Das Chanson verstummt

Saarbrücken. Bereits 2010 ließ die Landeshauptstadt die jährliche Konzertreihe "Chanson in der Schule" einmal ausfallen. Wegen organisatorischer Probleme, wie es damals hieß. Die im September 2011 nachgeholte 23. Ausgabe mit der Sängerin Thérèse aus Nantes könnte nun die letzte überhaupt gewesen sein. Denn die Stadt will die Reihe nicht mehr weiterführen

Saarbrücken. Bereits 2010 ließ die Landeshauptstadt die jährliche Konzertreihe "Chanson in der Schule" einmal ausfallen. Wegen organisatorischer Probleme, wie es damals hieß. Die im September 2011 nachgeholte 23. Ausgabe mit der Sängerin Thérèse aus Nantes könnte nun die letzte überhaupt gewesen sein. Denn die Stadt will die Reihe nicht mehr weiterführen. Das bestätigte Kulturdezernent Erik Schrader jetzt auf Anfrage der Saarbrücker Zeitung. Laut Schrader hat die Stadt diese Entscheidung weniger getroffen, um Geld zu sparen, sondern wegen des organisatorischen Aufwands, den Chanson in der Schule für die Stadtverwaltung bedeute. Die Stadt veranstaltet die einwöchige Konzertreihe für Schüler im Kleinen Theater zwar in Kooperation mit den Bildungsministerien des Saarlandes und von Rheinland-Pfalz. Doch die Ministerien beteiligen sich in erster Linie anteilig an den Sachkosten (ohne Personal) von insgesamt rund 5000 bis 7000 Euro, so Schrader. Das Landesinstitut für Pädagogik und Medien suche die Künstler aus und erstelle die begleitenden Unterrichtsmaterialien. Das Kulturamt übernehme als Veranstalter die Gesamtorganisation. Auch angesichts der Leistungsverdichtung für die Mitarbeiter müsse man aber heutzutage Prioritäten setzen, sagt Schrader, und so auch bei bewährten Veranstaltungen fragen, ob sie zur Angebotsstruktur und zur Förderkulisse der Stadt Saarbrücken passen. Zum einen sei die städtische Kulturförderung eher auf nicht-kommerzialisierbare Kultur und die Förderung lokaler Künstler ausgerichtet. Zum anderen richte sich Chanson in der Schule an Schülerinnen und Schüler weiterführender Schulen. Daher könne man eher das Bildungsministerium in einer gewissen Verantwortung für die Reihe sehen und unter dem Aspekt, wer Träger der weiterführenden Schulen und des örtlichen Jugendamtes sei, den Regionalverband und nicht die Stadt.Das Bildungsministerium habe Verständnis für die Entscheidung der Landeshauptstadt, bedauere jedoch deren Ausscheiden als Projektträger, teilt Pressesprecher Erik Harms-Immand auf Anfrage mit. Das Ministerium suche derzeit nach alternativen Kooperationspartnern. Aus diesem Grund könnten noch keine konkreten Aussagen über eine Fortführung des Projektes und die Art einer künftigen Projektumsetzung getätigt werden. "Da das Projekt ein wichtiges Instrument ist, den kulturellen Austausch mit unseren französischen Nachbarn zu pflegen, und da die Vermittlung französischsprachiger Liedtexte eine gute Ergänzung zum Sprachunterricht darstellt, ist die Aufrechterhaltung dieses Projektangebotes aus Sicht des Ministeriums erstrebenswert".

Meinung

Zu viel Arbeit für das Amt?

Von SZ-RedakteurinSusanne Brenner

Hunderte von Jugendlichen strömten Jahr für Jahr in Saarbrücken in die Konzerte von Chanson in der Schule und erlebten dort, dass Französisch eine Sprache ist, in der man sehr gute, angesagte Popmusik machen kann. Den einen oder anderen Schüler hat das bestimmt motiviert, sich mit etwas mehr Begeisterung dem Vokabel-Pauken zu widmen. Diese Veranstaltungen liefen bestens, als das Ganze noch im Rahmen der Perspectives gGmbH vom damaligen Leiter des Kleinen Theaters, Christian Caimacan, betreut wurde. Als die Festival-Gesellschaft aufgelöst und Caimacan nach einem längeren Rechtsstreit gekündigt worden war, begann der Niedergang. Chanson in der Schule sollte nun vom städtischen Kulturamt organisiert werden - und das hat offensichtlich nie geklappt. Mal fiel es ganz aus, mal wurde der Termin verschoben, mal das Ganze so spät angekündigt, dass es für die Schulen fast zu spät gewesen wäre und die Künstler ums Haar vor leeren Rängen gesungen hätten. Insofern ist es sicherlich konsequent, dass die Stadt das Ganze nun abgibt. Offensichtlich gibt es in der Kulturverwaltung niemanden, der dieses Projekt mit Herzblut weiterbetrieben hätte. Das ist natürlich ein Armutszeugnis in einer Stadt, die sich ständig für ihre frankophile Seite lobt.

Man kann nur hoffen, dass sich jetzt wenigstens beim Land jemand findet, der erkennt, wie wichtig solche Angebote sind. Gerade in unserer Region, wo trotz Grenznähe die Jugendlichen lieber Englisch lernen, weil ihnen die französische Kultur viel zu wenig vermittelt wird, sollte sich jemand verantwortlich fühlen. Sonst ist die Reihe tot. In jedem Fall zeigt sich wie so oft: Ob etwas klappt oder nicht, hängt meistens an einzelnen Menschen.

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