Damit sich Minischweine länger "sauwohl" fühlen

Saarbrücken. "George Clooney war Schuld für den Minischweine-Boom, meint meine Freundin. Sein Schwein war in allen Medien", sagt Tierschützerin Dagmar Kliebenstein und lacht. Dann wird sie wieder ernst, schließlich geht es um ihre Herzensangelegenheit: ein artgerechter Umgang mit sogenannten Minischweinen

 Draußen fühlen sich die Minischweine "sauwohl". Foto: Oliver Dietze.

Draußen fühlen sich die Minischweine "sauwohl". Foto: Oliver Dietze.

Saarbrücken. "George Clooney war Schuld für den Minischweine-Boom, meint meine Freundin. Sein Schwein war in allen Medien", sagt Tierschützerin Dagmar Kliebenstein und lacht. Dann wird sie wieder ernst, schließlich geht es um ihre Herzensangelegenheit: ein artgerechter Umgang mit sogenannten Minischweinen. Als Vereinsmitglied der "Schweinefreunde" kümmert sie sich seit Jahren um die Vermittlung der domestizierten Tiere, die von ihren überforderten Besitzern ausgesetzt oder abgegeben werden. Ursprünglich als Glücksbringer oder niedliches Haustier gedacht, werden die Schweine bei unüberlegter Anschaffung oft zur Belastung. Bundesweit warten rund 350 auf ein neues Zuhause. "Immer wieder müssen Tiere leiden, weil sich die Menschen im Vorfeld nicht ausreichend informieren", sagt Kliebenstein, die ihre vier Minischweine außerhalb von Saarbrücken in einem über 700 Quadratmeter großen Privatgehege hält.Entgegen der landläufigen Vorstellung können die Tiere je nach Art, wenn sie mit vier Jahren ausgewachsen sind, bis zu 100 Kilogramm schwer und einen halben Meter hoch werden und verlieren für viele ihre Niedlichkeit.

Auf Niedlichkeit setzt auch ein Hobby-Züchter aus dem Saarland, der ungenannt bleiben möchte. "Ich habe meine Schweinchen auf Farbvielfalt, Kleinwüchsigkeit und Robustheit gezüchtet", sagt er. Den Vorwurf, dass viele Züchter falsche Futteranweisungen gäben, um die Tiere künstlich klein zu halten, weist er zurück. "Man muss ein Gespür dafür entwickeln, was die Schweine brauchen", sagt der Züchter, dessen Schweine nach eigenen Angaben bis zu 30 Kilo wiegen. Naturgemäß versuchten die Tiere, sich einen massigen Fettvorrat anzufressen, um Ferkel zu säugen und durch den Winter zu kommen. Diesen bräuchten sie allerdings bei einer Mischhaltung der Schweine im Haus und Garten nicht, sagt er.

Laut des für Tierschutz zuständigen Landesumweltministeriums gehört zu einer verhaltensgerechten Haltung neben einem wetterfesten Stall auch "ausreichender Auslauf". Mindestens 200 Quadratmeter Freiluftfläche empfiehlt Kliebenstein für zwei Minischweine, deren Einzelhaltung als sogenanntes Rottentier verboten ist. Auch der Züchter rät zu mehreren Tieren bei genügend Platz auf dem Grundstück, drückt mitunter jedoch ein Auge zu. "Wenn eine Hausfrau viel Zeit hat, kann das Tier auch allein gehalten werden. So wie ein Hund kann auch ein Minischwein ein Familienmitglied werden", sagt er. Zurücknehmen würde er ein verkauftes Tier nur im Einzelfall, das Geld gäbe es nicht zurück.

Auch in der Futterfrage vertritt der Züchter, der bis zu 300 Euro pro Schwein nimmt, eine andere Ansicht. "Schweine sind Allesfresser. Zu einer ausgewogenen Nahrung gehören neben einem Spezialmüsli auch tierische Eiweiße", sagt er. Kliebenstein hingegen verweist auf das Seuchenschutzgesetz, das eine Fleischfütterung aufgrund der Seuchenübertragungsgefahr untersagt. Im Seuchenfall müssen die Tiere im Stall eingesperrt, gegebenenfalls sogar getötet werden. Denn auch Minischweine zählen als Schweine zu den Nutztieren - fernab jeder Niedlichkeit. dkl

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