Saarbrücken. Dieses Workcamp hat Tradition. Zum zwölften Mal versammelten sich am Samstag auf der Gedenkstätte Gestapo-Lager "Neue Bremm" in Saarbrücken freiwillige Helfer und brachten unter dem Motto "Buddeln und Bilden" die Geschichte in Erinnerung. "Dieses Jahr ist die Teilnehmerzahl gewaltig", sagte die 22-jährige Rieke Eulenstein, Vorsitzende des Landesjugendrings. Aber es gibt auch einiges zu tun: Die zahlreichen Informationstafeln müssen gereinigt, das Löschteichbecken von Unkraut gesäubert und zwei ehemalige SS-Barackenstandorte von Gras befreit und mit Schotter besser sichtbar gemacht werden.Eine typische Männerarbeit? Keinesfalls, sagte die 19-jährige Selina Dietz aus Völklingen. "Hier lernt man mehr als in der Schule - da wurden uns nur Bruchstücke der NS-Geschichte beigebracht. Hier wird einem dann erst klar, welches Ausmaß die Grausamkeiten annehmen konnten." Selina ist Mitglied im Verband der THW-Jugend, einem der insgesamt 22 Verbände, die sich seit den 70er Jahren für die Pflege dieser Gedenkstätte engagieren: dem "Lager der 56 Tage". "Der Name kommt daher, dass es hier niemand länger als acht Wochen ausgehalten hat", sagte Nico Kurz (13). "Entweder wurden die Gefangenen in ein anderes Konzentrationslager deportiert oder sie sind hier gestorben." In dem 1943 errichteten Gestapo-Lager wurden pro Jahr rund 20 000 Menschen gefangen gehalten und gefoltert. Die Gefangenen wurden hauptsächlich als Zwangsarbeiter eingesetzt. Sie waren Widerstandskämpfer oder politische Gefangene.

Auch der Zeitzeuge Horst Bernard, Gedenkstättenexperte und Mitglied der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes, war gekommen, um mit den Jugendlichen zu diskutieren. Viele von ihnen waren jedoch sprachlos und entsetzt nach den bildlichen Erzählungen Bernards vom Lagerleben. Später gingen sie wieder an die Arbeit, damit kein Gras über die Geschichte wächst. ind