"Die Heilungschancen sind deutlich besser geworden"

Krebs ist immer noch eine Schockdiagnose, aber kein Todesurteil mehr. Wie haben sich die Überlebenschancen in den letzten Jahrzehnten verändert?Schäfer: Die Überlebensraten haben sich deutlich verbessert. Natürlich müssen wir das auch sehr differenziert betrachten in Bezug auf die unterschiedlichen Tumorarten, aber insgesamt sind die Heilungschancen besser geworden

Krebs ist immer noch eine Schockdiagnose, aber kein Todesurteil mehr. Wie haben sich die Überlebenschancen in den letzten Jahrzehnten verändert?Schäfer: Die Überlebensraten haben sich deutlich verbessert. Natürlich müssen wir das auch sehr differenziert betrachten in Bezug auf die unterschiedlichen Tumorarten, aber insgesamt sind die Heilungschancen besser geworden. Besonders beim Brust-, Hoden- und Darmkrebs sind die Überlebensraten gestiegen, aber auch bei Lymphknoten-Erkrankungen oder speziellen Formen der Leukämie. Die Gründe dafür sind vielschichtig: präventive Maßnahmen, verbesserte Behandlungsmethoden, aber auch die hochwertige Versorgung der Patienten in Krebszentren.

Wo liegen die größten Errungenschaften der Krebsforschung? Was macht Hoffnung für die Zukunft?

Schäfer: Die Behandlung von Krebs wird zunehmend personalisiert und individualisiert. Wenn man etwa den medikamentösen Bereich betrachtet, werden dort nicht mehr nach dem Gießkannenprinzip die Chemo-Therapeutika verabreicht. Wir wissen inzwischen dank der molekularen Medizin bei vielen Tumoren genau, wo genetische Veränderungen vorliegen und können da gezielt ansetzen. Das ist noch nicht für alle Tumoren möglich, aber diese Richtung hat sich in der Forschung in den vergangenen Jahren herauskristallisiert.

Stichwort individuelle Behandlung: Wie wichtig ist auch die psychologische Betreuung der Patienten?

Schäfer: Für jeden Betroffenen ist die Diagnose eine Zäsur. Viele sind erst einmal überfordert. Studien zeigen, dass 30 Prozent der Patienten psychologische Hilfe brauchen. Auch das gehört zur personalisierten Behandlung. Die saarländische Krebsgesellschaft setzt sich deshalb dafür ein, dass auch diese Unterstützung von den Krankenkassen bezahlt wird. Dafür gibt es noch keine gesetzliche Grundlage.

Die Behandlung zielt nicht mehr nur auf ein Besiegen des Krebses, sondern auch auf ein Leben mit Krebs. Was genau bedeutet das?

Schäfer: Durch die sinkende Sterblichkeit hat sich der Charakter von manchen Krebsarten geändert, hin zur chronischen Erkrankung. Deshalb steht die Lebensqualität während der Therapie inzwischen auch ganz weit oben. Bei unheilbarer Erkrankung rückt sie ganz in den Vordergrund.Foto: privat

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