Der AFC fürchtet die Kreisliga A Warndt

Saarbrücken. Am Schrank hinter der Theke steckt eine Autogrammkarte von Mike Frantz im Trikot des 1. FC Nürnberg. Ein wenig schief hängt sie da, das Autogramm selbst ist kaum zu sehen, vielleicht war es auch nie da. Es ist eine schöne Erinnerung an bessere Zeiten beim AFC Saarbrücken. Aber es ist auch ein Stich ins Herz

Saarbrücken. Am Schrank hinter der Theke steckt eine Autogrammkarte von Mike Frantz im Trikot des 1. FC Nürnberg. Ein wenig schief hängt sie da, das Autogramm selbst ist kaum zu sehen, vielleicht war es auch nie da. Es ist eine schöne Erinnerung an bessere Zeiten beim AFC Saarbrücken. Aber es ist auch ein Stich ins Herz. Diese besseren Zeiten scheinen ähnlich weit weg für den AFC wie Nürnberg oder die Bundesliga. Mike Frantz hat tatsächlich mal hier gespielt. Damals, als es noch eine Jugend gab, als es überhaupt noch eine aktive Mannschaft gab. Seit Anfang des Jahres gibt es nicht einmal die. Die Mannschaft wurde aufgelöst. Der letzte Verein auf der Folsterhöhe schien zugrunde zu gehen.

Doch seit Freitagabend gibt es wieder Hoffnung. In dem kleinen Clubheim mit dem rustikalen Charme sitzen und stehen gut 40 Menschen. "So viel war hier schon ewig nicht mehr los - zumindest nicht beim Training", sagt der ehemalige Spielertrainer Niklas Rech mit einem zartbitteren Lächeln. Es sind überhaupt viele ehemalige Spieler da. Die meisten spielen mittlerweile bei anderen Vereinen, aber es ist immer noch ihr AFC. "Sie haben gemerkt, was sie beim AFC hatten", sagt Maurizio Mele, eine der treibenden Kräfte hinter dem Neubeginn: "Vielleicht musste etwas passieren, damit etwas passiert." Es war ein schleichender Verfall beim AFC, der niemanden die Notbremse ziehen ließ. Jetzt hofft der Verein, dass der große Knall neue Kräfte freisetzt.

Und tatsächlich findet ein Neubeginn statt. Ein Vorstand wird gewählt, und die ersten Pläne für die kommende Saison gemacht. Der neue Vorsitzende Thomas Bauer (Foto: SZ) weiß, dass es schwer wird: "Ich bin hier, seit es den Verein gibt. Er ist mir zu wichtig, als dass ich ihn vor die Hunde gehen lassen würde." Wie Bauer geht es den meisten neuen Vorstandsmitgliedern. Sie wissen, dass der Neubeginn die vermutlich letzte Chance ist.

Es geht auch um Geld. Die alten Sponsoren sind weg, und neue sind schwer zu bekommen - eine Abmeldung gehört nicht zu den Schlagzeilen, die Geldgeber gerne lesen. Deshalb muss eine neue Mannschaft zusammengestellt werden. Eine Mannschaft, die den sofortigen Aufstieg schaffen kann, wie der zweite Vorsitzende Ludwig Thielen klar macht: "Das ist auch für uns eine Grundvoraussetzung. Wir wollen einen Kader aus 15 bis 20 Spielern, vielleicht sogar größer, um eine zweite Mannschaft zu bilden. Und irgendwann eine Jugendabteilung."

Natürlich hängt auch viel davon ab, in welche Liga die Mannschaft kommt. "Auch die Klasseneinteilung war einer der Gründe für den Absturz", sagt Maurizio Mele. Die Mannschaft musste nach der Ligareform des Saarländischen Fußballverbandes in der Bezirksliga Saarlouis spielen, während die Bezirksliga Saarbrücken vor der Tür liegt. Jetzt geht die Angst vor der Kreisliga A Warndt um - auch bei Mele: "Das wäre ein Rückschlag, sollten wir dort eingeteilt werden." Und von Rückschlägen hatte der Verein genug. jbö

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort