es fehlt einfach an Geld", sagt Krack. Die Spendenaktion soll verhindern, dass die Kleiderkammer-Leute irgendwann selbst sagen müssen: "Wir können nicht mehr!"

Auf einen Blick

Die Kleiderkammer der St. Johanner Börse (eine Einrichtung des Diakonischen Werks an der Saar) in der Johannisstraße 4 (Nauwieser Viertel) hat montags, mittwochs und freitags von 9 bis 11.30 Uhr sowie donnerstags von 14 bis 15.30 Uhr geöffnet.

Kontakt: Telefon (06 81) 3 89 83 35, E-Mail st-johanner-boerse@dwsaar. ols

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