Der größte Triumph seiner Karriere

Trier · Der aus Neunkirchen stammende Läufer Florian Neuschwander wurde am vergangenen Samstag Vize-Weltmeister im Ultra-Marathon. Auf der 77 Kilometer langen und gebirgigen Strecke in Wales feierte er seinen bisher wohl größten Erfolg.

 77 Kilometer lang und rund 2500 Höhenmeter. Der Ultra-Trail, bei dem Florian Neuschwander in Wales jetzt Vize-Weltmeister wurde, hatte es in sich. Foto: Marc Prams

77 Kilometer lang und rund 2500 Höhenmeter. Der Ultra-Trail, bei dem Florian Neuschwander in Wales jetzt Vize-Weltmeister wurde, hatte es in sich. Foto: Marc Prams

Foto: Marc Prams

77 Kilometer. 2506 Höhenmeter. Mehrere Stürze. Unzählige Schürfwunden. Trotzdem ist Florian Neuschwander nur zwei Tage später wieder in Trier auf der Arbeit im Sportgeschäft. Auch wenn er am vergangenen Samstag Vize-Weltmeister im Ultra-Marathon-Trail wurde - jetzt muss der in Neunkirchen geborene Athlet wieder Geld verdienen.

Es war wohl eines der härtesten Rennen, das der 32-Jährige je absolvierte. Auf jeden Fall war es eines der längsten: "Ich bin im Training zwei Mal über 60 Kilometer gelaufen", sagt der Saarländer, der seit 2007 in Trier lebt. Viel mehr lässt sein Zeitplan auch nicht zu. Und so war vor dem Lauf im walisischen Conwy vor allem fraglich, was auf diesen letzten 17 Kilometern passieren würde.

"Es war schwer zu sagen. Ich hatte mir schon ausgerechnet, vielleicht unter die besten Zehn zu kommen", meint er. Und so ging er das Rennen erst einmal langsam an, nahe an seinen Trainingszeiten, um nicht zu früh an die Reserven zu müssen. "Und dann hatte ich noch genug Power", meint Neuschwander. Einen nach dem anderen holte er von der sechsköpfigen Spitzengruppe ein, nur der Brite Ricky Lightfoot blieb unerreichbar. Am Ende lief er in 5:45:16 Stunden ins Ziel ein. Der wohl größte Triumph seiner Karriere.

Und ein Erfolg, der noch höher einzuschätzen ist, wenn deutlich wird, dass Neuschwander kein Profi ist. All das bewältigt er als Amateur. Vor zwei Jahren wurde er Dritter bei den deutschen Marathon-Meisterschaften in Hamburg und in seiner persönlichen Bestzeit von 2:22:23 Stunden wurde er drittbester Deutscher beim Berlin-Marathon. Manchmal denkt der Neunkircher noch daran, was gewesen wäre, hätte er den Weg des Profis eingeschlagen: "Natürlich überlegt man, was für Zeiten drin wären, könnte man als Profi trainieren. Ich kann eine Stunde morgens trainieren und einen langen Lauf in der Woche absolvieren. Andere laufen vier Stunden am Tag." Doch dann denkt er an die Vorteile, die sein Amateur-Dasein bietet. Und der Wehmut verschwindet: "Man läuft als Profi auch mehr unter Druck. Ich habe halt Spaß und mache, worauf ich Lust habe." So wie damals 1997 als er als Spätberufener in Neunkirchen an seinem ersten Lauf teilnahm. Von da an ging es steil bergauf - bildlich und metaphorisch. Er lief für die LG Saar 70 in Ottweiler, für den LC Rehlingen, für Vereine in München und England. Neuschwander hat eine eigene Internetseite, zudem schreibt er einen Blog, auf dem jede Menge Bilder und ein ausführlicher Bericht des Rennens in Wales zu finden sind. Dort steht, dass jetzt erst mal drei Wochen Urlaub anstehen. Ohne Laufen. Oft verknüpft er aber auch beides: "Ich kann mir die Läufe aussuchen. Ich verbinde das meistens mit einem Urlaub. Erst ein Lauf und dann eine Woche Urlaub."

Jetzt will er seine Marathon-Bestzeit noch einmal unterbieten. Und dann? "Dann vielleicht noch einen Ultra-Trail. Irgendwo wo es schön ist. Ich will eigentlich nur noch durch schöne Landschaft laufen."

florian-neuschwander.de

run-with-the-flow.com

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