Das Wortsegel lässt sich feiern

Tholey. "Wir haben uns den Kopf zerbrochen und über Gedichte viel gesprochen". So lautet eine Zeile aus dem Werk, "Gedichte verstehen ist nicht so leicht". Es stammt von Lea Marie Dörr, Johanna Reuter und Erleta Masholaj, alle neun Jahre

 Wahrzeichen des Wettbewerbs: die Skulptur "Das Wortsegel" bei Sotzweiler. Foto: SZ

Wahrzeichen des Wettbewerbs: die Skulptur "Das Wortsegel" bei Sotzweiler. Foto: SZ

Tholey. "Wir haben uns den Kopf zerbrochen und über Gedichte viel gesprochen". So lautet eine Zeile aus dem Werk, "Gedichte verstehen ist nicht so leicht". Es stammt von Lea Marie Dörr, Johanna Reuter und Erleta Masholaj, alle neun Jahre. Ihr Beitrag war Teil einer öffentlichen Lesung ehemaliger Preisträger des Schreibwettbewerbs Wortsegel, vom Saar-Bildungsministerium initiiert. Deshalb trafen sich jetzt überwiegend junge Leute im Rathaussaal in Tholey, um den fünften Geburtstag des Wettbewerbs zu feiern.

Dass es mit dem Verständnis von Gedichten wirklich nicht immer so einfach ist, stellte auch Bürgermeister Hans Josef Schmitt (CDU) bei der Begrüßung fest. "Oh Gott, nicht schon wieder Gedichte!", beschrieb er häufige Schülerreaktionen, die wohl jeder Deutschlehrer kenne. Gedichte seien im Unterricht nicht immer beliebt. Oft stellten sich Schüler die Frage: "Wozu braucht man denn überhaupt Lyrik? Gibt es nicht wichtigere Dinge?"

Doch gerade in unserer komplexen, modernen Gesellschaft, in der die Medien oft die Rolle eines Miterziehers übernehmen würden, sieht Schmitt eine wichtige Aufgabe der Schule darin, den Schülern das "Schöne" nahe zu bringen. Kinder sollten Sprache nicht nur als ein Mittel der Information wahrnehmen. Sie sollten erkennen, dass Sprache Klang und Rhythmus hat. Dies könne man seiner Meinung nach am besten mit Gedichten beweisen.

Der kreative Umgang mit Sprache und die Sensibilisierung der Schüler für Gedichte ist das Ziel des Schreibwettbewerbs. Für dessen Erfolg ist Lisa Szygulla (17), Schülerin am Lebacher Geschwister-Scholl-Gymnasium, beispielhaft. Lisa ist vom Schreiben begeistert. Motiviert durch die Erfolge beim Schreibwettbewerb, veröffentlichte sie ein Buch mit 72 eigenen Gedichten.

"Unbedingt weiter schreiben" will auch Alina Kessler, 15 Jahre, vom Homburger Saarpfalz-Gymnasium. Angeregt durch ihre Lehrer, nahm sie 2009 erstmals am Wettbewerb teil und kann sich ein Leben ohne Gedichte nicht mehr vorstellen.

"Macht mit, so lange ihr noch könnt!", empfahl Maria Schäfer, bevor sie ihre gedichtete Biografie Wilhelm Buschs vortrug. Sie ist mit 20 Jahren inzwischen "leider zu alt", um Beiträge für den Schülerwettbewerb einzureichen.

Das ungewöhnlichste Stück des Abends war ein Beitrag der Grundschule in Sotzweiler von 2008: Nachdem sich eine große Schülergruppe vor dem neugierig wartenden Publikum versammelt hatte, zeigten die Jungen und Mädchen mit einer Sprechgesang-Darbietung, wie man Verse von Wilhelm Busch modern präsentieren kann. Dass die Schüler das Stück nach zwei Jahren immer noch auswendig vortragen konnten, bestätige das Konzept des Wettbewerbs, sagte Wortsegel-Organisatorin Jutta Backes-Burr. Sie war sehr zufrieden über den Erfolg der vergangenen Jahre. Auch 2010 sei es eine schwierige Aufgabe, aus den vielen kreativen Einsendungen die Preisträger zu küren. "Ich beneide die Jury nicht!", fügte sie scherzhaft an. Die Preisverleihung für den Wettbewerb 2010 ist am 16. Juni.

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