Der Bommel-Boom aus Picard

Saarlouis. An diesem Montag ist Heiligmorgen in der Saarlouiser Altstadt, und sie werden einander wieder zufällig treffen, ohne sich zu kennen. Erkennen aber werden sie sich sofort, die Saarlouiser Pink-Bommel-Träger. 80 waren es beim Heiligmorgen 2011, es könnten dieses Jahr mehr werden

Saarlouis. An diesem Montag ist Heiligmorgen in der Saarlouiser Altstadt, und sie werden einander wieder zufällig treffen, ohne sich zu kennen. Erkennen aber werden sie sich sofort, die Saarlouiser Pink-Bommel-Träger. 80 waren es beim Heiligmorgen 2011, es könnten dieses Jahr mehr werden. Pink Bommel ist der Markenname für handgehäkelte, mit Bommel und individuell handgestickten Emblemen vesehene Wollmützen aus Picard. Seit fünf Jahren existiert "Pink Bommel" als erfolgreiches kleines Familienunternehmen. Firmenchef Moritz Bender, 28, wird heute in der Altstadt dabei sein.Viele tausend Mützen und inzwischen auch andere Accessoires haben sie schon verkauft. Viele entworfen von Freundin Nicole Trinker, 26, gehäkelt von Moritz' Mutter Margot Bender, 63, vor allem von ihr bestickt nach individuellen Vorlagen, das Fleece in der Mütze penibelst eingenäht von Großmutter "Tildchen" Bender, 89, verrechnet und ordnungsgemäß verbucht von Vater Hans, 63, einem früheren Bundesbanker. Und weil es so viele Mützen sind, häkeln weitere ältere Damen mit. "Ohne sie", sagt Margot Bender zuhause in Picard, "wäre an solche Stückzahlen nicht zu denken."

Eine Woche dauert es im einfachen Fall wie beim Modell "Knollhuber" von der Bestellung bis zur Auslieferung, bei aufwendigeren Mützen bis zu 21 Tage. Das Stück zwischen 20 und 69 Euro. Außer in den USA. Eine Katalog in Colorado verkauft die Bommles, "handmade in Germany", für 198 Dollar.

Der Bommel-Boom begann in Innsbruck. Moritz Bender studierte dort Sportmanagement und Betriebswirtschaft, ist nebenbei Skilehrer. Er brauchte eine Mütze, passend zum Skianzug, und einen pinkfarbenen Bommel wollte er. Gab's nicht, und so bestellte er sie bei Muttern in Picard. Die hatte Handarbeit in der Schule gelernt, und von ihrer Mutter.

"Auf dem Innsbrucker Weihnachtsmarkt haben mich Fremde angesprochen, wo sie eine solche Mütze kaufen könnten", erinnert sich Moritz. "Das waren die ersten Bestellungen."

Mit Mützen habe es Sohn Moritz schon immer gehabt, erzählt Mutter Margot Bender. "Mit sechs Jahren wollte er unbedingt einen Tirolerhut zur Jeansjacke. Den hat er tatsächlich auch getragen."

Dank seiner und Freundin Nicoles Netzwerken in der Ski- und Mountainbiker-Szene wuchs die Fangemeinde nach Beginn der Pink Bommel-Produktion schlagartig. "Der erste Großauftrag waren 100 Mützen für die "Fumik Brothers", deutschen Meistern im Mountain-Bike-Fahren. Inzwischen war der Name "Pink Bommel" auch urheberrechtlich geschützt.

Die österreichische Slalom-Fahrerin Marlies Schild fragte nach Pink Bommels, andere Skifahrer und immer wieder Mountain-Biker. Eine Firma bestellte Mützen mit verschiedenfarbigen Bommeln, an denen sich die Teilnehmer einer gruppendynamischen Tagung erkennen sollten. Und so ging's weiter.

Bei der Internationalen Sportmesse Ispo in München gewann Pink Bommel 2010 einen großen Wettbewerb "BrandNew Award" für junge, neue Firmen. "Wir haben einen Nerv getroffen", erzählt Moritz Bender.

Werbung macht Pink Bommel nicht. Die gute Vernetzung, die Mundpropaganda hier im Saarland und die Internet-Gemeinde Facebook erzeugt genug Nachfrage.

Im Grunde kann man Pink Bommel auch als Facebook-Unternehmen verstehen. Über Facebook läuft viel. Viele schicken Entwürfe für das Mützenmotiv, das Margot Bender später aufstickt. Moritz Bender und Nicole Trinker haben gerade ihre Diplomarbeiten darüber abgeschlossen. Moritz hat untersucht, ob und wie die Facebook-Gemeinde Einfluss nehmen will auf den Kurs der Firma. "Viele wollen Impulse geben, die wir dann umsetzen sollen."

Aber der Produktion sind Grenzen gesetzt. Margot Bender: "Es gibt zu wenige, die so häkeln, und noch weniger, die frei sticken können. Wir hoffen besonders auf ältere Frauen, die Lust haben, mitzuarbeiten."

Bommel-Kunden aus Facebook wünschen sich auch andere Accessoirs wie Baseball-Caps für den Sommer. Die ersten gibt es schon. Ohne Bommel. Nicht aus Prinzip, sonden weil die Benders noch an einem System für abnehmbare Bommel tüfteln.

Kontakt: Tel. (0 68 31) 41 293.

Pinkbommel.de

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