Das Knöllchen aus der Zukunft

Saarbrücken. Sie hatten sich beeilt, um rechtzeitig zurück zu sein. Sechs Minuten vor Ablauf der Parkzeit erreichten Edgar Meyer und seine Frau ihren Wagen vor der LVA in der Martin-Luther-Straße. Bis dahin war der 12. August ein gewöhnlicher Donnerstag für die beiden Saarbrücker. Sekunden später nicht mehr. Da waren die Meyers wütend, fassungslos, empört

 Städtische Hilfspolizisten ahnden Verstöße gegen die Parkvorschriften. Aber wenn sie dabei Fehler machen, reagieren die betroffenen Autofahrer empört. Edgar Meyer ist einer davon. Foto: dpa

Städtische Hilfspolizisten ahnden Verstöße gegen die Parkvorschriften. Aber wenn sie dabei Fehler machen, reagieren die betroffenen Autofahrer empört. Edgar Meyer ist einer davon. Foto: dpa

Saarbrücken. Sie hatten sich beeilt, um rechtzeitig zurück zu sein. Sechs Minuten vor Ablauf der Parkzeit erreichten Edgar Meyer und seine Frau ihren Wagen vor der LVA in der Martin-Luther-Straße. Bis dahin war der 12. August ein gewöhnlicher Donnerstag für die beiden Saarbrücker. Sekunden später nicht mehr. Da waren die Meyers wütend, fassungslos, empört. Auslöser: ein Strafzettel über ein Verwarnungsgeld von fünf Euro. Nicht die Summe machte das Ehepaar wütend. Nein, es war die schwarz auf weiß dokumentierte Tatsache, dass von Falschparken keine Rede sein konnte. Ausgestellt war der Zettel um 14.34 Uhr 43 Sekunden, also 29 Minuten und 17 Sekunden vor Ablauf der Parkzeit. Bezahlt hatte Meyer bis 15.04 Uhr.Edgar Meyers erste Gedanken? "Das hat Folgen. So geht's nicht." Schon zehn Minuten später stand er im Ordnungsamt und protestierte. "Nach Sichtung des Beweismaterials hat man mir eine Prüfung des Sachverhaltes versprochen."

Das Ergebnis dieser Prüfung hat Meyer schwarz auf weiß, einen Brief aus dem Ordnungsamt: "Sehr geehrter Herr Meyer, nach Überprüfung ist vorgenannte Verwarnung von der städtischen Verkehrskontrolle versehentlich ausgestellt worden. Ich entschuldige mich für eventuelle Unannehmlichkeiten. Das Verfahren ist gemäß Paragraf 46 Ordnungswidrigkeitengesetz eingestellt worden. Mit freundlichen Grüßen " Meyers Empörung ist inzwischen abgeklungen. Ein ungutes Gefühl lässt ihn aber nicht los. "Es kam doch nur zu diesem Entschuldigungsbrief, weil ich mich gewehrt habe. Autofahrer sollten gegen jegliche Willkür und Abzockerei vorgehen."

Stadtpressesprecher Thomas Blug bedauert den Vorfall natürlich. Andererseits betont er, mit Abzocke habe der Kommunale Ordnungsdienst nichts zu tun. Im Gegenteil: "Er bringt viel Personalaufwand mit sich und kostet eine Menge Geld." Als Beispiel nennt Blug die Bilanz von 2009: "Wir haben 144 859 Parkverstöße geahndet, was 1,65 Millionen Euro erbrachte. Aber die Ausgaben lagen leicht darüber. Der Kommunale Ordnungsdienst ist keine Geldquelle. Wir kontrollieren zum einen für mehr Verkehrssicherheit, damit rücksichtslose Parker nicht andere gefährden. Und zum anderen kontrollieren wir, damit jeder eine Chance hat, einen Parkplatz zu bekommen." Im konkreten Fall sei das Verfahren sofort eingestellt worden, nachdem Edgar Meyer sich beschwert und es eine Rücksprache mit dem Hipo gegeben hatte. Blug sagt, der Mitarbeiter habe einen Fehler gemacht. Und der Stadtsprecher ergänzt: Bei solchen Fehlern handele es sich um Einzelfälle. "Das hat Folgen. So geht's nicht."

Edgar Meyers

erste Reaktion

"Vorgenannte Verwarnung ist von der städtischen Verkehrs-

kontrolle versehentlich ausgestellt worden."

Aus dem Schreiben des Ordnungsamtes

an Edgar Meyer

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