Der Mensch als Ausgangspunkt

St. Ingbert/Mettlach. Mit einer neuen Museums-Ausstellung stellt Villeroy & Boch eine Künstlerin vor, die durch traditionelle Raku-Technik und Experiment zu neuen gestalterischen Aussagen im Material der Keramik gelangt. Die Skulpturen Sigrid Caspars sind bis zum 31. Dezember im Keramikmuseum in der Alten Abtei, Mettlach, zu sehen

 Sigrid Caspar im Atelier inmitten ihrer Engel. Foto: Cornelia Jung

Sigrid Caspar im Atelier inmitten ihrer Engel. Foto: Cornelia Jung

St. Ingbert/Mettlach. Mit einer neuen Museums-Ausstellung stellt Villeroy & Boch eine Künstlerin vor, die durch traditionelle Raku-Technik und Experiment zu neuen gestalterischen Aussagen im Material der Keramik gelangt. Die Skulpturen Sigrid Caspars sind bis zum 31. Dezember im Keramikmuseum in der Alten Abtei, Mettlach, zu sehen.Immer wieder ist die menschliche Gestalt Ausgangspunkt für Caspars Skulpturen. Formal abstrahierend konzentriert sich die Künstlerin auf Motive und Ausdruckswerte, die sie mit gezieltem Einsatz spezieller keramischer Techniken realisiert. Zu diesen künstlerischen Motiven zählen Verwandlung und Entfaltung ebenso wie Trauer und Angst und die allem Sichtbaren zu Grunde liegende Einheit der Natur. Ihre humorvolle Seite spielt Sigrid Caspar vorwiegend in der Tierplastik aus. Neugierige Pinguine, verschmitzte Katzen oder skeptische Hasen spiegeln in Pose und Mimik wohl bekannte Emotionen. Diese hintergründige Ausstattung der Tierwelt mit "allzu menschlichen" Eigenschaften offenbart Caspar als ausgezeichnete Porträtistin.

Die Werkstatt der Künstlerin befindet sich im Innovationspark St. Ingbert. Ein erweitertes Atelier ist die Natur selbst. Denn gleich neben der Werkstatt erstreckt sich ein wild-romantischer Skulpturen-Garten. In freier Inszenierung treten hier abstrakte und figürliche Keramiken in einen Dialog. Den Boden verlassen, die Flügel spannen Keramik, insbesondere die Bearbeitungsmöglichkeiten der Oberfläche, bietet der Künstlerin ein unerschöpfliches Potenzial zur Verwirklichung ihrer Ideen. Das Erdige, Raue des Tons, oft vermischt mit Sand und Sägemehl, interessiert sie. Doch formt sie gerade hieraus Gestalten, die Festigkeit mit einer rätselhaften Leichtigkeit verbinden.

Aus Metall beispielsweise scheint das Objekt "Siegfried" geformt - eine Anmutung, die durch Oxidation von Kobald, Kupfer, Mangan und Eisen entsteht.

Das Motiv der Flügel nimmt Caspar auch in manieristisch lang gestreckten, "schwerelosen" Kleinplastiken auf. Die expressiv schmalen Figuren Giacomettis, auf die sich die Künstlerin bezieht, inspirierten auch zu größeren Plastiken wie "Mensch". Die hohe, klar konturierte Figur ist aus einzelnen Elementen sichtbar zusammengesetzt. Unruhig wirkt die weitgehend glatte Oberfläche. Dadurch, dass nach dem Brand Kohlenstoff angeworfen wird, verstärkt sich das für die Raku-Technik typische Krakelee der Glasur. Die Skulpturen zeigen die Tendenz der Künstlerin zur Abstraktion, die auch im Fliesenbild "EKG" zu Tage tritt und an ein medizinisches Diagramm, das die Herzfrequenz abbildet.

Über existenzielle Erfahrungen hinaus sind es für Sigrid Caspar auch die scheinbar banalen Dinge der Alltags, die Anreiz zum Gestalten, zu Verfremdung und Formspiel geben. "Fundstücke" ähnlich den "objets trouvés". red

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