Das leidige Problem mit Graffiti"Für uns ist das Sachbeschädigung"

Saarbrücken. Ein böses Erwachen gab es kürzlich für die Anwohner und Hausbesitzer der Frankenstraße im Saarbrücker Stadtteil Malstatt. In einer Nacht beschmierten bislang unbekannte Täter dort fast alle Häuser mit Parolen und hässlichen Kritzeleien. "Es handelt sich um blaue und schwarze Lackfarbe

Saarbrücken. Ein böses Erwachen gab es kürzlich für die Anwohner und Hausbesitzer der Frankenstraße im Saarbrücker Stadtteil Malstatt. In einer Nacht beschmierten bislang unbekannte Täter dort fast alle Häuser mit Parolen und hässlichen Kritzeleien. "Es handelt sich um blaue und schwarze Lackfarbe. Die geht überhaupt nicht ab", beschwert sich Heidrun Schalk-Bender, eine Hausbesitzerin, "das ganze Viertel ist beschmiert. Es ist eine Schweinerei." Hohe DunkelzifferDer Ärger scheint berechtigt. Schon vor zwei Jahren wurde die Familie Opfer von Schmierern. "Damals war es nur ein kleiner Schriftzug. Das hat fast 500 Euro gekostet, diesmal ist es sehr viel größer." Die Hausbesitzer haben Anzeige bei der Polizei erstattet, obwohl die Erfolgsaussichten nicht hoch eingeschätzt werden. "Die fahren zwar Streife im Viertel, aber beschützen können sie uns offensichtlich nicht", meint Heidrun Schalk-Bender. In Saarbrücken werden in jedem Jahr einige Dutzend Fälle solcher Schmierereien aktenkundig - die Dunkelziffer liegt allerdings sehr viel höher. Allein der Landeshauptstadt entstehen dadurch Reinigungs- und Renovierungskosten von durchschnittlich mehr als 50000 Euro. "Dabei sind die Schmierereien an Schildern sowie in Grün- und Sportanlagen noch gar nicht eingerechnet", sagt Stadtpressesprecher Thomas Blug. Auch die Aufwendungen im öffentlichen Personennahverkehr fehlen in der Auflistung. Gegen Graffiti können sich Verwaltung, Unternehmen und Privatleute kaum versichern. "Es gibt nur ganz wenige Gesellschaften, die ein solches Angebot im Programm haben", sagt Peter Christmann, Abteilungsleiter für Privatkunden bei den Saarland-Versicherungen, "solche Verträge beinhalten für den Versicherer ein nicht abzuschätzendes Risiko. Die Verträge beinhalten immer eine Jahres-Höchsterstattungsgrenze sowie eine stattliche Selbstbeteiligung." Zwar drohen geschnappten Sprayern hohe Geldbußen und die Zahlung von Schadenersatz, doch dafür muss man die Täter eben erst einmal überführen. Bei den Fällen in der Frankenstraße hat das Landeskriminalamt die Ermittlungen übernommen: Ausgang offen. Saarbrücken. Kriminalhauptkommissar Martin Hoffmann (Foto: cor) ist Leiter der Abteilung Jugendkriminalität der Polizei in Saarbrücken. Neben Raub, Diebstahl oder Körperverletzung beschäftigt sich die Einheit auch mit Graffiti und anderen Schmierereien. "Für uns ist das Sachbeschädigung", sagt der 45-jährige Beamte nüchtern, "auf künstlerischen Wert können wir keine Rücksicht nehmen." Auf Sachbeschädigung stehen laut Strafgesetzbuch bis zu zwei Jahre Haft, dazu kommen die zivilrechtlichen Folgen. Doch davon lassen sich "Sprayer" (sie machen Bilder), "Tagger" (sie fabrizieren Schriftzüge) und "Scratcher" (sie zerkratzen Oberflächen) nicht abhalten. "Taggen ist ein Jugendphänomen. Früher wurde der Name in den Baumstamm geritzt, heute verewigt man sich an Wänden", meint Hoffmann. Fast 300 Fälle werden der Saarbrücker Polizei pro Jahr gemeldet. "Wenn die Täter nicht direkt erwischt werden, gestalten sich die Ermittlungen schwierig." Die Erfolgschancen seien gering, zumal vor Gericht die Schuld zweifelsfrei bewiesen werden müsse. "Wichtig ist die Aufmerksamkeit der Bürger. Wenn die Leute etwas Verdächtiges beobachten, sollen sie sofort die Polizei verständigen." Für betroffene Hausbesitzer hat Hoffmann noch einen Tipp: "Solche Tags sollten nicht länger als 24 Stunden an der Wand zu sehen sein. Fehlt die Öffentlichkeit, verliert der Tagger das Interesse." cor

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