Der große Verkehrstest

Saarbrücken. Saarbrücken, eine autofeindliche Stadt? Rena Wandel-Hoefer zeigt aus dem Fenster ihres Büros des Diskontohochhauses. "Wir sind nicht autofeindlich. Da unten ist alles voller Blech", sagt sie. Die Baudezernentin hat hier einen guten Überblick. Aber auch der reicht nicht für klare Entscheidungen, wie es mit der Verkehrsplanung in Saarbrücken weitergeht

Saarbrücken. Saarbrücken, eine autofeindliche Stadt? Rena Wandel-Hoefer zeigt aus dem Fenster ihres Büros des Diskontohochhauses. "Wir sind nicht autofeindlich. Da unten ist alles voller Blech", sagt sie. Die Baudezernentin hat hier einen guten Überblick. Aber auch der reicht nicht für klare Entscheidungen, wie es mit der Verkehrsplanung in Saarbrücken weitergeht. Deshalb erfasst das Baudezernat die Verkehrssituation mit einem neuen Computerprogramm, um dann, wie Wandel-Hoefer sagt, "an den Schrauben zu drehen". Rund 22 000 per Zufallsprinzip ausgesuchte Saarbrücker waren am Donnerstag aufgefordert, ihre Bewegungen durch die Stadt zu dokumentieren - ganz gleich, ob sie mit dem Auto oder dem Bus durch die Stadt gefahren sind oder nur ein paar kurze Wege zu Fuß zurückgelegt haben. Die meisten der Stadt vorliegenden Daten über das so genannte Mobilitätsverhalten der Saarbrücker und der vielen Menschen, die fast jeden Tag hierher kommen, sind etwa 20 Jahre alt, sagt Wandel-Hoefer. Vor zwei Jahren hat das Baudezernat an einigen der rund 200 Kreuzungen, die die Planer Knoten nennen, "nachberechnet". Ergebnis: Wirklichkeit und alte Daten stimmen nicht mehr überein. Andere Ziele, neue WegeDas wundert die Baudezernentin nicht. "Nach 20 Jahren gibt es Verschiebungen." Die Menschen steuern andere Ziele in der Stadt an, suchen neue Wege. Um herauszufinden, wie und wohin sich die Menschen in der Stadt bewegen, hat der Rat bereits im vorigen Jahr 340 000 Euro bewilligt. Mit diesem Geld wird nicht nur die neue Datenerhebung finanziert. Es wird davon auch das neue Computerprogramm bezahlt, das Verkehrsströme berechnet und zeigt, was passiert, wenn man ins System eingreift - etwa wenn man eine Straße kurzzeitig sperrt oder eine Brücke abreißt und eine neue baut. Ende 2010 sollen die Daten vorliegen. Danach fangen die Verkehrsplaner mit der eigentlichen Arbeit an. Sie versuchen etwa, zu verhindern, dass Autofahrer Umwege fahren müssen, um ans Ziel zu kommen. Wandel-Hoefer nennt die Trierer Straße als Beispiel. Autofahrer, die vom Ludwigskreisel kommen, dürfen zurzeit nicht durch diese Straße fahren, sondern müssen unter Umständen über die Westspange wieder auf die Stadtautobahn, um in die City zu kommen. Umwege und damit Verkehrsbelastung zu vermeiden, ist ein Ziel der Verkehrsplanung. Ein anderes: Das Straßennetz soll belastbarer, der Verkehr flüssiger werden. "Die Leistungsfähigkeit eines Systems hängt weniger von der Breite der Straßen ab, sondern viel mehr von der Leistungsfähigkeit der Knoten." Es sei also kein Problem für den Autoverkehr, Straßenfläche für Radwege zu "opfern". Wo Radwege gebraucht und wo "Park & Ride"-Plätze zum Umsteigen vom Auto auf Bus und Saarbahn geschaffen werden, soll das neue Verkehrsmodell ebenfalls zeigen. Wohl 2012 entscheidet der Stadtrat über den neuen Verkehrsentwicklungsplan. Wenn die Untersuchung in einem guten halben Jahr ausgewertet wird, werde es "richtig spannend", sagt Wandel-Hoefer.

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