Designerin spielt mit Strickkunst

Saarbrücken · Nach dem Umbau kehren Marguerite Donlons Tänzer am Samstag, 19.30 Uhr, mit „Wings“ ins Große Haus des Staatstheaters zurück. Zur Signierstunde im Anschluss kommt auch Designerin Laura Theiss, die die Kostüme entworfen hat.

 Modelle von Laura Theiss waren im New Yorker „Paper Magazine“ zu sehen. Foto: Oggy Yordanov

Modelle von Laura Theiss waren im New Yorker „Paper Magazine“ zu sehen. Foto: Oggy Yordanov

Foto: Oggy Yordanov
 Laura Theiss in der „Nähstube“ des Staatstheaters, wo nach ihren Entwürfen die Kostüme für „Wings“ entstanden. Foto: Iris Maurer

Laura Theiss in der „Nähstube“ des Staatstheaters, wo nach ihren Entwürfen die Kostüme für „Wings“ entstanden. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

Schade, dass man sie als Zuschauer nur von weitem sehen kann, die aparten Kostüme der Tänzerinnen und Tänzer im aktuellen Donlon-Ballett "Wings". Manche knoten sich um die Körper wie dicke Fesseln, andere umhüllen sie wie filigrane Spitze. Am liebsten würde man diese textilen Kunstwerke mal mit den Fingern betasten. Und passionierte Handarbeiterinnen fragen sich: Gestrickt, gehäkelt oder geknüpft - mit welcher Technik sind sie bloß gemacht? Die Antwort weiß Laura Theiss und sie lautet: sowohl als auch. Die bekannte Modedesignerin hat all die fragil wirkenden Kostüme entworfen. Es ist ihre erste Arbeit für ein Ballett.

Donlon ließ ihr freie Hand

"Ich hatte zwar schon Angebote, aber ich habe immer nein gesagt, weil ich dachte, man wird als Kostümbildnerin zu sehr in einen Rahmen gesteckt", erklärt die 36-Jährige, die es gewohnt ist, für ihr eigenes Label Strickmode "ganz frei" zu kreieren. Bei Maggie Donlon, die Theiss auf einer Veranstaltung kennenlernte, habe sie erstmals ja gesagt, als sie merkte, dass ihre Arbeitsweisen sehr ähnlich seien, erklärt die Designerin und stellte bei "Wings" zufrieden fest: "Sie ließ mir alle Freiheit."

Theiss' extravagante Kollektionen, die den Wings-Kostümen ziemlich ähneln, sieht man auf Pariser wie Londoner Laufstegen, und sie verkaufen sich in alle Welt. Die New Yorker Kultur- und Modezeitschrift "Papermagazine" stellte Laura Theiss im Dezember als eine der zehn wichtigsten Strickmodedesigner vor. Schon von klein auf wuchs die gebürtige Litauerin mit Handarbeiten auf. Mutter und Oma behäkelten, bestrickten und bestickten nicht nur die Wohnung, auch die Familie und Verwandte.

Und Laura machte früh begeistert mit. "Für mich war es aber lange nur ein Hobby, ich hab' dann auf einer Privatschule BWL studiert", erzählt sie. Obwohl sie die beste Studentin ihres Jahrgangs war, gab's dann bei der Abschlussarbeit Punktabzug. Sie war den Prüfern zu kreativ. "Ich hatte für eine fiktive Modefirma nicht nur einen Businessplan erstellt, sondern gleich eine ganze Kollektion und sogar eine Modeschau", erzählt sie. Die Direktorin riet zu einem Modestudium.

Wenn schon, denn schon: Theiss bewarb sich beim Central Saint Martins College in London, auf dem auch Stella McCartney, John Galliano und Alexander McQueen studiert haben. Nur auf Grund ihrer Mappe bekam sie auf Anhieb einen Platz. "Auf dem Saint Martins mussten wir alle zwei Wochen eine neue Kollektion erarbeiten, immer unter Hochdruck, wie im richtigen Leben, und das Beste war nicht gut genug", erzählt Theiss. Aber hinterher stünden einem alle Türen offen. Theiss lehnte 2009 alle Offerten ab, um ihren Stil frei weiterentwickeln zu können. Kennzeichnend sind Collagen aus alten traditionellen Mustern. In einem einzigen Kleid finden sich so manchmal Strick-, Häkel- und Flechttechniken munter vereint. Am Computer entwirft Theiss und vergibt die Ausführung an erfahrene Handarbeiterinnen im Umfeld. Noch ist Theiss' Arbeitsort hauptsächlich London, doch familiär ist sie längst im saarländischen Homburg verankert. Denn dort wohnt der Unternehmer Peter Theiss, mit dem sie seit einigen Jahren verheiratet ist und einen Sohn hat. Wenn der demnächst in die Schule kommt, will Laura Theiss ganz nach Homburg übersiedeln. Und dann, verrät sie, könne man ihre Kollektionen auch im Saarland kaufen, und zwar in einer bekannten Saarbrücker Boutique.

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