Da staunt der "weiße Kenianer"

Dillingen. Seine Gegner nannten ihn ehrfürchtig den "weißen Kenianer". Über die 10 000-Meter-Distanz zählte Stéphane Franke in den Neunzigern zur absoluten Weltspitze. In seiner Parade-Disziplin war der zigfache deutsche Meister 1993 WM-Vierter in Stuttgart und 1996 Olympia-Finalist in Atlanta

Dillingen. Seine Gegner nannten ihn ehrfürchtig den "weißen Kenianer". Über die 10 000-Meter-Distanz zählte Stéphane Franke in den Neunzigern zur absoluten Weltspitze. In seiner Parade-Disziplin war der zigfache deutsche Meister 1993 WM-Vierter in Stuttgart und 1996 Olympia-Finalist in Atlanta. Doch eines war und ist der 44-jährige Berliner sicher nicht: ein Schön-Wetter-Läufer. Das stellt der zweimalige EM-Dritte beim Strecken-Test klar, knapp zwei Monate vor dem Start des fünften Dillinger Firmenlaufs. Kurz bevor sich der jetzige Eurosport-Kommentator mit einigen Teamchefs auf den flachen Kurs durch die City macht, gießt es wie aus Kübeln. Pünktlich zum Start lässt der Regen nach. Am 9. Juli, 18 Uhr, werden in der Merziger Straße bis zu 14 000 Laufsport-Fans aus 900 Unternehmen dem Startschuss entgegen fiebern. "12 600 waren es im Vorjahr. Das ist für das kleine Saarland gigantisch viel", staunt Stéphane Franke, der die Patenschaft für die größte saarländische Breitensport-Veranstaltung übernommen hat. Das heutige Starter-Feld ist überschaubar. Eskortiert von zwei Polizeifahrzeugen läuft die siebenköpfige Gruppe los. "Fünf Kilometer sind als Einstieg optimal. Man sollte aber vorher trainieren", empfiehlt Franke. Anfänger sollten den Lauf nicht zu schnell angehen, sich nicht überschätzen, rät der Trainer, der Damian Kallabis 1998 zum EM-Titel über 3000-Meter-Hindernis führte. Aber wie sieht das richtige Lauf-Tempo aus? Franke: "Man sollte sich noch gut unterhalten können." Lautstark angefeuertBeifall unterbricht seine Gedankengänge. Einige Dillinger müssen vom geheimen Testlauf Wind bekommen haben. Mit Rasseln bewaffnet feuern sie den kleinen Lauf-Pulk in der Friedrich-Ebert-Straße lautstark an. Am Lauf-Tag werden Tausende Schaulustige die Strecke säumen und Freunde, Verwandte oder Arbeitskollegen mit Beifall beflügeln. Für viele Starter wird es der erste längere Lauf sein. Er selbst habe als Zehnjähriger mit der Leichtathletik begonnen, sagt Franke. Mit 18 merkte er dann, dass er besser laufen als springen kann und spezialisierte sich. Er trainierte mit den Stars der damaligen Leichtathletik-Szene, und so stellten sich schon bald erste Erfolge ein. Heute läuft er nur noch drei Mal pro Woche. "Um mich fit zu halten und Stress abzubauen", sagt der Sachbuch-Autor. Einen Start in Dillingen könne er sich vorstellen. Darüber habe er mit Organisator Ralf Niedermeyer aber noch nicht geredet, sinniert Franke, bevor er beim Lauf über das Hüttengelände von Nebenmann Hubert Beck eine kurze Einführung in die Dillinger Stahlkocher-Geschichte erhält. "Sehr interessant. Hab' ich wieder was gelernt", bedankt er sich beim Lauftreff-Leiter "Fitte Hütte". Am Tor 1 verlässt die Gruppe das Werksgelände, biegt in die Dieffler Straße ein und passiert den Tunnel. Wenige Minuten später ist das Ziel erreicht. Bei 31:23 Minuten stoppt in der Berckheimstraße die Uhr."Aber die Mühe lohnt sich""Da waren wir aber sehr gemütlich unterwegs", grinst Franke, der eine Marathon-Bestzeit von 2:11:26 Stunden vorweisen kann. Knapp zwei Monate haben die Firmen-Jogger jetzt noch Zeit, den inneren Schweinehund an die Kette zu legen, die verstaubten Jogging-Schuhe aus der Kiste zu kramen und fleißig zu trainieren. Manchen "Sofa-Sportler" wird es Überwindung kosten. "Aber die Mühe lohnt sich", verspricht Franke ein unvergessliches Lauferlebnis. Anmeldungen unter www.firmenlauf-saarland.de.

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