Ex-FDP-Generalsekretär will wieder mitregieren Chatzimarkakis ist wieder zurück im politischen Geschäft

Saarbrücken · Der einstige FDP-Generalsekretär und EU-Abgeordnete ist jetzt Landeschef der Splitterpartei ÖDP. Er denkt schon über neue Koalitionsoptionen nach.

 Jorgo Chatzimarkakis wurde es bei der ÖDP „ganz warm ums Herz.“

Jorgo Chatzimarkakis wurde es bei der ÖDP „ganz warm ums Herz.“

Foto: dpa/Karlheinz Schindler

  Der frühere Generalsekretär der Saar-FDP, Jorgo Chatzimarkakis, kehrt im Saarland überraschend auf die politische Bühne zurück. Die Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP) wählte den 52-Jährigen zu ihrem Landesvorsitzenden. Chatzimarkakis schmiedet bereits große Pläne: Er will 2019 für den Saarbrücker Stadtrat und eventuell als OB kandidieren. Und er denkt schon über neue Koalitionsoptionen im Land nach: „Warum nicht eine CDU/ÖDP-Koalition?“

Bis dahin ist es freilich noch ein sehr, sehr, sehr weiter Weg. Der Landesverband der Kleinpartei hat nur 22 Mitglieder und musste gerade erst neugegründet werden, nachdem er 2016 die Arbeit eingestellt hatte. Das letzte Mal trat er 1999 zu einer Landtagswahl an (0,3 Prozent).

Chatzimarkakis sieht im Saarland gleichwohl großes Potenzial für die ÖDP, verweist etwa auf den hohen Anteil des Ökolandbaus. Die ÖDP habe den Anspruch, sich für ein naturbewussteres und familienfreundliches Leben einzusetzen. Dazu will er auch mit der Familienpartei zusammenarbeiten, die bei Landtagswahlen bereits Achtungserfolge von bis zu drei Prozent erzielt hat und ähnlich wie die ÖDP bürgerliche Wähler anspricht.

Seine Zeit als FDP-Generalsekretär (2002 bis 2010) und EU-Abgeordneter (2004-2014) hat „Chatzi“, wie er in der FDP genannt wurde, längst hinter sich gelassen. Die Linie der Partei gefalle ihm nicht mehr. Unumstritten war der 52-Jährige bei den Liberalen nie. Die einen hielten ihn für einen intellektuell brillanten Vordenker, die anderen für einen Dampfplauderer.

2014 verließ er die FDP aus Protest gegen die Euro-Politik. Er trat zur EU-Wahl  2014 in Griechenland (erfolglos) mit einer eigenen Partei an. Kurzzeitig arbeitete er auch als „Ehrenbotschafter“ für die Regierung in Athen. Schlagzeilen machte der Politikwissenschaftler 2011, als die Universität Bonn ihm den Doktortitel aberkannte.

Die ÖDP war 1981 aus der Umweltbewegung entstanden. In ihr organisierten sich damals jene Konservativen um den ehemaligen CDU-Bundestagsabgeordneten Herbert Gruhl, die sich zunächst an der Gründung der Grünen beteiligt hatten, dort jedoch schnell in eine Minderheit gegenüber den Linksalternativen gerieten.

Chatzimarkakis kehrt nun zu seinen politischen Wurzeln zurück. Von 1986 bis 1990 war er schon einmal ÖDP-Mitglied – wegen seiner Begeisterung für Wasserstoff, wie er sagt. Heute ist er Generalsekretär des europäischen Wasserstoffverbandes Hydrogen Europe in Brüssel. Als FDP-Politiker hegte er gewisse Sympathien für die Grünen, dachte 2007 sogar laut über eine Fusion beider Parteien nach.

In der ÖDP sieht er „so etwas wie Jamaika in klein“, bei dem Programm sei ihm „ganz warm ums Herz“ geworden. Die Partei wolle keine Leute mit großem Ego. Da habe er eine neue Seite an sich entdeckt, weil er sich habe zurücknehmen müssen. Denn an Selbstbewusstsein hat es „Chatzi“ nie gemangelt, auch jetzt nicht: In seinem neuen Amt will er als erstes Antrittsbesuche bei den Vorsitzenden der etablierten Parteien machen.

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