Radfahren Rehlinger strampelt für das Radland Saarland

Saarbrücken · Die Landesregierung will den Radverkehr stärker fördern. Dazu gehört auch ein Radschnellweg von Saarlouis nach Saarbrücken.

 Einen Radschnellweg (wie hier in Göttingen) könnte es bald auch im Saarland geben. Von Saarlouis bis Saarbrücken, so sieht es die neue „Radstrategie“ von Verkehrsministerin Anke Rehlinger (SPD) vor.

Einen Radschnellweg (wie hier in Göttingen) könnte es bald auch im Saarland geben. Von Saarlouis bis Saarbrücken, so sieht es die neue „Radstrategie“ von Verkehrsministerin Anke Rehlinger (SPD) vor.

Foto: dpa/Swen Pförtner

Die Ministerin naht im schweren Dienst-Audi, um den Saarländern die Vorzüge des Radfahrens zu preisen. Folgetermine drängen, schon klar. Irgendwie aber steht das aber doch symbolisch dafür, wie es ums Radeln im „Autoland“ Saarland bestellt ist: Man muss noch kräftig strampeln, damit die Region, in der 71 Prozent der Einwohner den PKW als Verkehrsmittel der Wahl sehen, zum Paradies für Pedaleure wird. Genau dafür tritt Wirtschafts- und Verkehrsministerin Anke Rehlinger (SPD) nun in Pedale. Und lässt auch was springen: 100 000 Euro 2019, und sogar eine Million Euro 2020 – sofern der Doppelhaushalt des Landes entsprechend beschlossen wird.

Mit einer neuen „Radstrategie“ soll vor allem das Bewusstsein fürs Radeln gestärkt sowie das Alltagsradfahren gefördert werden, erklärte Rehlinger gestern das Konzept. Eng habe man dafür mit Verbänden wie dem Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) zusammen gearbeitet. Beim touristischen Radeln liege das Land sowieso schon gut im Rennen. Mit rund 700 Kilometern Radwegen für Urlauber und Ausflügler könne man sich sehen lassen; der weitere Ausbau dieses Netzes sei daher nicht geplant.

Der Alltagsradverkehr dümpele jedoch bei zwei Prozent, bedauert die Ministerin. Folglich sei da noch viel zu tun, damit mehr Saarländer per Drahtesel oder Pedelec zu Schule, Uni oder Arbeit strampeln. Potenzial sei da. „Die Hälfte aller PKW-Fahrten im Saarland sind kürzer als fünf Kilometer“, so Rehlinger. Klassische Zweiraddistanz also. Und in Zeiten von E-Bikes sollten auch landestypische Anstiege nicht mehr sonderlich schrecken.

Daher wolle man mit der neuen „Radstrategie“ die „Radkultur“ fördern. Man werde Kampagnen wie das „Stadradeln“ weiterhin unterstützen, will stärkeren Verkehrsteilnehmen vermitteln, dass sie Rücksicht auf Zweiradfahrer nehmen – etwa mit einem Verkehrssicherheitstag, der sich speziell den tückischen Unfällen beim Abbiegen widmet. Zudem soll sich beim Service was tun, Abstellplätze für Räder an Bahnhöfen und innerorts entstehen sowie Ladestationen für E-Bikes. Man denke auch über ein Förderprogramm für Falträder nach, die in Bus oder Bahn weniger Platz wegnehmen. Überhaupt sei die bessere Verzahnung mit dem öffentlichen Verkehrsmitteln ein zentraler Punkt.

Wichtigster Partner bei der Rad-Offensive aber sind die Kommunen. Zwar gebe es in einer Reihe von Städten positive Ansätze, bilanziert ADFC-Landesvorsitzender Thomas Fläschner: „Rosig aber ist die Lage nirgends.“ Und immer dann, „wenn’s weh tut, wenn eine Straße zugunsten eines Radweges verengt werden soll, wird es schwierig.“ So will das Land nun den Kommunen beratend helfen, die Belange der Radfahrer wirklich in den Blick zu nehmen. Die bestehende Arbeitsgemeinschaft Alltagsradverkehr, in der Kommunen Verbände und Land an einem Tisch sitzen, wird dazu mit einer Geschäftsstelle ausgestattet. Und eine „Förderlotsin“ soll Städten und Gemeinden beistehen, um an Fördermittel für den Radwegausbau zu kommen.

Das Land selbst hält sich – fern des eher Ideelen – beim eigentlichen Radwegausbau an den „Radwegeplan“, der noch zu Zeiten der Jamaika-Koalition entstand. Demnach sind aktuell noch 141 Kilometer Radwege außerorts neben Straßen zu bauen. 25 Prozent der Überlandstraßen werden im Saarland bereits durch eigenständige Radwege flankiert. Zum Vergleich: In Rheinland-Pfalz sind es nur rund 9,4 Prozent.

Für den tatsächlichen Bau sowie die Instandhaltung der Radwege gibt das Land dieses Jahr rund 1,1 Millionen Euro aus. Das soll auch künftig in etwa so bleiben. Um aber Radwege besser planen zu können und die „Radstrategie“ umzusetzen, schaffe man zudem zwei Stellen, kündigte Rehlinger an. Wohl ein Ingenieur unter dem Dach des Landesbetriebs für Straßenbau und ein Arbeitsplatz direkt im Ministerium. Vor allem ein Prestigeprojekt könnte das Radfahr-Tempo im Saarland erheblich beschleunigen. Ein Radschnellweg, der von Saarlouis über Völklingen bis zur Saarbrücker Uni führen soll, zum Teil über den Leinpfad an der Saar. Man bereite gerade eine Projektskizze vor, so die Ministerin, um mit dem Bund über die Förderung zu verhandeln. Wobei die Berliner Kriterien hart sind: Vier Meter breit muss so ein Expressweg sein und exklusiv für Radfahrer.

 Verkehrsministerin Anke Rehlinger (SPD)

Verkehrsministerin Anke Rehlinger (SPD)

Foto: dpa/Oliver Dietze

Nicht zuletzt will das Verkehrsministerium aber auch selbst Vorbild für Radfahrer werden und sich als „radfreundlicher Betrieb“ zertifizieren lassen. Und Anke Rehlinger will häufiger mal eines der immerhin fünf Diensträder ihres Hauses nutzen. Falls keine Folgetermine drängen.

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