Debatte um kirchliches Spar-DiktatNeue Hoffnung für katholische Hochschulgemeinde

Saarbrücken. Gundo Lames ist anderen Managern gegenüber im Vorteil. Er kann von Gott reden, wenn er keine Antworten auf unangenehme Fragen hat. Lames ist Kirchenmanager, Direktor für "Ziele und Entwicklung" im Bischöflichen Generalvikariat Trier. Und am Montagabend im Johannes-Foyer, dem Versammlungsraum des Dekanats Saarbrücken, hat Lames viel von Gott geredet

 Der Trierer Bischof Stephan Ackermann, Ministerpräsident Peter Müller und der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann gestern im Saarbrücker Johannesfoyer. Foto: Becker&Bredel

Der Trierer Bischof Stephan Ackermann, Ministerpräsident Peter Müller und der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann gestern im Saarbrücker Johannesfoyer. Foto: Becker&Bredel

Saarbrücken. Gundo Lames ist anderen Managern gegenüber im Vorteil. Er kann von Gott reden, wenn er keine Antworten auf unangenehme Fragen hat. Lames ist Kirchenmanager, Direktor für "Ziele und Entwicklung" im Bischöflichen Generalvikariat Trier. Und am Montagabend im Johannes-Foyer, dem Versammlungsraum des Dekanats Saarbrücken, hat Lames viel von Gott geredet. Die Fragen kamen von Mitarbeitern der Institutionen, die auf der Spar-Liste des Bistums Trier stehen - und von Professor Friedhelm Hengsbach. Den Jesuiten und Fachmann für katholische Soziallehre hatte das Dekanat eingeladen, einen Blick auf das bischöfliche 40-Millionen-Euro-Spar-Paket zu werfen. "Verantwortungslos" sei es, erst einen Spar-Plan vorzulegen und sich anschließend erst Gedanken darüber zu machen, was Kirche wolle, wie die Seelsorge in Zukunft aussehen solle, sagte Hengsbach. Vor allem hätte mit den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern geredet werden müssen, bevor der Bischof seinen "verbindlichen Entwurf zur Kostensenkung" vorgelegt hat. Für Hengsbach, der von einer "Fremdherrschaft des Klerus" sprach, entsteht so der Eindruck: "Das Volk Gottes ist enteignet worden." Das führe dazu, dass Katholiken mit ihrer Führung "fremdeln".Die Bistumsleitung sehe dieses Fremdeln, sie habe die in der Kirche Engagierten nicht gut eingebunden, räumte Lames ein. Aber man müsse sehen, dass die Führung in Trier Verantwortung trage für 23 000 hauptberufliche Mitarbeiter. Und es werde ja nicht nur gespart, sondern auch investiert - etwa um Geistlichen in den Pfarreien Verwaltungskram vom Hals zu halten und das Ehrenamt zu fördern.Beim Personal zu sparen und Arbeit auf Ehrenamtliche abzuwälzen, habe mit der katholischen Soziallehre, die immer den Wert menschlicher Arbeit betont hat, wenig zu tun, merkte der Mettlacher Ökonom Hans Ludwig an. Martin Bauer, der Leiter des von der Schließung bedrohten katholischen Jugendcafés Exodus, formulierte es deutlicher: "Man kann doch nicht jetzt die Ehrenamtlichen verheizen, nachdem man Priester und andere Hauptamtliche verheizt hat."Hengsbach forderte eine Laien-Synode, die über den Kurs des Bistums beraten soll. Der Saarbrücker Dechant Benedikt Welter bat darum, "Züge, die so aufs Gleis gestellt sind, dass sie sicher gegen die Wand fahren, anzuhalten". Zumindest darauf hatte Gundo Lames eine klare Antwort. Der Spar-Plan werde nicht auf Eis gelegt. Da helfe auch das Stoßgebet von Alfred Staudt, dem Landesleiter der Gewerkschaft Verdi, nicht. Staudt bat: "Gott schütze unseren Bischof vor seiner Bürokratie."Saarbrücken. Nach dem gestrigen Treffen der saarländischen Landesregierung mit den Bischöfen von Trier und Speyer, Stephan Ackermann und Karl-Heinz Wiesemann, gibt es Hoffnung für die von der Schließung bedrohte Katholische Hochschulgemeinde in Saarbrücken. Ackermann sagte, dass ihn eine Demarche der Präsidenten der drei Universitäten Saarbrücken, Trier und Koblenz zugunsten des Erhalts der Uni-Gemeinden "sehr beeindruckt" habe. Im Fall Saarbrücken komme der Einwand hinzu, dass das Bistum erst vor wenigen Jahren auf dem Campus eine neue Kirche geweiht habe. "Was würde eine Schließung der Hochschulgemeinde für diese Kirche bedeuten?", fragte sich der Oberhirte.Ministerpräsident Peter Müller (CDU) und die beiden Bischöfe betonten die Gemeinsamkeiten. "Bei allem Wechsel und Wandel gibt es eine gute, vertrauensvolle Kontinuität", sagte Wiesemann mit Blick auf das erste Zusammentreffen mit einer Jamaika-Regierung. Müller lobte das Wirken Ackermanns als oberster Missbrauchsbeauftragter der katholischen Kirche als "außerordentlich verantwortungsvoll und verdienstvoll". Es gebe keine Alternative zur absoluten Transparenz, und dieser Weg werde von Ackermann beschritten. Müller lehnte eine Anzeigepflicht der Kirche ab, wenn die Opfer dies nicht wünschten. "Wir müssen uns vergegenwärtigen, dass es legitime Interessen der Opfer gibt, die ich respektiere", sagte er. Müller, selbst Katholik, erklärte, die Landesregierung sei dankbar für die Leistungen der katholischen Kirche im schulischen und vorschulischen Bereich. Wenn das Bistum Trier plane, bei den Kindertagesstätten zu kürzen, wolle das Land in Einzelfällen sehen, ob es helfen könne. Es gebe aber keine Systematik dafür . Wiesemann lobte Müller dafür, dass er konservative Werte in seinem politischen Handeln umsetze. dik

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