Der König und sein fernes Land

Homburg. Die Besucherzahl beim letzten Vortrag der gebürtigen Polin Iwona Wiemer über Stanislaus Leszczynski (1677 bis 1766) im November vergangenen Jahres im Edelhaus in Schwarzenacker zeigte, dass nicht nur in Zweibrücken, wo der polnische Exilkönig in Jahren 1714 bis 1719 lebte, seine Popularität auch heute noch groß ist, sondern auch in Homburg

 Die Homburgerin Iwona Wiemer (links) bei einem ihrer früheren Vorträge. Foto: Hollinger/SZ

Die Homburgerin Iwona Wiemer (links) bei einem ihrer früheren Vorträge. Foto: Hollinger/SZ

Homburg. Die Besucherzahl beim letzten Vortrag der gebürtigen Polin Iwona Wiemer über Stanislaus Leszczynski (1677 bis 1766) im November vergangenen Jahres im Edelhaus in Schwarzenacker zeigte, dass nicht nur in Zweibrücken, wo der polnische Exilkönig in Jahren 1714 bis 1719 lebte, seine Popularität auch heute noch groß ist, sondern auch in Homburg. Hier besuchte die Familie oft die Franziskanerkirche (heute die Synagogen-Ruine). Auf Einladung des Historischen Vereins und der VHS Homburg spricht die Hobby-Historikerin Wiemer, die seit Jahren in Homburg lebt und sich der Geschichte der einstigen polnischen Adelsfamilie verschrieben hat, in einem anschaulichen Vortrag über Stanislaus Leszczynski. Die Veranstaltung findet am Mittwoch, 8. Februar, 19.30 Uhr, im Siebenpfeifferhaus, Kirchenstraße, statt.Zwei Mal wurde Stanislaus in der Adelsrepublik Polen und Litauen zum König gewählt, zwei Mal war es ihm nicht vergönnt seinen Staat zu regieren, zweimal musste er ins Exil. Die erste Exil-Zeit führte den entmachteten und enteigneten Stanislaus 1709 über Schweden und die Türkei in die kleinste schwedische Provinz, in das Herzogtum Pfalz-Zweibrücken. Dort blieb Stanislaus mit seiner Familie (Mutter, Ehefrau, Tochter Anna, sie starb 1718 in Zweibrücken und Tochter Maria) und seinem 160 Personen zählendem Hof bis zum Tode seines schwedischen Protektors Karl XII. Als der nun ohne dessen Hilfe mittellos gewordene Stanislaus im Januar 1719 Zweibrücken verlassen hat, sah seine Zukunft hoffnungslos aus. Frankreich gewährte den königlichen Exilanten Asyl, und so ließen sie sich im März 1719 in Weißemburg/Elsass nieder. Das bescheidene Leben in dem Kleinstadt-Idyll wurde 1725 plötzlich unterbrochen.

Die Nachricht, die der König Stanislaus erhielt, ließ ihn auf die Knie fallen: Seine Tochter Maria wurde zur französischen Königin gewählt. So heiratete die 22-jährige Maria Leszczynska, die ärmste Prinzessin Europas, am 15. August 1725 den 15-jährigen König Ludwig XV. Als Schwiegervater des französischen Königs bezog Stanislaus das Schloss Chambord. Die zweite Exil-Zeit führte König Stanislaus 1734 nach Königsberg, wo ihn der preußische König Friedrich Wilhelm I. Asyl gewährte. In dieser Zeit musste Stanislaus auf seine Rechte auf den polnischen Thron verzichten, durfte jedoch seinen königlichen Titel behalten und bekam Lothringen, dass nach seinem Tod durch das Erbrecht auf seine einzige Tochter, die Königin von Frankreich, also an Frankreich fiel. Erst als Herzog von Lothringen konnte Stanislaus seine Fähigkeiten als Herrscher beweisen.

Nicht gerade enthusiastisch wurde er 1737 von den Lothringern begrüßt. Doch als er 1766 starb, ist ein von ihm geäußerte Wunsch in Erfüllung gegangen: Kein andrer verstorbenen Herzog wurde bei seinem Tod von den Lothringern so sehr beweint wie er. Dass sie ihm ein monumentales Denkmal mit der Inschrift "Dem Wohltäter Stanislaus dankbares Lothringen" aufstellen werden, konnte der König nicht voraussehen, und schon gar nicht, dass er fast 250 Jahre nach seinem Tod von den Lothringern zu der bekanntesten und beliebtesten historischen Gestalt, gefolgt von Robert Schuman, einem der Väter der EU und Jeanne d'Arc, gewählt wurde. Mit fast 90 Jahren starb König Stanislaus an den Folgen der Verbrennungen, die er sich am Kaminfeuer zuzog. Seine letzte Worte waren: "Ich hatte solch ein unnormales Leben, wie sollte ich an einem normalen Tod sterben." red

Termin: Die gemeinsame Veranstaltung von Historischen Verein und VHS Homburg findet am Mittwoch, 8. Februar, 19.30 Uhr, im Siebenpfeifferhaus, Kirchenstraße, Homburg.

"Wie sollte ich an einem normalen Tod sterben?"

 Der polnische Exilkönig Stanislaus lebte von 1714 bis 1719 im benachbarten Zweibrücken. Foto: Stadtarchiv Zweibrücken

Der polnische Exilkönig Stanislaus lebte von 1714 bis 1719 im benachbarten Zweibrücken. Foto: Stadtarchiv Zweibrücken

Überliefertes Zitat von Stanislaus

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort