Nervenkrankheit ALS Den Computer steuert er mit den Augen

Püttlingen · In den sozialen Medien lässt Christian Bär tausende Menschen an seinem Schicksal teilhaben. Warum?

 Mit diesem Computer kann sich Christian Bär verständlich machen, das Gerät scannt die Augen des 40-Jährigen.

Mit diesem Computer kann sich Christian Bär verständlich machen, das Gerät scannt die Augen des 40-Jährigen.

Foto: Christian Bär

Nach seiner niederschmetternden Diagnose ALS hat sich Christian Bär nicht zurückgezogen. Im Gegenteil: Der 40 Jahre alte Vater eines kleinen Jungen (3) sucht die Öffentlichkeit: mit seiner Internetseite samt Blog, seiner Facebook-Seite und seinem Instagram-Profil, über die er Monat für Monat tausende Menschen erreicht. „Ziel ist es, die Krankheit bekannter zu machen und zu streuen, in der Hoffnung, dass irgendwo ein Pflänzchen keimt, das hilft, der Krankheit den Schrecken zu nehmen“, schrieb Christian Bär der SZ per E-Mail.

Bär, der in Köllerbach lebt, ist ausgebildeter Fachinformatiker für Systemintegration und studierter Diplom-Informatiker (FH). Er arbeitet in beratender Funktion für den Bereich Informationstechnologie bei der Saarbrücker Firma prego services. Bis vor wenigen Jahren war er Leichtathlet, er wanderte gerne, spielte Squash, setzte sich aufs Montainbike, segelte und spielte Gitarre.

Inzwischen hat er Pflegegrad vier, wird beatmet und ist zu 100 Prozent schwerbehindert. Familie, Freunde und Kollegen („spitzenmäßiger Arbeitgeber“) unterstützen ihn, auch habe er engagierte Ärzte und Therapeuten, schreibt er.

Sprechen kann Christian Bär nicht mehr, die Hände kann er auch nicht mehr benutzen. Trotzdem hat er, ohne fremde Hilfe, eine moderne Internetseite erstellt, auf der er über sich und den Fortgang seiner Krankheit informiert. Sie trägt den Titel „made by eyes“ (mit den Augen gemacht) – weil er sie mit seinen Augen erstellt hat und bearbeitet. Auch den Text oben hat er allein mit seinen Augen verfasst.

Das funktioniert so: Ein Sprachcomputer, der an seinem Rollstuhl befestigt ist, scannt Christian Bärs Augen und erkennt, wohin er auf dem Bildschirm blickt. Durch spezielle Programme werden ihm dann digitale Werkzeuge wie Maus und Tastatur angezeigt. So kann er sich auch verständlich machen: Eines der Programme liest das geschriebene Wort vor. „Somit habe ich wieder eine Stimme“, schreibt er. Alle Computer im Haus und auf der Arbeit bedient und steuert er auf diese Weise, auch sein Smartphone, Fernsehgeräte, Stereoanlage oder das Licht.

Kürzlich schrieb ihm ein früherer Kommilitone, den Bär seit zwölf Jahren nicht mehr gesehen hat: „Ich hoffe, noch viel und lange von dir zu lesen. Du bist Motivator und Mutmacher nicht nur für die kranken, sondern für alle Menschen!“

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