Der Wald ist wertvoll

Krettnich. Flur 6, Parzelle 124/1, Herscheid im Waderner Stadtteil Krettnich: Thomas Reget, Privatwaldberater des Umweltministeriums, blickt das Tal des Hirschbaches hinunter. Einige hundert Meter entfernt sind die ersten Häuser zu sehen. Reget drückt den Mess-Stab auf die Erde. "Hier beginnt das Grundstück", sagt der Experte

Krettnich. Flur 6, Parzelle 124/1, Herscheid im Waderner Stadtteil Krettnich: Thomas Reget, Privatwaldberater des Umweltministeriums, blickt das Tal des Hirschbaches hinunter. Einige hundert Meter entfernt sind die ersten Häuser zu sehen. Reget drückt den Mess-Stab auf die Erde. "Hier beginnt das Grundstück", sagt der Experte.Das Grundstück: Bis in die sechziger Jahre wurden auf einer Teilfläche Kartoffeln gepflanzt, einige Obstbäume stehen in einer Reihe, dann beginnt der Wald. Damals kannten die Besitzer die Grundstücksgrenzen, ihre Kinder und Enkel aber nicht. Ganz zu schweigen davon, dass sie nicht wissen, was die Bäume im Wald wert sind und was man damit anfangen könnte.

Die Spitze des Stabes, den Reget festhält, enthält eine Antenne, die Satellitendaten empfängt und so wie bei einem Navigationsgerät den aktuellen Standort feststellen kann. Diese Daten überträgt das GPS-Gerät auf einen kleinen Bildschirm, auf dem die Katasterkarte des Areals zu sehen ist. Und auf dieser sehen wir, dass wir genau an einer Ecke der Parzelle 124/1 stehen. Einer Parzelle, die zum Teil im Wald liegt. Und genau darum geht es.

Der Förster Thomas Reget berät im Auftrag des Umweltministeriums die Privatwaldbesitzer im Saarland. 28 Prozent der saarländischen Waldflächen sind nämlich in Privatbesitz, das sind stattliche 26 000 Hektar. Dieser Wald gehört etwa 40 000 Menschen. Der saarländische Waldbauer besitzt demnach im Schnitt 1500 Quadratmeter Wald. Die Durchschnittsgröße einer Parzelle liegt bei 2500 Quadratmetern. Diese Kleinteiligkeit macht eine wirtschaftliche Nutzung des Privatwaldes oft schwierig.

Hier setzt die Hilfe des Privatwaldberaters Thomas Reget an. Er geht mit Interessenten vor Ort, begutachtet die Grundstücke. Dazu gehört auch, dass er die Lage der Parzelle mit Hilfe seines GPS-Gerätes ermittelt. So wie jetzt in Herscheid. "Diese Beratung und Begutachtung ist für die Privatwaldbesitzer kostenlos", unterstreicht Reget. Allerdings ist seine Einmessung unverbindlich: "Wer die ganz genaue Lage seines Grundstückes haben will, der muss dieses vom Landesamt für Katasterwesen vermessen lassen."

Sagt es und markiert die Grundstücksecke in Herscheid mit Hilfe einer Spraydose mit einem orangenen Kreuz.

Dann ermittelt er die nächste Ecke. Die ist etwa 18 Meter entfernt und liegt einige Meter im Wald. Auch hier wird gesprüht. Und dann sucht Reget die beiden etwa 170 Meter entfernten Grundstückskanten auf. Die sind zu unserer Überraschung mitten im Wald. Die Parzellen verlaufen halt nicht parallel zum Tal.

Insgesamt ist das Grundstück 3060 Quadratmeter groß, umfasst also 0,36 Hektar. "Das hier ist eine ganz typische Situation für viele kleine Waldbesitzer im Saarland", sagt Ministerialrat Michael Klein vom Umweltministerium. Beim Rundgang durch die Parzelle erläutern er und Reget, was der Waldbesitzer im zweiten Schritt tun könnte. Sie zeigen auf sogenannte Zukunftsbäume. Die Bäume daneben, die diesen Zukunftsbäumen die Sicht nehmen, sollten gefällt werden. Dann hat der ausgewählte Baum bessere Entwicklungschancen. Klein geht zu einer Eiche: "Die ist etwa 80 Jahre alt, kann noch gut 100 Jahre wachsen." 100 Jahre? Klein: "Eine langfristige Wertanlage. Wir Förster denken in Generationen."

Allerdings könne man auch aus dem heutigen Bestand einiges machen, so der Experte und marschiert zielstrebig auf eine dicke Buche direkt am Waldrand zu: "Die eignet sich für Brennholz." Zehn bis zwölf Raummeter, so schätzt er, könne man ernten. Verkaufswert bei einem Preis von etwa 70 Euro pro Meter immerhin 700 bis 840 Euro. Allerdings muss man dann den Baum selbst fällen und klein machen. Das kann und will nicht jeder.

Reget empfiehlt die Durchforstung der kleinen Parzelle. Und auch der angrenzenden. Auch dazu ist nicht jeder Privatbesitzer in der Lage. Hier helfen die beiden Forstbetriebsgemeinschaften im Saarland weiter. In diesen haben sich private Waldbesitzer zusammengeschlossen. Sie leisten Hilfe zur Selbsthilfe bei den Waldbauern. Und organisieren auch, wenn gewünscht, Durchforstungen nebeneinanderliegender Grundstücke.

Wer wissen will, wo er und was für Wald er besitzt, der kann sich an den staatlichen Privatwaldberater Thomas Reget wenden, Telefon (0 68 71) 50 26 18.

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